Internetnutzung

Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil des Alltagslebens entwickelt, zur Kommunikation und Unterhaltung, zur Information und als Arbeitswerkzeug. In Deutschland hat die Nutzung in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2011 sind inzwischen 73,3% der Deutschen online – bei der ersten Erhebung im Jahr 1997 waren es gerade mal 6,5%. Dass die Internettechnologie im privaten wie im öffentlichen Leben eine derart starke Rolle einnehmen konnte, liegt nicht zuletzt daran, dass die Bereitstellung von Breitbandverbindungen und der Erwerb der benötigten Hardware in den letzten Jahren erheblich günstiger und so für viele "bezahlbar" geworden ist (Schulmeister 2009, 99 f.).

Die höchsten Steigerungsraten bei der Internetnutzung in den vergangenen Jahren sind bei Personengruppen zu verzeichnen, die bis dahin deutlich zurücklagen – etwa bei Menschen mit geringerem formalen Bildungsabschluss und der Altersgruppe der über 60-jährigen. Dennoch besteht weiterhin die Gefahr einer digitalen Kluft, denn der Zugang zum Internet ist immer noch durch soziale, ökonomische, kulturelle und einige andere Faktoren geprägt, und es bestehen erhebliche Nutzungsunterschiede in Bezug auf Merkmale wie Geschlecht, Alter, Bildungsgrad oder den sozio-kulturellen Hintergrund.

Gerade im Bereich des E-Learning ist ein möglichst genaues Bild der Fertigkeiten und Zugangsmöglichkeiten der Lernenden wichtig, damit bei der Konzeption von Lernangeboten unterschiedliche Voraussetzungen der Lernenden berücksichtigt werden können: Bei manchen Personengruppen – etwa den „digital natives“ – wird die Fähigkeit, mit digitalen Medien umzugehen, als selbstverständlich vorausgesetzt, bei anderen wird das Fehlen solcher Kompetenzen von vornherein angenommen. Solche stereotypen Annahmen über unterschiedliche Nutzergruppen, unterschiedliches Nutzerverhalten und unterschiedliche Kompetenzen zeigen oft nur ein verzerrtes Bild der Realität. Auf dieser Seite erhalten Sie daher einen Überblick über aktuelle Erkenntnisse und Studien zur Internetnutzung verschiedener Personengruppen (insbesondere in Deutschland): Welche Merkmale haben welchen Einfluss darauf? Wo gibt es Ungleichheiten oder Einschränkungen? Konkrete Hinweise zur Gestaltung von E-Learning unter Berücksichtigung solcher Unterschiede erhalten Sie in der Vertiefung Gender Mainstreaming und Diversity im E-Learning.

Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss

Die Internetnutzung sinkt mit zunehmendem Alter deutlich. Zwar verzeichnete die Gruppe der über 60-Jährigen im Jahr 2011 die höchste Steigerungsrate bei der Internetnutzung: Ihr Anteil lag im April 2011 bei 34,5%, während es 2010 noch 28,2% waren. Dennoch liegt er deutlich unter den Nutzungsraten der jüngeren Generationen: So sind 47 % der ab 50-Jährigen und 95% der unter 50-Jährigen in Deutschland online (ARD/ZDF-Onlinestudie 2011).

Auch im Zusammenhang mit dem Merkmal Geschlecht gibt es auffällige Unterschiede in Bezug auf die Internetnutzung. So sind laut (N)Onliner-Atlas 2011 deutschlandweit insgesamt nur 68,9% der Frauen, aber 80,7% der Männer online. Allerdings lag im Jahr 2011 der Anteil der 14-29-jährigen Frauen bei der Internetnutzung mit über 97% erstmals knapp über der der gleichaltrigen Männer. Mit zunehmendem Alter sind Frauen jedoch deutlich unterrepräsentiert. Hier verdoppelt sich der Abstand zwischen Männern und Frauen etwa mit jedem Lebensjahrzehnt von 3,1% bei den 30-39-Jährigen auf 18,2% bei den 60-69-Jährigen.

