Literatur digital erforschen, Literatur digital unterrichten? Ein Vorschlag zur Fusion digitaler Literaturwissenschaft und pädagogischer Praxis in der Lehramtsausbildung

08.06.2020: Im Seminar „Digitale Literaturwissenschaft und pädagogische Praxis“ an der Universität Hamburg werden Gelingensbedingungen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet, um Literatur im Deutschunterricht digital zu erforschen und einer digitalen fachlichen Bildung den Weg zu bereiten. Im Erfahrungsbericht stellt Marie Flüh Aufbau, Inhalte und Lernziele des Seminars vor.

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Marie Flüh

Die auf den Kompetenzaufbau ausgerichtete Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“ stellt eine zentrale Herausforderung für angehende Lehrkräfte dar: Sie stehen vor der wichtigen Aufgabe, die „nächste Generation“ zu einer gestaltenden Teilhabe in der digitalen Welt zu befähigen und sich gleichzeitig eigene Kompetenzen für die digitale Welt anzueignen sowie auszubauen. Um auf diese Herausforderungen vorzubereiten, wurde im Wintersemester 2019/20 an der Universität Hamburg (Institut für Germanistik, Teilbereich Sprache, Literatur und Medien I) erstmals das Seminar „Digitale Literaturwissenschaft und pädagogische Praxis“ angeboten. Marie Flüh skizziert das Seminar im Erfahrungsbericht, um es als mögliches Lehrkonzept zum Lernen mit digitalen Medien in der Lehramtsausbildung zur Diskussion zu stellen und zu illustrieren, was die digitale Literaturwissenschaft für die Unterrichtsgestaltung im digitalen Zeitalter tun kann.

Das Seminar richtet sich an Lehramtsstudierende des Faches Deutsch aller Profilbereiche und zielt darauf ab, die Vermittlung von Fachkenntnissen der digitalen Literaturwissenschaft und der Deutschdidaktik enger miteinander zu verzahnen. In den 14 Sitzungen werden zwei Schwerpunktbereiche fokussiert:

  • Anforderungen an angehende Lehrkräfte / fachdidaktisches Grundwissen
  • Methoden der digitalen Literaturwissenschaft

Die Studierenden lernen eine Reihe von Standardverfahren und Werkzeugen kennen, die gegenwärtig zur digitalen Analyse von literarischen Texten in den sog. Computational Literary Studies – also: in der digitalen Literaturwissenschaft – eingesetzt werden. Auf diese Weise sollen die in den Digital Humanities bereits existierenden Formen der digitalen Literaturanalyse auch für den schulischen Bereich fruchtbar gemacht werden.

Die Frage der Komplexitätsreduktion für Studierende ohne technische Vorkenntnisse stellt einen weiteren wichtigen thematischen Schwerpunkt des Seminars dar. Es stützt sich zu diesem Zweck insbesondere auf das Portal fortext.net (s. Abb 1), welches niedrigschwellige Einführungen in die Thematik bietet. 

Bildbeschreibung (1 - 3 Wörter)
Abbildung 1: Für die digitale Textanalyse stehen unterschiedliche Methoden, Tools und Ressourcen zur Verfügung.

Beitragende

Marie Flüh beendete im Sommer 2018 ihr Studium an der Universität Hamburg mit dem Master of Education und arbeitet seitdem als wissenschaftliche Mitarbeiterin in forTEXT. Sie studierte Deutsch und Geographie mit dem Profil Lehramt an Gymnasien in Kiel
und Hamburg. Ihre Masterarbeit schrieb sie über die „Regulative Kraft der Literaturkritik: Die Darstellung Christoph Martin Wielands in dem Rezensionsorgan «Die Allgemeine Literaturzeitung«“. In Bezug auf die digitale Literaturwissenschaft ist ihr besonders wichtig, den Zugang zu digitalen Methoden der Literaturanalyse und –interpretation so einsteigerfreundlich wie möglich zu gestalten und eine Zusammenarbeit zwischen Literaturwissenschaft und Fachdidaktik weiterzubringen.

Weitere Informationen

Dieser Erfahrungsbericht ist Teil des Themenspecials Digitale Medien im Lehramtsstudium.