Von Fallgeschichten zu Entwurfsmustern

27.02.2009: Das Planet-Projekt ist eine Zusammenarbeit mehrerer Institute in Großbritannien. Zielsetzung ist es, den Austausch über und die Verbesserung von Designwissen im Bereich technologiegestützter Lehrkontexte zu fördern. Eine der wichtigsten Aktivitäten des Projekts ist die Durchführung von Workshops. Es wird zur Projekthomepage verlinkt.

Im Rahmen des Kaleidoscope-Projekts Learning Patterns und des aktuell laufenden JISC-Projekts Pattern Language Network (Planet) ist eine partizipative Methodologie zum Auffinden praxisorientierter Entwurfsmuster entstanden (Winters & Mor, 2008 ; PLANET, 2009). Das Planet-Projekt ist eine Zusammenarbeit mehrere Institute in Großbritannien. Zielsetzung des Projekts ist es, den Austausch über und die Verbesserung von Designwissen im Bereich technologiegestützter Lehrkontexte zu fördern. Eine der wichtigsten Aktivitäten des Projekts ist die Durchführung von Workshops, in denen unter Beteiligung von Praktikern aus Lehre und Wissenschaft systematisch über Erfolgsgeschichten und Herausforderungen berichtet und diskutiert wird. Darin kommen eigens angepasste Methoden und angemessene Werkzeuge zum Einsatz, um allgemeine Prinzipien zu erfassen, die zu erfolgreichen Lösungen für bestimmte Problemstellungen und Anwendungsszenarien führen. Diese dreiteilige Beschreibung von Kontext-Problem-Lösung ist typisch für Entwurfsmuster, die im Laufe des Prozesses herausgearbeitet werden sollen. Die Methode beruht darauf, dass Praktiker ihre Erfahrungen als Fallgeschichten formulieren und diese mit Gleichgesinnten diskutieren.

Das Vorgehen definiert einen Prozess, der die Designerfahrungen einzelner Teilnehmer und der Gruppe mit Hilfe von offenen, aber zielgerichteten Aktivitäten entlocken soll. Es geht um die Offenlegung implizit vorhandenem Wissens. Im Idealfall besteht dieser Prozess aus folgenden Phasen:

  1. Identifikation und Austausch über Fallgeschichten, die die Kernpunkte eines Anwendungsfeldes und deren Bedeutung ansprechen
  2. Kritische Analyse und Verfeinerung der Kernaussagen durch eine moderierte Diskussion mit Gleichgesinnten des jeweiligen Gebiets
  3. Vergleichende Analysen unter Berücksichtigung ähnlicher Fälle
  4. Extraktion gemeinsamer Eigenschaften ähnlicher Fälle, dargelegt als Problem, Kontext und Lösungsmethode
  5. Gruppierung der dreiteiligen Regeln Problem-Kontext-Lösung als Proto-Entwurfsmuster
  6. Kollaborative Erstellung einer Concept Map mit Schlüsselkonzepten, die aus den Fällen und der Analyse hervorstechen
  7. Entwurf von Musterbeschreibungen als Prototypen mit Alpha-Status unter Verwendung des Vokabulars der Concept Map
  8. Weiterentwicklung der Entwurfsmuster zur Beta-Phase, in denen die Kernaussagen durch Triangulierung der Fallbeispiele und durch theoretische Begründungen untermauert werden
  9. Nennen neuer Problemfälle in Form zukünftiger Szenarien
  10. Überprüfen und Darstellung der Nützlichkeit der Entwurfsmuster durch Einsatz in den Szenarien


Dieser Prozess ist zum Teil selbst in Form von Entwurfsmustern dokumentiert, allerdings handelt es sich dabei noch um Werke in der Entstehungsphase. Beispiele sind die Entwurfsmuster „Case stories workshop”, “Pattern mining workshop” und “Future Scenarios Workshop”. Dabei beschreiben diese Entwurfsmuster den passenden Kontext, die gelösten Probleme und die Abläufe während des jeweiligen Workshops. Einige der dort stattfindenden Aktivitäten und Methoden sind ebenfalls als Entwurfsmuster erfasst. Eine aktuelle Fassung des methodischen Ansatzes und der Patterns findet sich hier: Pattern Methodologie



Die Inhalte stehen unter einer Creative Common Lizenz und sind auch die Grundlage dieses Artikels.

Die Projekthomepage, erreichbar unter http://patternlanguagenetwork.org/, ist ebenfalls einen Besuch wert. Insbesondere der Projekt-Blog informiert laufend über aktuelle Themen und Ergebnisse rund um bildungsrelevante Entwurfsmuster.

Weitere Informationen

Dieser Erfahrungsbericht ist Teil des Themenspecials E-Learning Patterns.