Ein höherer Bildungsabschluss wirkt sich statistisch gesehen positiv auf die Internetnutzung aus. So nutzen trotz einer auch hier deutlichen Steigerung im Jahr 2011 nur 63,8% Prozent der Hauptschulabsolventen mit Lehre das Internet, während der Anteil von Personen mit Abitur bei etwa 90% liegt ((N)Onliner-Atlas 2011 , 16). Auch Frauen mit Abitur bzw. Hochschulreife sind nur zu 2,7% seltener online als Männer, bei abgeschlossenem Studium sogar nur zu 1,8% ((N)onliner Atlas 2011, 41-46).

Kinder und Jugendliche

Bei der ersten Durchführung der ARD/ZDF-Onlinestudie war das Internet nicht nur ein sehr neues Medium, es wurde auch überwiegend von jungen, gebildeten Männern genutzt (van Eimeren & Frees 2011, 334). Dies hat sich in den letzten 15 Jahren geändert, wofür nicht nur der Zuwachs an sogenannten Silver Surfern steht, sondern auch der Anstieg des Durchschnittsalters der Internetnutzer auf 40 Jahre (van Eimeren & Frees, 335).

Trotzdem bleiben Kinder und Jugendliche wichtige Ziel- und Nutzergruppen. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie sind alle deutschen 14-19-Jährigen zumindest gelegentlich online. 2010 nutzten schon 26% aller 6-13-Jährigen das Internet täglich, 49% ein- bis mehrmals die Woche. Dabei gab die Mehrheit der Kinder Kommunikationsplattformen als Lieblingsseiten an (Langzeitstudie Kinder, Information, Medien, KIM 2010, 31 f.). Die wichtigste Aktivität im Internet für Kinder ist allerdings die Suche nach Informationen mithilfe von Suchmaschinen: 68% der 6-13-Jährigen nutzten mindestens einmal pro Woche Online-Suchseiten.

Bei Jugendlichen hingegen sinkt der Anteil der Informationssuche im Internetnutzung auf  gerade einmal bei 14% und wird erst mit zunehmendem Alter wieder relevanter (JIM 2010, 32). In der Gruppe der 14-29-Jährigen wird das Internet regelmäßig zum Versenden und Empfangen von E-Mails sowie zur Nutzung von Suchmaschinen genutzt wird. Zugleich spielen mit zunehmendem Alter soziale Online-Netzwerken eine immer größere Rolle. Laut der Langzeitstudie Jugend, Information, Medien   (JIM, wie KIM vom Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (mpfs) durchgeführt), zählen rund 70% der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren zu den regelmäßigen Nutzern von Online-Communities wie Facebook oder schülerVZ. 63% nutzen Instant Messaging und mehr als die Hälfte verwendet E-Mail-Kommunikation (JIM 2010, 29).

Im normalen Schulkontext außerhalb des Computerunterrichts werden digitale Medien kaum angewendet (KIM 2010, 28 f.). Dies lässt den Schluss zu, dass die Kompetenzen zur Nutzung von Computer und Internet – auch für schulische Zwecke – oft eigeninitiativ und ohne pädagogische Begleitung erworben werden. Kinder und Jugendliche gehen offensichtlich mit Computer und Internet selbstverständlich und unbefangen um; dies bedeutet jedoch nicht, dass damit auch der Erwerb technischer Kompetenzen oder – in Lernkontexten besonders wichtig – einer erhöhten Medienkompetenz oder Informationskompetenz einher geht, etwa der Fähigkeit zu einer fundierten Recherche und zur Bewertung der gefundenen Ergebnisse. Auch ein „Transfer der durch den Umgang mit dem Computer erworbenen Kompetenzen auf das Lernen scheint noch nicht – oder zumindest nicht in dem erwarteten Maße – stattzufinden“ (Schulmeister 2008, 93).

