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Eine barrierefreie Gestaltung von Internetangeboten an Hochschulen betrifft zwei unterschiedliche Aspekte: zum einen die direkte Unterstützung von Lehre und Lernen durch digitale Medien. Informationen dazu, z.B. zur barrierefreien Gestaltung von Lernmaterialien, sowie zum rechtlichen Hintergrund finden Sie in der Vertiefung Barrierefreiheit: Inklusives E-Learning.
Zum anderen geht es um den Webauftritt von Hochschulen, Informationsseiten zur Studienorganisation, zur Einschreibung etc. sowie Seiten von Fakultäten und Lehrstühlen. Die barrierefreie Gestaltung von Webseiten ist der Schwerpunkt der folgenden Vertiefung. Einleitend wird außerdem auf assistive Technologien eingegangen, die Studierenden mit Behinderungen den Zugang zur Präsenzlehre erheblich erleichtern können.
Der Begriff assistive (oder assistierende) Technologien ist eine Sammelbezeichnung für technische Hilfsmittel, die Menschen mit Behinderung bei der alltäglichen Lebensführung unterstützen sollen. Vor allem wenn es sich dabei um unterschiedliche Softwaretechnologien handelt, können wegen deren Verschiedenartigkeit und dem Wunsch sie wechselseitig zu integrieren und miteinander interagieren zu lassen, oft komplexe Anforderungen entstehen (vgl. Dresdner UniversitätsJournal 25 [2014], S. 6). Die folgenden Beispiele zeigen, wie weitgespannt und unterschiedlich die Möglichkeiten assistiver Technologien sind:
Eine Website kann als barrierefrei bezeichnet werden, wenn das Lesen und Navigieren mit Hilfe von unterschiedlichen Anwendungen und assistierenden Technologien ohne Probleme ausgeführt werden kann. Von einer barrierefreien Gestaltung von Webseiten profitieren nicht nur Personen mit Handicaps, sondern auch ältere oder unerfahrene Internetnutzer sowie Menschen mit älterer Computerausstattung. Im Grunde bietet sie Vorteile für nahezu alle Personen, die das Internet nutzen – auch für die Anbieter von Online-Inhalten. So ermöglicht die Einhaltung von Markup-Standards die Bereitstellung von Inhalten für verschiedene Ausgabegeräte, schafft durch eine einfache Pflege Kostenvorteile und ist eine Voraussetzung für eine dem Stand der Technik entsprechende Programmierung.
Einen informativen Überblick über gute, barrierefrei gestaltete Seiten und Gestaltungskriterien bietet die Homepage des BIENE-Awards (die Abkürzung steht für "Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten"). Der Preis wurde von 2003 bis 2010 jährlich von der Aktion Mensch und der Stiftung Digitale Chancen verliehen, prämiert wurden vorbildliche Webseiten, die die Kriterien der Barrierefreiheit erfüllen. Zu den fünf Preiskategorien gehören auch Bildung, Wissenschaft und Forschung. Der BIENE-Award pausiert seit 2011, eine Fortsetzung ist jedoch geplant.
Für die konkrete Umsetzung gelten in Deutschland seit 2011 die Regeln der Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung – BITV 2.0. Diese orientiert sich an den internationalen Standards des World Wide Web Consortium (W3C), das im Dezember 2008 innerhalb der Web Accessibility Initiative (WAI) die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.0) aufgestellt hat. Auf Grund dieser Richtlinien ergeben sich folgende Kriterien, nach denen barrierefreie Webseiten grundsätzlich gestalten werden sollten:
Die Kosten für das Einrichten von Barrierefreiheit auf Webseiten können relativ gering gehalten werden, wenn eine solche Gestaltung von Anfang an in die Planung eingebunden wird. Dabei sollten die Beteiligten allerdings eine genaue Vorstellung von den Ansprüchen der spezifischen User-Gruppen haben und wissen, welche Möglichkeiten für die Umsetzung assistierender Technologien bestehen.
