DISTELL - Digitalisierungsstrategie für effektives Lehren und Lernen

Das Forschungsprojekt "DISTELL" beschäftigt sich mit der fakultätsübergreifenden Digitalisierung der Hochschulbildung an der Hochschule Esslingen anhand sozialwissenschaftlicher Fragen mit rekonstruktiven Methoden der qualitativen Sozialforschung. Laufende Informationen finden Sie auch unter distell.news!

Hintergrund- und Aufgabenverständnis

Die Digitalisierung als Metaprozess (Krotz 2007:37ff) beeinflusst auch den Lehr- und Lernalltag (Handke 2015:19ff) der Hochschule Esslingen. Vereinzelt setzen Dozierende digitale Medien in der Lehre ein, doch stehen die ingenieurs-, natur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, wie die Hochschule als Organisation im Ganzen, vor der Herausforderung einer umfassenden Digitalisierung (z.B. technische Infrastruktur, Nutzung digitaler Medien in allen Fakultäten und unter allen, nicht nur einzelnen Lehrenden). Verbunden mit dem Digitalisierungsprozess ist die Diskussion um Bildung und deren Ausgestaltung an Hochschulen. Akteure auf globaler, europäischer, bundesweiter, länder- und regionaler Ebene stellen Forderungen an die Weiterentwicklung der Hochschulbildung hin zu einer digitalen Bildung. Dem wird häufig mit Zweifeln begegnet und der Verdacht bleibt für viele bestehen, dass die Digitalisierung der Hochschulbildung einer Rationalisierung und Verantwortungsverschiebung dienen soll. Zu diesem kontroversen Diskurs möchte das Forschungsprojekt einen empirischen Beitrag aus explizit sozialwissenschaftlicher, rekonstruktiver Perspektive leisten. Das Forschungsteam selbst versteht unter Medienbildung mehr als nur Medienkompetenz mit den Dimensionen Medienkunde, -nutzung, -kritik und -gestaltung (Baacke 1996). Vielmehr geht es um digitale Hochschulbildung als autonomen Bildungsprozess, als „selbstbestimmte Gestaltung der Beziehung des Menschen zu [...] sich selbst“ und zur sozialen Umwelt (Spanhel 2011:104). Die „komplexen, selbstreflexiven Lern- und Orientierungsprozesse“ der Medienbildung, die Identitätsbildung implizieren, stellen die Grundlage für die Bewältigung des Lebensalltages, „Gestaltung des eigenen Lebens“, soziale und kulturelle Partizipation dar (Marotzki/Jörissen 2010:19f).

Forschungsziel und Forschungsfragen

Ausgehend von diesem Verständnis intendiert das Forschungsprojekt DISTELL an die bereits vorhandenen E-Learning-Erfahrungen der Akteure der Hochschule Esslingen anzuknüpfen und die digitale Hochschulbildung weiterzuentwickeln. Dabei werden nicht nur Chancen, sondern auch Grenzen digitalen Lehrens und Lernens in den Blick genommen. Dementsprechend lauten die Forschungsfragen: 1. Was bedeutet die digitale Hochschulbildung aus der Perspektive verschiedener Akteure (Studierende, Lehrkräfte, Organisation)? 2. Welche digitalen Lernelemente (digitale Medien, einzelne Medientechnologien und Lehrformate (Prinzipien digitaler Medien integriert in die Didaktik) können die digitale Hochschulbildung unterstützen? 3. Wie können digitale Lernelemente und Lehrformate die digitale Hochschulbildung fördern?

Vorgehen

Das Forschungsvorhaben besteht aus vier Projekt-Komponenten und drei Forschungsphasen. Die Fachgruppe (erste Projekt-Komponente) setzt sich aus ExpertInnen der verschiedenen Fakultäten, Organisationseinheiten und aus Studierenden zusammen. Vergleichbar mit der kommunikativen Validierung in der Scientific Community diskutieren sie als Forschungsbeirat Erkenntnisse einzelner Forschungsphasen. Der formativen Evaluations-forschung folgend, gestaltet bzw. steuert die Fachgruppe den weiteren Forschungsprozess. In der ersten Forschungsphase, der zweiten Projekt-Komponente, geht es um eine systematische Bestandsaufnahme bisheriger E-Learning-Erfahrungen von Studierenden und Lehrenden mithilfe von Online-Fragebögen, um einen Überblick über vorhandene Kenntnisse und Lehrpraxis zu bekommen. Im Sinne einer Datentriangulation, werden dazu ExpertInnengespräche geführt und bereits vorhandene Daten der Hochschule ebenfalls herangezogen. Die Erkenntnisse werden in einem Online-Beitrag hochschulweit verbreitet und im Sinne eines Wissenstransfers in Qualifizierungs-maßnahmen umgewandelt. Ausgehend von der Analyse der ersten Forschungsphase wählt die Fachgruppe in der zweiten Forschungsphase, der dritten Projekt-Komponente, digitale Lernelemente und Lehrformate aus (z.B. Etherpad, ePortfolio, interaktives Whiteboard, Inverted Classroom, Peer Learning, mobiles Lernen, Barcamp-Format), die von einzelnen Lehrenden erprobt werden. Mit qualitativen Forschungsmethoden, wie teilnehmende Beobachtung, Einzelinterviews und Gruppen-diskussionen, werden diese Erprobungen forschend begleitet. Der aktuelle Forschungsstand wird in einem Blog, einem digitalen Forschungsjournal, veröffentlicht. Die Erkenntnisse dieser Forschungsphase werden ebenfalls im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen verbreitet. Die dritte Forschungsphase und vierte Projekt-Komponente beinhaltet die Entwicklung und Erprobung einer mobilen Applikation zur Selbstreflexion des Lernverhaltens und der visuellen Selbstkontrolle (Learning Analytics). Diese SelbstLernManagement-App (SeLeMA) soll Studierenden beim wissenschaftlichen Arbeiten Unterstützung anbieten, wie beispielsweise das Festlegen einzelner Arbeitsschritte zum Verfassen einer Hausarbeit. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, Studierenden die alleinige Verantwortung für ihre Bildungsprozesse zu übertragen, sondern technische, visualisierende Möglichkeiten zur Arbeitsorganisation und -erleichterung zur Verfügung zu stellen und diese ebenso im Austausch mit Lehrenden nutzbar zu machen.

Projektleiterin:

Prof. Dr. Verena Ketter Hochschule Esslingen University of Applied Sciences Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege Flandernstraße 101 73732 Esslingen Email: verena.ketter@hs-esslingen.de

digitale Hochschulbildung, Learning Analytics, qualitative Sozialforschung, fakultätsübergreifende Zusammenarbeit

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Josephina Schmidt