Studierende

Laut ARD/ZDF-Onlinestudie sind 100% der 20-29-Jährigen, die sich in Ausbildung befinden, online. Das bedeutet: Alle Studierenden nutzen das Internet. Detaillierter wurde deren Nutzungsverhalten in einer Befragung von 4.400 Studierenden im Rahmen einer HISBUS-Studie untersucht, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung  (BMBF) geförderten Projekt des HIS-Instituts für Hochschulforschung (HIS-HF). Danach verbrachten 2008 73% aller Studierenden täglich ein bis drei Stunden im Internet, 23% mit vier bis sechs Stunden sogar noch länger (Kleimann, Özkilic & Göcks 2008, 5). Allerdings beziehen sich diese Daten sowohl auf die freizeitliche als auch auf die studienbedingte Online-Aktivitäten. Dies betrifft auch Social Communities wie StudiVZ oder Facebook, die nach der HISBUS-Studie von 51% der Studierenden ausgiebig genutzt werden. Prinzipiell lässt sich sagen, dass Studierende zu der Gruppe gezählt werden können, für die das Medium Internet enorm wichtig für Kommunikation, Information und Unterhaltung ist.

Betrachtet man die Online-Aktivitäten für Studienzwecke gesondert, so zeigt sich, dass das Internet vor allem für Recherche genutzt: Die mit Abstand höchsten Akzeptanz- und Nutzungswerte wiesen der digitale Suchdienste Google und die Online-Enzyklopädie Wikpedia auf (Kleimann, Özkilic & Glöcks 2008, 5 f.; Grosch & Gidion 2011, 63). Einer ebenfalls repräsentative Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) aus dem Jahr 2009 zufolge nutzte ein Großteil der Studierenden externe E-Mail-Konten und Instant Messenger allein für das Studium intensiv, z.B. um sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen auszutauschen (Grosch & Gidion 2011, 66 f.).

Bezüglich der Nutzung von E-Learning-Angeboten ergab sich folgendes Bild: Im Jahr 2008 griffen 93% der Befragten auf lehrveranstaltungsbegleitende Materialien zu (im Jahr 2004 waren es 68%). 35% gaben an, an ihrer Hochschule interaktive Lehrangebote zu kennen; genutzt wurden diese allerdings nur von 22% (im Jahr 2004 von 16%). Die Nutzung der weiteren abgefragten E-Learning-Formen – Televorlesungen, virtuelle Seminare, Praktika und Labore – stagnierte bei 5% oder darunter. Diese Zahlen müssen jedoch auch in Relation zum tatsächlichen Angebot gesehen werden; wie viele E-Learning-Angebote den einzelnen Studierenden überhaupt zur Verfügung standen, wurde in der Studie jedoch nicht erfasst. Die vergleichsweise geringe Beteiligung an E-Learning-Angeboten, die nicht nur die Möglichkeit zum rezeptiven Informationserwerb bieten, sondern auch davon leben, dass sich die Lernenden aktiv einbringen, beispielsweise über öffentliche Diskussionen oder Aufgabenlösungen, erklären die Untersuchungen mit einer ganzen Reihe von Faktoren: Oft handelt es sich danach nicht um verpflichtende Lehrangebote, sodass ein wichtiger Ansporn zur produktiven Teilnahme fehle (Kleimann, Özkilic & Glöcks 2008). Außerdem deuten weitere Erhebungen darauf hin, dass Studierende grundsätzlich seltener Internetangebote wahrnehmen, die auf eine regelmäßige, aktive Teilnahme der Nutzer aufbauen – also klassische Web 2.0-Inhalte im Sinne des "Mitmach"-Webs (Grosch & Gidion 2011, 74 f.).