Das World Wide Web Consortium (W3C) stellt unter Validators & Tools unterschiedliche Werkzeuge vor, mit denen die Einhaltung von Standards geprüft werden kann, beispielsweise ob die Trennung von Inhalt und Form berücksichtigt sowie HTML oder XHTML korrekt verwendet wurden. Zur Überprüfung rufen Sie z.B. den CSS-Validator bzw. den Markup-Validator auf und tragen die URL Ihres Angebots in das entsprechende Formular ein, danach erhalten Sie einen Bericht zur Standardkonformität.
Werkzeuge speziell zum Test der Barrierefreiheit sind auf der Seite Web Accessibility Evaluation Tools zusammengestellt; dazu gehören z.B. die Software-Programme A-Checker und A-Prompt. Eine Zusammenstellung weiterer Informationen und automatischer Testwerkzeuge finden Sie auch im Portal Web ohne Barrieren nach §11 im Bundesbehindertengleichstellungsgesetz.
Auch Plattformkonfigurationen wie Betriebssystem und Browser können Barrieren darstellen und die Zugänglichkeit von Inhalten erschweren. Daher ist es generell empfehlenswert, unterschiedliche Browser zu installieren, um die Anzeige der Webinhalte zu überprüfen.
Die Plattform Di-Ji stellt auf der Seite Tests mit Browsern eine Reihe von (teilweise englischsprachigen) Werkzeugen vor, mit denen unterschiedliche Aspekte von Browserkompatibilität getestet werden können, etwa die Darstellung einer Webseite in unterschiedlichen Browsern, darüber hinaus aber z.B. auch ältere Versionen gängiger Browser oder Farbkontraste.
Auch die englischsprachige Seite Testing Web Sites stellt unter Browser Compatibility Tools verschiedene Werkzeuge und Programme vor, die es ermöglichen, die Ansicht einer Webseite in verschiedenen Browsern und Plattformen zu testen.
Per JavaScript kann außerdem geprüft werden, wie die eigenen Seiten in unterschiedlichen Bildschirmauflösungen aussehen. Dazu muss in das URL-Feld des Browsers der entsprechende Befehl eingegeben werden, z. B. javascript:window.resizeTo(1024,768).
Weitere Informationen finden Sie in der Vertiefung Plattformunabhängigkeit.
Die vereinfachten Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung eigener Webseiten und Blogs sowie die verbesserten Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der Erstellung von Inhalten über das Internet ohne Programmierkenntnisse, insbesondere durch Web 2.0-Werkzeuge stellen auch "für Menschen mit Behinderungen eine direkte Verbesserung der Teilhabe am Alltag dar" (http://www.wob11.de/intro-web20.html). So kann z.B. die Zugänglichkeit von Webseiten selbst mitgestaltet werden. Beispielsweise können Mitglieder des Social Accessibility Project Alternativtexte zu Bildern auf Webseiten verfassen, falls der Webseitenbetreiber keine solchen Texte zur Verfügung stellt. Zugleich entstehen mit Web 2.0 jedoch auch neue Hürden, etwa wenn Tag Clouds zur Visualisierung verwendet werden, denn diese können von Screenreadern häufig nicht gelesen werden. Dieses Problem besteht grundsätzlich auch bei dynamischen Webseiten, die mit AJAX erstellt wurden (vgl. Arnold et al. 2013, S. 174). Allerdings entwickelt die Web Accessibility Initiative unter dem Namen ARIA (Accessible Rich Internet Applications) seit einigen Jahren ein Rahmenwerk, das zur Auszeichnung solcher und anderer dynamischer Elemente auf Webseiten eingesetzt werden kann. Aktuellere Screenreader können dadurch die dynamischen Inhalte erkennen und die Informationen weitergeben. Ein Nachteil beim Einsatz von ARIA ist jedoch, dass sich die Überprüfung der Barrierefreiheit ungleich schwieriger gestaltet.
