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Mehrere in den Vortrag des ersten Keynote-Speakers, Julius Friedrich (CHE/HFD), eingebundene Online-Umfragen gaben Einblicke in die Arbeitskontexte und Interessen der Teilnehmenden: So hatte mit 41% ein großer Teil der Besucher bereits selber angefangen, E-Prüfungen einzusetzen, weitere 36 % schätzten sich sogar als „sehr erfahren“ ein – aber immerhin nahmen auch 23% Neulinge am ePS teil. Auf die Frage, welche der sieben in einer Studie des HFD als zentral identifizierten digitalen Prüfungsszenarien sie nutzen, lagen bei den Tagungsteilnehmenden Self Assessments (60%) und Low Cost Assessments (etwa der Einsatz von Abstimmungstools, 55%) vorne; adaptive (18%) und gamifizierte (12%) Prüfungsformen kamen erheblich seltener zum Einsatz. Bereits dieser Einstieg zeigte also, dass es bei ePrüfungen keineswegs nur um summative Abschlussprüfungen und E-Klausuren, sondern um sehr unterschiedliche Einsatzformen geht.
Mit den beiden weiteren Keynotes wurde das ePS seinem Anspruch gerecht, Prüfungspraktiker in den Austausch mit Bildungswissenschaftlern zu bringen: Dr. Marlit Lindner (Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, IPN) fasste zunächst Forschungsergebnisse zur Gestaltung von Multiple-Choice-Aufgaben (MCA) zusammen und ging dabei z. B. darauf ein, dass die Qualität (und nicht die Anzahl) der Aufgaben das Rateverhalten vermindert. Ein Einblick in ihre eigenen Studien bestätigte den Grundsatz des Constructive Alignment, „Assessment drives Learning“: MCA werden nicht nur von Studierenden als leichter eingeschätzt und von schwachen Lernenden präferiert – Lernende, denen MCA angekündigt wurden, bereiteten sich auch kürzer und oberflächlicher auf Prüfungen vor. Als Vorteile von elektronischen MCA nannte sie beispielsweise die Darstellung dynamischer, multimodaler und multimedialer Inhalte und die Möglichkeit mehrstufiger und interaktiver Antwortformate, aber auch neue Prüfungsformate, etwa „Explanation MCA“ unter dem Motto „Answer until Correct“.
Dr. Ulf Kröhne (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, DIPF) stellte innovative Erhebungs- und Auswertungsmethoden in Large-Scale Assessments (wie etwa der PISA-Studie) vor und illustrierte ausgewählte Potentiale und Forschungsfragen technologiebasierter Assessments anhand von aktuellen empirischen Beispielen.
In den weiteren Sessions wurden sehr unterschiedliche technische, didaktische und organisatorischen Themen aufgegriffen. Dabei kamen keineswegs nur automatisch auswertbare Aufgabenformen zur Sprache. So wurden in mehreren Beiträgen alternative Prüfungsformate – etwa E-Portfolios – thematisiert und häufig wurde auf das didaktische Konzept des Constructive Alignment Bezug genommen, also auf eine optimale Abstimmung von erwarteten Lernergebnissen, Lehr- und Lernmethoden und die Prüfung(smethoden). Hier einige kurze Einblicke:
Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich das ePS seit 2014 fest in der Community etabliert hat – e-teaching.org ist übrigens schon zum dritten Mal als Veranstaltungspartner dabei. Bereits in dieser kurzen Zeit haben sich die Themen verändert: Während es zunächst meist darum ging, ob und wie ein hohes Prüfungsaufkommen durch elektronische Prüfungen effizienter bewältigt werden kann – und damit verbunden insbesondere um technische und organisatorische Themen –, zeigt sich inzwischen immer deutlicher, wie stark die Auseinandersetzung mit elektronischen Prüfungsformen auch dazu beiträgt, sich mit didaktischen Fragen, Qualitätssicherung und alternativen Prüfungsformaten zu befassen. Insofern verstehen sich E-Prüfungs-Akteure durchaus sowohl in Bezug auf die konkrete Umsetzung als auch bezüglich didaktischer Innovationen auch als wesentliche Treiber des Einsatzes digitaler Medien in der Hochschullehre.
Das ePS trägt in diesem Kontext auch erheblich dazu bei, den Austausch zwischen den E-Prüfungs-Akteuren zu unterstützen. Dieser Anspruch wurde von den die Organisatoren der diesjährigen Veranstaltung – allen voran dem E-Prüfungspionier Dr. Jens Bücking vom ZMML der Universität Bremen – in hohem Maße umgesetzt: So war in allen Vortragssessions ausreichend Zeit für Fragen und Diskussion eingeplant; zwei Beiträge wurden als „Flipped Conference Beiträge“ angeboten, zu denen bereits im Vorfeld Videos zur Vorbereitung zur Verfügung standen. Parallel dazu wurden mit zwei Workshops und zwei Knowledge-Cafés weitere interaktive Konferenzformate angeboten.
Auf der Homepage des ePS stehen bereits jetzt umfangreiche weiterführende Informationen zur Verfügung (die laufend ergänzt werden), etwa der Abstract-Band, die Videobeiträge zu den Flipped-Conference-Talks, die präsentierten Poster, diverse Präsentationen und die auf Etherpads dokumentierten Diskussionen aller Sessions:
http://www.e-pruefungs-symposium.de/
Übrigens: Das nächste ePS wurde bereits angekündigt und wird 2018 wieder an der RWTH Aachen stattfinden.
Studie des HFD: https://hochschulforumdigitalisierung.de/sites/default/files/dateien/HFD%20AP%20Nr%201_Digitales%20Pruefen%20und%20Bewerten.pdf
sehr unterschiedliche Einsatzformen: https://www.e-teaching.org/news/termine/tagungen/berichte/tagungsbericht-epruefungssymposium-2017/resolveuid/d4f223267a2e4615abb1f73a1e62ad1b
automatisch auswertbare Aufgabenformen: https://www.e-teaching.org/news/termine/tagungen/berichte/tagungsbericht-epruefungssymposium-2017/resolveuid/c6132915c71d40779f45424c6b18d0c6
E-Portfolios: https://www.e-teaching.org/news/termine/tagungen/berichte/tagungsbericht-epruefungssymposium-2017/resolveuid/9ede8fc5dc21442b9622cd24d48d99fe
Video zum Flipped-Conference-Talk: https://www.youtube.com/watch?v=zxb3AQVQvgA
http://www.e-pruefungs-symposium.de/: http://www.e-pruefungs-symposium.de/
e-teaching.org (2017). Tagungsbericht: ePrüfungssymposium 2017. Zuletzt geändert am 19.10.2017. Leibniz-Institut für Wissensmedien: https://www.e-teaching.org/news/termine/tagungen/berichte/tagungsbericht-epruefungssymposium-2017/index_html. Zugriff am 05.02.2023