Sehr wichtig bei der studienbezogenen Nutzung des Internets sind des Weiteren die Informationsangebote der Hochschulen. 86% der Studierenden greifen auf Online-Studieninformationen ihrer jeweiligen Hochschule oder ihres jeweiligen Fachbereichs zurück, 83% nutzen die bereitgestellten Portale mit Selbstbedienungsfunktion, etwa zur Prüfungsanmeldung oder zur Notenübersicht u.ä. Mehr als die Hälfte aller Studierenden verwenden Möglichkeiten zur Online-Evaluation von Lehrveranstaltungen sowie studentische Online-Communities. Aus der hohen Nutzung und Zufriedenheit kann der Schluss gezogen werden, dass die entsprechenden Angebote den Studierenden sehr bei ihrer individuellen, teilweise immer schwierigeren Studienplanung helfen (Kleimann, Özkilic & Glöcks 2008, 13 f.).

Menschen mit Migrationshintergrund

Erst seit wenigen Jahren rücken die Themen Migration, Integration und damit einhergehende Probleme vermehrt in den Fokus der Aufmerksamkeit und werden damit auch Gegenstand statistischer Untersuchungen. Entsprechend gibt es nur sehr wenige Zahlen über den Zusammenhang von Mediennutzung und Migrationshintergrund, obwohl im Jahr 2010 laut  Statistischem Bundesamt mit gut 15, 7 Millionen Menschen ein Fünftel der deutschen Bevölkerung über einen Migrationshintergrund verfügt und somit auch eine wichtige Zielgruppe für das Lernen und Lehren mit Medien stellt, nicht zuletzt durch den erhöhten Weiterbildungsbedarf allein in der Sprachförderung.

Migration ist eine höchst komplexe Angelegenheit. Ein sog. "Migrationshintergrund" setzt sich aus zahlreichen Faktoren zusammen, die einander gegenseitig beeinflussen, z.B.: Woher stammt eine Person? Weshalb ist sie migriert? Zu welcher Zeit ist sie ausgewandert? Wie ist der soziale Status? Grundsätzlich wird in den wenigen Studien, die in Deutschland durchgeführt wurden, unterschieden zwischen Migranten, die über eigene Migrationserfahrung verfügen (Migranten der 1. Generation), und denjenigen, deren Eltern migriert sind (Migranten der 2. Generation). Letztere gleichen sich im Wesentlichen an das Internetnutzungsverhalten der Bevölkerung ohne Migrationserfahrung an (Schofield 2006, 4-8; (N)Onliner Atlas 2008, 7). So ergab eine Sonderauswertung des (N)Onliner Atlas 2008, dass 75,3% der Migranten der 2. Generation das Internet nutzten, während nur 66,8% der Migranten 1. Generation online waren.

Weiterhin lässt sich feststellen, dass sich bei Migranten der sowohl der 1. als auch der 2. Generation die Internetnutzung mit der Berufstätigkeit steigt: Im Schnitt gibt es in der Internetnutzung von Berufstätigen einen Unterschied von 15 Prozentpunkten zu denen, die nicht erwerbstätig sind. In allen Bevölkerungsgruppen sind mehr Männer als Frauen online, jedoch zeigte die Sonderauswertung des (N)Onliner Atlasses, dass innerhalb der Gruppe der Migranten der 2. Generation durchschnittlich mehr Frauen das Internet nutzen als in den anderen Vergleichsgruppen ((N)Onliner Atlas, 7).

Obwohl es so wenige Daten und Erhebungen über die Internetnutzung von Menschen mit Migrationshintergrund gibt, zeigt sich gerade an dieser Gruppe, welche Implikationen mit der Internetnutzung einhergehen: Wie Untersuchungen von Dr. Kathrin Kissau zeigen, spielt das Internet eine große Rolle bei der Integration. So nutzen Migrantinnen und Migranten das Internet zu Zwecken der Information, was ihnen mehr Selbstständigkeit und Sicherheit im Aufnahmeland verleiht (Stichwort: "Empowerment"). Außerdem kann die Internetnutzung sie dabei unterstützen, sich mit geringeren Hemmungen Sprachkenntnisse zu erwerben, zum Beispiel durch Online-Kommunikation. Nicht zuletzt wird die aktive Teilnahme an gesellschaftlichen und politischen Prozessen gefördert: Beispielsweise bietet das Internet eine Plattform, Interessen öffentlich zu repräsentieren. Möglichkeiten, die gerne und aktiv in Anspruch genommen werden sowie erheblich zur Integration beitragen (Kissau 2008, 30-33). Die Internetnutzung stellt also im Bereich der Integration weitaus mehr dar als ein Mittel zum Zweck der Bildung.

