CMS-Systeme versus Kreativität in der Lehre

20.05.2008 | Kurzmeldung

In einem aktuellen Artikel der Online Zeitschrift EDUCAUSE Quaterly (Nummer 2, 2008) werden die Funktionen kommerzieller Content Management Systeme (genannt werden Blackboard und WebCT) genauer in den Blick genommen. Interessiert sind die Autoren daran, inwiefern die CMS verschiedene pädagogische Ansätze und damit verschiedene Lehrstile unterstützen oder die Innovationskraft in der Lehre (negativ) beeinflussen. Festgestellt wird, dass die meisten kommerziellen CMS nur sehr standardisierte Funktionen vorgeben, die die Art der Nutzung und damit auch die Kreativität der Lehrenden stark beeinflussen: "They aren't designed to encourage innovative teaching", heisst es da. Entscheidungen für oder gegen ein System würden von Technikern und Personen der Verwaltung getroffen und nicht von den Mitgliedern der Lehrstühle. Lehrende würden ihre Inhalte in das System einstellen entsprechend der dort vorgegebenen Kategorien und weniger entsprechend ihrer Lehrabsichten. Eine Übertragung des individuellen Lehrstils in die Online-Umgebung findet nicht statt. Unterstützt würde durch die Systeme in der Hauptsache traditionelle Lehre im Stil "Vorlesung, Wiederholung, Test". Kontruktivistische Pädagogikansätze erforderten dagegen Lernumgebungen, die insbesondere die soziale Interaktion und Projektarbeit unterstützten. Die Autoren sehen bei den Web 2.0 Tools mehr Potenziale wie in den CMS: "The more a CMS promotes traditional Pedagogy, the more likely it will limit faculty creativity - and flexibility and creativity are the foundations of academic freedom and good teaching". Wichtig erscheint ihnen auch, dass Einsteiger dabei unterstützt werden müssen, die Potenziale eines CMS auszuschöpfen und sich nicht nur auf die Basisfunktionen zu beschränken - festgestellt wurde, dass 80 % der Funktionen von nur 20% des Lehrkörpers genutzt werden. Die festgestellte Zufriedenheit mit CMS-Systemen, die sich in Evaluationen zeigte, führen sie darauf zurück, dass Mitarbeiter befürchten, sie müssten nach Kritik das System wechseln und Inhalte transferieren - daher loben sie lieber das alte System. Eine Möglichkeit konstruktivistische Pädagogikansätze zu unterstützen bieten ihrer Ansicht nach Systeme wie Moodle, Joomla oder Drupal, Systeme die in Deutschland an Hochchulen inzwischen weite Verbreitung besitzen. Setzen deutsche Hochschulen somit auf das richtige Pferd und sind damit die Kritikpunkte obsolet? Eine interessante Fragestellung, die zu diskutieren wäre. Der Artikel kann online abgerufen werden:

Lane, Lisa M. (2008): Toolbox or Trap? Course Management Systems and Pedagogy. The deflautl design of commercial course management systems limmits instrucional creativity and pedagogical approaches, particularly for novice users. EDUCAUSE QUATERLY, Number 2 2008:http://connect.educause.edu/Library/EDUCAUSE+Quarterly/ToolboxorTrapCourseManage/ 46576?time=1211267569

Gepostet von: mschmidt
Kategorie: Kurzmeldung