Zahlreiche Initiativen innerhalb und außerhalb von Hochschulen bieten im Internet Informationen und Werkzeuge zum Thema Barrierefreiheit an. Darunter sind Hinweise zum Test von Webseiten, Schulungsangebote, Hinweise zur Evaluation und Linklisten.
Barrierefreiheit: Inklusives E-Learning: https://www.e-teaching.org/didaktik/konzeption/barrierefreiheit/
assistive Technologien: https://www.e-teaching.org/glossar/at
Dresdner UniversitätsJournal 25 [2014]: http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/rektoratskollegium/stk/sg57/uj/bilder/pdf2014/UJ02-14.pdf
Screenreader: https://www.e-teaching.org/glossar/screenreader
NonVisual Desktop Access: http://www.nvaccess.org/
Vereins Hören ohne Barriere – HoB e.V.: http://www.hoeren-ohne-barriere.de/index.php/gut-zu-wissen/barrierefreies-hoeren/induktive-hoeranlagen
Headsets: https://www.e-teaching.org/glossar/headset/glossar_view
BIENE-Awards: http://www.biene-award.de/
Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung – BITV 2.0: http://www.gesetze-im-internet.de/bitv_2_0/BJNR184300011.html
World Wide Web Consortium: https://www.e-teaching.org/glossar/w3c
Web Accessibility Initiative: http://www.w3.org/WAI/
Web Content Accessibility Guidelines: http://www.w3.org/Translations/WCAG20-de/
W3C: http://www.w3.org/Consortium/
Validators & Tools: http://www.w3.org/Status.html
HTML: https://www.e-teaching.org/glossar/html
XHTML: https://www.e-teaching.org/glossar/xhtml
CSS-Validator: http://jigsaw.w3.org/css-validator/
Markup-Validator: http://validator.w3.org/
URL: https://www.e-teaching.org/glossar/url
Web Accessibility Evaluation Tools: http://www.w3.org/WAI/ER/tools/complete
A-Checker: http://achecker.ca/checker/index.php
A-Prompt: http://wob11.de/apromptkomplett.html
Web ohne Barrieren nach §11 im Bundesbehindertengleichstellungsgesetz: http://www.wob11.de/
Di-Ji: http://www.di-ji.de/index.php?option=com_content&view=category&layout=blog&id=1&Itemid=3&lang=de
Tests mit Browsern: http://www.di-ji.de/index.php?option=com_content&view=article&id=311&Itemid=145&lang=de
Testing Web Sites: http://www.testing-web-sites.co.uk/
Browser Compatibility Tools: http://www.testing-web-sites.co.uk/tools-category/browser-compatibility-tools/
JavaScript: https://www.e-teaching.org/glossar/javascript
Plattformunabhängigkeit: https://www.e-teaching.org/projekt/nachhaltigkeit/plattform/
Web 2.0: https://www.e-teaching.org/glossar/web_20
http://www.wob11.de/intro-web20.html: http://www.wob11.de/intro-web20.html
Social Accessibility Project: http://www.research.ibm.com/social/projects_sap.shtml
Tag Clouds: https://www.e-teaching.org/glossar/tagcloud
AJAX: https://www.e-teaching.org/glossar/ajax
Arnold et al. 2013: https://www.e-teaching.org/literatur/arnoldkilianthillosenzimmer2013
Accessible Rich Internet Applications: http://www.w3.org/WAI/intro/aria
Universität Wien: http://www.univie.ac.at/diversity/
Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg: http://www.bsv-wuerttemberg.de/infothek/computer-internet.php
WEB for ALL: http://www.webforall.info/
Barrierefreies Webdesign: http://www.barrierefreies-webdesign.de/knowhow/
Barrierekompass: http://barrierekompass.de/
CSS: https://www.e-teaching.org/glossar/css
I2Web: http://i2web.eu/index.html/
e-teaching.org (2015). Barrierefreiheit: Technische Aspekte. Zuletzt geändert am 14.04.2015. Leibniz-Institut für Wissensmedien: https://www.e-teaching.org/technik/aufbereitung/barrierefreiheit/index_html. Zugriff am 22.01.2021