Internationale Studierende

In den letzten zehn Jahren wuchs die Zahl der internationalen Studierenden an deutschen Hochschulen um 80%. Diese für den Bildungsstandort Deutschland sehr positive Entwicklung geht einher mit erhöhten Anforderungen an die Lehre und Betreuung der Studierenden. Die Hochschulen können nicht mehr von dem typischen bildungsbiographischen Hintergrund eines deutschen „Mittelschichtsabiturienten“ ausgehen, sondern müssen sich darauf einstellen, dass ihre Studierenden wesentlich heterogener werden Sie verfügen nicht nur über unterschiedliche Sprachkenntnisse, auch ihre verschiedenen kulturellen Hintergründe beeinflussen ihre Lernstile. In diesem Zusammenhang spielen digitale Medien eine wichtige Rolle, denn einer der großen Vorteile des E-Teaching ist die Möglichkeit, Lernprozesse individueller zu gestalten und verschiedene Lernstile produktiv einzubinden (vgl. zu den folgenden Ausführungen insbesondere Spelsberg 2010).

Dabei gilt für den Bereich E-Teaching, was auch für den herkömmlichen Hörsaal gilt: Um die Vielfalt der Studierenden produktiv in die Gestaltung von (Online-) Lernszenarien einzubeziehen, muss man sich mit den jeweiligen kulturellen Besonderheiten auseinander gesetzt haben: Woher kommen die Studentinnen und Studenten? Wie ist ihre kulturelle Prägung? Wo liegen ihre Stärken und ihre Schwächen? So zeigte etwa eine Untersuchung an der Berkeley University, dass der deutlich schlechtere Lernerfolg schwarzer und lateinamerikanischer Studierender in Mathematikkursen nicht (wie angenommen) auf den sozialen Hintergrund zurückzuführen war. Stattdessen erwies sich die ethnisch-kulturell begründete Praxis, allein zu lernen – im Gegensatz etwa zu chinesischen Studierenden, die in Gruppen arbeiteten und sich gegenseitig korrigierten – als wichtiger Ansatzpunkt, und die Unterstützung von Gruppenarbeiten führte zu signifikanten Erfolgen (Treisman 1992, zit. nach Schulmeister 2004, 137 f.). Ein anderer Ansatz ist das Konzept der sechs Kulturdimensionen des niederländischen Kulturwissenschaftlers Geert Hofstede. Danach sind es Angehörige individualistisch geprägter Kulturen eher gewohnt, im Lernprozess Eigeninitiative zu ergreifen, während Personen aus kollektivistisch geprägten Kulturen zumindest zu Beginn eher „vordefiniertere Lernpfade erwarten und benötigen“ (Spelsberg 2010, 37 f.).

Auch das in Lernprozessen wichtige Feedback sollte kultursensibel betrachtet werden, zumal in virtuellen Lernsituationen erschwerend hinzukommt, dass Feedback sich in asynchronen Lernszenarien zeitlich verzögert und keine non-verbale Kommunikation möglich ist. So kann vor bestimmten kulturellen Hintergründen auch ein konstruktiv-kritisches Feedback eher ein Gefühl des Gesichtsverlusts hervorrufen statt als Unterstützung verstanden zu werden. Auch ist beispielsweise Lernenden aus individualistisch geprägten Kulturen eine offene Auseinandersetzung wichtig, während Lernende aus kollektivistisch geprägten Kulturen direkte Auseinandersetzungen vermeiden.

