Virtuelles Labor
Eine eindeutige Definition des Begriffs „Virtuelles Labor" gibt es bisher nicht. So wird etwa an der FernUniversität in Hagen die Möglichkeit, psychologische Studien online durchzuführen als „Virtuelles Labor" bezeichnet, und die Bauhaus-Universität in Weimar betreibt unter dem Titel „Virtuelles Labor" eine „dynamisch wachsende Internetplattform zur Geschichte der experimentellen Lebenswissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert". Weitere, nochmals anders ausgerichtete Beispiele ließen sich ergänzen: Offensichtlich sind die Möglichkeiten, virtuell „wie in einem Labor" (zusammen) zu arbeiten, je nach Fachkultur sehr unterschiedlich.
Für viele Studiengänge - etwa die Ingenieurswissenschaften, die Informatik, die Elektrotechnik usw. - ist die Möglichkeit, Versuche bzw. auch ein (Labor-) Praktikum in einem virtuellen, digitalen Setting durchzuführen, besonders attraktiv. Solche Laborübungen im engeren Sinn gewinnen zunehmend an Bedeutung, da so berufsrelevante Fähigkeiten und Kompetenzen vermittelt bzw. erworben werden können. Umgesetzt werden können solche virtuellen Labore auf unterschiedliche Weise. Drei wesentiche Varianten sind (1) Remote-Labore, die über ein Webinterface Zugriff auf ein reales Labor ermöglichen, (2) virtuelle Labore, in denen die Charakteristika und Eigenschaften von Präsenzlaboren durch Simulationen und Spiele ersetzt werden und (3) teilvirtualisierte Labore, in denen das Präsenzlabor durch virtuelle Elemente und einen Remote-Zugriff ergänzt wird. Alles drei Einsatzmöglichkeiten werden in der Vertiefung Virtuelle Labore in der Rubrik Didaktisches Design genauer beschrieben. Alle Umsetzungsformern ermöglichen es, Laborübungen multimedial und interaktiv, wirklichkeitsnah, aber räumlich (und teilweise auch zeitlich) unabhängig darzubieten. Durch Telekooperation in den virtuellen und realen Laboratorien sind die Studierenden selbst Teil eines rückgekoppelten Prozesses. Sie haben das virtuelle Steuerpult mit der Online-Befehlseingabe auf dem Bildschirm und können in Echtzeit die Wirkungen ihrer Handlungen erfahren.
Vorteile ergeben sich z. B. bei einer großen Anzahl von Studierenden und wenigen Variationen der Versuche und Experimente oder dadurch, dass sich die Ergebnisse von Experimenten digital auswerten lassen. Bei einer Entscheidung für bzw. gegen den Einsatz bzw. die Einrichtung virtueller Labore gilt es Aufwand und Nutzen eines solchen Vorgehens abzuwägen. Möglich sind auch weniger aufwändige Umsetzungsformen, in denen Studierenden z. B. Bilder von Präparaten oder Videos von Experimenten online zur Verfügung gestellt werden, die um Aufgaben ergänzt werden können, die den Lernprozess unterstützen.
Weiterführende Hinweise und Beispiele:
- In einem Erfahrungsbericht im Rahmen des Themenspecials Was macht Lernen mit digitalen Medien erfolgreich? stellen Jun.-Prof. Dr. Sebastian Zug (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) und Dr. Anja Hawlitschek (Hochschule Magdeburg-Stendal) Ergebnisse des BMBF-Projekts „Industrial eLab“ vor.
- Die Digital Learning Map auf e-teaching.org enthält mehrere Praxisbeispiele zum Einsatz von Remote-Laboren, darunter auch das „Industrial eLab", das VR-Lab in der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm sowie das Beispiel „Remote-Lab und Lehrvideos" der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
- Die 2018 durch das Hochschulforum Digitalisierung gegründete Community Working Group (CWG) Remote-Labore in Deutschland ist ein Netzwerk von 15 Institutionen aus Deutschland, deren Ziel es ist, Remote-Laboren und deren Einsatz in der Lehre weiter zu erforschen und zu entwickeln.
- In der Präsentation Digitale Labore - Neue Projekte während des University:Future Festivals 2021 wurden vier neue, seit August 2021 von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderte Projekte im Bereich virtuelle Labore vorgestellt: CrossLab, DistLab, MINT-VR und SHELLS.
- Das E-Learning des Instituts für Pathologie der Universität Heidelberg (el-IPH) stellt Medizinstudierenden eine Lehrsammlung aus allen Bereichen der allgemeinen und speziellen Pathologie und mehr als 1500 histologischen Präparaten zum Selbststudium zur Verfügung.
- Das Lernprogramm der Universität Halle-Wittenberg ermöglicht die Betrachtung von histologischen sowie histopathologischen Organpräparaten.
- Dass virtuelle Labore schon früh zum Einsatz kamen, zeigt das in der Rubrik Referenzbeispiele dokumentierte Projekt „Verbund Virtuelles Labor", das bis 2003 vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst (MWK) Baden-Württemberg gefördert wurde.
- Zu den frühen Projekten gehört auch das Multimediale Gentechnische Praktikum GenLab, das von dem Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatik-Werkzeuge und -systeme (OFFIS) entwickelt wurde.
Weitere Hinweise zum Thema virtuelle Labore finden Sie im Bereich Didaktisches Design.