Lehr- und Lernziele

Lehr- und Lernziele beschreiben Eigenschaften, die der Lernende nach erfolgreicher Lernerfahrung erworben haben soll (Mager, 1965). Sie erfüllen didaktische Funktionen für die Entwicklung von Lehrmaterialien und haben Einfluss auf die Inhalte und Methodenwahl. Als Bestandteil der Lehrinhalte können sie den Adressaten zusätzliche Informationen geben.

Lernziele erfüllen bei der Inhaltserstellung die wichtige Funktion, die eigenen Absichten zu reflektieren und ausdrücklich darzulegen. Sie sollten Ihre Lernziele formulieren, bevor Sie mit der Entwicklung von Lehrmaterialien beginnen. Es macht wenig Sinn, Lernziele nachträglich "aufzupfropfen" (Ballstaedt, 1997).

Lernziele können als Information für die Adressaten dem eigentlichen Lehrmaterial vorangestellt werden. Nach Mager (1965) ist die Angabe von Lernzielen nur dann sinnvoll, wenn diese operationalisierbar sind. Wählen Sie konkrete und eindeutige Formulierungen und vermeiden Sie Begriffe, die erst im Folgetext erläutert werden.

Eigenschaften von Lernzielen

  • Lernziele weisen den Lernenden auf Inhalte hin, deren Verständnis für die Bewältigung bevorstehender Aufgaben zentral sind.
  • Lernziele geben dem Lernenden Kriterien an die Hand, um den eigenen Lernfortschritt zu evaluieren.
  • Lernziele helfen bei der Planung der Lernaktivitäten und steigern die Lerneffizienz.
  • Lernziele unterstützen das selbstgesteuerte Lernen.

Insbesondere der letzte Punkt wird häufig problematisiert: Es besteht die Gefahr, dass Lernziele "umkippen". Statt explorativ mit den Lernmaterialien umzugehen, üben die Lernenden nur gezielt ein, was die Lernziele vorgeben. Der Scheinerwerb, die erfolgreich bestandene Prüfung tritt in den Vordergrund, das Beherrschen der Inhalte stellt dann ein zweitrangiges Motiv für das Lernen dar.

Darüber hinaus bestehen ganz prinzipiell unterschiedliche Sichtweisen zur Definition von Lernzielen. So wird unter streng konstruktivistischer Perspektive Lernen als autonome und konstruktive Leistung eines Individuums verstanden; als persönliche Interpretation der Welt. Diese Modellvorstellung widerspricht grundlegend einer Definition von Lernzielen (Weidenmann, 1993).

Lehrziele oder Lernziele?

Die Diskussion um den lerntheoretischen Konstruktivismus führte zu einer Unterscheidung zwischen Lehr- und Lernzielen. Letztere werden - bewusst oder unbewusst – von den Lernenden selbst gesetzt. Eine Bedingung für erfolgreiches Lernen ist, dass die Lernziele der Studierenden mit den Lehrzielen Ihrer Veranstaltung im Kern übereinstimmen bzw. in Deckung gebracht werden. Bei diesem Prozess kann die Angabe von Lehrzielen helfen und als Orientierungshilfe für die Lernenden fungieren.

Technische Unterstützung

Bei der Zusammenstellung von Lernobjekt-Datenbanken, in denen Materialien für die Lehre gespeichert werden, spielen Lernziele als Metadaten eine Rolle. Sie sollen in erster Linie Studierenden und Lehrenden Informationen zu den Kursmaterialien und zu den Zielen des Kursautors, bzw. -veranstalters bieten. In der Regel beinhalten Lernmanagementsysteme unterschiedlich komplexe Formulare für die Formulierung von Lernzielen. Manche Umgebungen unterstützen über freie Texteingabefelder die Formulierung von "Feinzielen", d.h. möglichst genauen Beschreibungen, des angestrebten Wissenszuwachs; andere Plattformen bieten dagegen vorformulierte, abstrakte Lernziele per Kataloge zur Auswahl an. Komplexe Taxonomien, die kognitive Prozesse und Wissensarten unterscheiden, werden auch in so genannten Lernziel-Editoren abgebildet (vgl. Jelitto, 2006). Ein englischsprachiges Tool, das Lehrende bei der Formulierung von Lernzielen unterstützen soll, wird von der Arizona State University zur Verfügung gestellt, der Objectives Builder.

Letzte Änderung: 23.07.2015