Solche Aspekte sollten auch bei der Gestaltung von Online-Angeboten berücksichtigt werden und durch den Einsatz geeigneter technischer Werkzeuge unterstützt werden, z.B. interaktive Lernmedien zur selbstgesteuerten Aneignung von Inhalten, geschlossene Foren zum Abbau von Kommunikationshemmnissen, kooperative Lerntagebücher zum Austausch und Vergleich der individuellen Lernerfahrungen usw.

Anforderungen

Die hier vorgestellten Faktoren, die Einfluss auf das Internetnutzungsverhalten nehmen, lassen sich noch weitere Punkte ergänzen. So können beispielsweise die individuelle (Fremd-)Sprachkompetenz, der sozioökonomische Status oder die eigene wie auch die elterliche Bildungsbiographie den Zugang zum Internet und den Umgang damit beeinflussen. Oft werden das eigene Verhalten oder die eigenen Fähigkeiten durch eine Kombination der vorgestellten Faktoren beeinflusst.

Für den Bereich E-Learning liegt also die Herausforderung darin, den Blick für die - sehr individuellen - Hintergründe der Lernenden zu schärfen, um auf dieser Grundlage durch geeignete didaktische Konzepte und den Einsatz entsprechender Techniken etwaige Schwächen oder Ungleichheiten in den Kompetenzen abzubauen und die Stärken, die in den jeweiligen Fähigkeiten oder den unterschiedlichen Herangehensweisen liegen können, produktiv in die Lernprozesse miteinzubeziehen.

Weitere Informationen

    • e-Inclusion ist ein umfangreiches Themenportal der Europäischen Union (EU) über die Zusammenhänge von sozialer Integration, Informationsgesellschaft und Internet Technologien. Neben zahlreichen Informationen werden auf der Website auch von der EU geförderte Projekte aus Forschung und Praxis vorgestellt, die sich jeweils mit einem Teilaspekt dieses weiten Themenfeldes beschäftigen. Darunter ist zum Beispiel das Netzwerk "Bridge-IT", welches sich mit kultureller Diversität und gesellschaftlicher Teilhabe mithilfe digitaler Medien auseinandersetzt. Über http://www.bridge-it-net.eu/ gelangen Sie zum Portal.
    • Die Initiative D21 gibt jährlich den (N)Onliner Atlas heraus. 2007 veröffentlichte der gemeinnützige Verein, ausgehend vom Nationalen Integrationsplan der Bundesregierung, eine "IT-Roadmap zur gesellschaftlichen Integration", in der zahlreiche verschiedene Good-Practice-Beispiele sowie Handlungsempfehlungen zur "E-Integration", also zur gesellschaftlichen Integration mithilfe des Internets und anderen digitalen Medien, zusammen- und vorgestellt werden.
    • HISBUS, ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt des HIS-Instituts für Hochschulforschung (HIS-HF), sammelt repräsentative Aussagen von Studierenden über Hochschul- und Bildungspolitik, unter anderem zur Mediennutzung. Einen Überblick über alle bisher durchgeführten Erhebungen und Ergebnisse gibt das HISBUS Online-Panel.
    • Rolf Schulmeister, Professor für Pädagogik am Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung (ZHW) der Universität Hamburg, hinterfragt kritisch die These, es gebe eine bestimmte junge Generation, die - im Gegensatz zu älteren Menschen - intuitiv und kompetent mit digitalen Medien umgehe. Aufschlussreich in seinem umfangreichen „Work in Progress" Gibt es eine ‘Net Generation‘? ist auch der Rückgriff und ausführliche Vergleich nationaler wie internationaler Studien zum Internet- und Computergebrauch von Kindern, Jugendlichen und Studierenden.
    • Wie Kinder und auch deren Eltern mit dem Internet umgehen, das untersucht das Deutsche Jugendinstitut in mehreren, ebenfalls vom BMBF geförderten Projekten und Studien. Eine Übersicht finden Sie hier.

 

Letzte Änderung: 17.06.2015