Formen

Je nach Zielsetzung der Evaluation werden zwei grundsätzliche Anwendungsformen von Evaluation unterschieden: Die formative Evaluation zielt auf eine entwicklungsbegleitende Optimierung eines Lernangebots. Dagegen ist die summative Evaluation eine abschließende Bewertung einer bereits implementierten Bildungsmaßnahme (Scriven, 1972).

Formative Evaluation

Mit formativer Evaluation sind Evaluationsmaßnahmen gemeint, deren Ergebnis direkt in die Optimierung des jeweiligen Lehrangebots zurückfließt, sozusagen der "Formierung", der weiteren Entwicklung des Lehrangebots dient. Formative Evaluation wird zumeist entwicklungsbegleitend betrieben, sie steht der Idee der Qualitätssicherung nahe.

Beispiel

Sie können eine formative Evaluation durchführen, indem Sie den ersten Entwurf eines Lehrtextes drei bis vier Studierenden vorab zu lesen geben. Die Studierenden sollen dabei auf schwer verständliche Textstellen achten. Eine andere Möglichkeit ist, Ihr Material von einem Inhaltsexperten (zum Beispiel einem Kollegen) gegenlesen zu lassen, um zu prüfen, ob nichts Wesentliches vergessen wurde. Die Rückmeldungen der Studierenden bzw. des Experten liefern Erkenntnisse, die Sie nutzen können, um das Material zu optimieren.

Anwendung

Gerade bei der Planung und Entwicklung von virtuellen Bildungsprodukten ist ein Mindestmaß an formativer Evaluation wichtig, weil eine zeitliche und räumliche Distanz zwischen Konzeption und Entwicklung der Studienmaterialien und Nutzung durch die Lernenden liegen und die lange Planungs- und Entwicklungszeit für das Lehrangebot die Gefahr von Fehlentwicklungen bergen.

Methoden

Formative Evaluation geht in der Regel mit weniger aufwendigen, flexiblen, informellen Methoden einher. Methodisch nach vielen Seiten abgesicherte Untersuchungen sind entwicklungsbegleitend kaum zu realisieren. Zudem ist das Ziel formativer Evaluation, das Finden von Schwachstellen und die Optimierung des Lernangebots. Dazu genügen wenige Versuchspersonen. Zudem evaluiert man häufig nicht das gesamte Lehrmaterial, sondern nur jene Teile, die besonders wichtig sind oder die besonders kritisch erscheinen.

Summative Evaluation

Summative Evaluation setzt zumeist am bereits fertig entwickelten Lehrangebot an, wenn dieses implementiert wird. Die Funktion besteht in erster Linie in der abschließenden Bewertung der Wirkung und des Nutzens des Lehrangebots. Evaluationsergebnisse können zeigen, ob die Maßnahme tatsächlich so erfolgreich ist, wie Sie es erwartet haben, ob sie im Vergleich zu einem anderen Lernangebot "besser abschneidet" und Ähnliches.

Damit steht summative Evaluation der Idee der Qualitätskontrolle nahe. Jedoch können ihre Ergebnisse natürlich auch für die Weiterentwicklung des jeweiligen Lehrangebots genutzt werden, allerdings zumeist eher indirekt bzw. mittel- bis langfristig.

Methoden

Summative Evaluation ist meist an ein methodisch aufwendiges Vorgehen gekoppelt. Die explizite und systematische Anwendung empirischer, sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden soll zeigen, dass die beobachteten Effekte eines Programms wie etwa Wissenszuwachs, Lernerfolg, Lerntransfer, Studienabbruch, eine bestimmte Nutzen-Kosten- Relation u. a. möglichst eindeutig auf das betreffende Programm zurückgeführt werden können. Allerdings wird man auch bei summativer Evaluation die methodische Stringenz nur selten erreichen, die notwendig ist, um beobachtete Effekte einem bestimmten Programm oder dessen Komponenten mit hoher Wahrscheinlichkeit zuschreiben zu können.

Letzte Änderung: 03.02.2016