Digitale Bibliothek

Die Möglichkeit der Digitalisierung zwingt auch die Hochschulbibliotheken dazu, sich in einzelnen Bereichen neu zu organisieren. Insbesondere müssen Dienste und Wissensressourcen online verfügbar gemacht werden.

Ein erster Schritt zur Umstellung von der klassischen zur digitalen Bibliothek ist die Einrichtung von Online-Verzeichnissen, die die früheren Zettelkästen ersetzen. Mit Hilfe von Online-Katalogen können Nutzerinnen und Nutzer das Verzeichnis einer Bibliothek einsehen und mit Hilfe von Suchmasken nach verschiedenen Kriterien die Bestände durchforsten. Die allgemein gültige Bezeichnung für einen öffentlich zugänglichen digitalen Bibliothekskatalog ist OPAC (Online Public Access Catalog). Als Suchergebnis werden oft nicht nur die Buchdaten, sondern auch weitere Informationen wie Signatur, Bibliotheksstandort, Ausleihstatus etc. angezeigt. Vorteilhaft ist es bei der Suche und Verwaltung von Materialien, wenn jeder Buchtitel durch eine permanente URL angesprochen werden kann.

  • Die Suchmaschine dandelon bietet neben klassischen Daten wie Titel, Autor, Bibliothek auch weitergehende Informationen zu wissenschaftlicher Literatur an. Hierzu zählen Inhaltsverzeichnisse, Klappentexte, Abstracts oder Webseiten bestimmter Forschungsinstitutionen.

Viele Bibliotheks-Portale bieten inzwischen eine so genannte Metasuche an. Die digitale Vernetzung der Hochschul-Bibliotheken ermöglicht es in verschiedenen Bibliotheksbeständen - national und/oder international - gleichzeitig zu suchen. Es gibt sowohl allgemeine als auch fachspezifische oder medienspezifische Meta-Suchmaschinen und -portale.

  • Der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) der Universitätsbibliothek erlaubt mit mehr als 500 Mio. Buchtiteln eine der umfangreichsten Metasuchen.
  • Die Initiative vascoda bietet auf ihrem Portal einen Zugang zu zahlreichen Fachbibiotheken.
  • In der Deutschen Fotothek der Sächsische Landesbibliothek sowie Staats- und Universitätsbibliothek Dresden sind über zwei Millionen Bilddokumente der Kunst- und Kulturgeschichte digital archiviert.
  • prometheus ist ein Bildarchiv für Forschung und Lehre, angesiedelt am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln.
  • Mittels OPUS können bestimmte Hochschulbibliotheken innerhalb Deutschlands gezielt selektiert und durchsucht werden.
  • Das stetig wachsende Angebot von OAIster bietet auch eine Filterung nach Sprachen an.
  • Base - kurz für Bielefeld Academic Search Engine - wartet neben bekannten Suchoptionen mit einem Quellenverzeichnis mit internationaler Ländersortierung auf.
  • Die noch im Betastadium befindliche ScientificCommons Metasuche der Universität St. Gallen möchte den freien Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen weiter vorantreiben. 

Open Access in der Open Library

Hochschulbibliotheken ermöglichen nicht nur den Online-Zugang zu Katalogen, sondern immer mehr auch den direkten Zugriff auf online zur Verfügung stehende Materialien. Im Rahmen der Hochschule entstandene Artikel, Aufsätze, Zeitschriften, Dissertationen oder auch Bilder, Filme sowie Multimedia- und Hypermediaprodukte werden auf Servern zugänglich gemacht.

Die Open Access Initiative bildet die Basis für alle Initiativen, die die freie Breitstellung von Materialien im Netz verfolgen.

Als Lizenzmodell wird am häufigsten die Creative Common Licence verwendet. Die Hochschulbibliotheken haben zum einen die Aufgabe, das Auffinden von frei zugänglichen Materialien zu unterstützen. Zum anderen können sie selbst Teil der Open Access-Initiative sein, indem sie hochschulische Publikationen auf ihren Servern frei zugänglich zur Verfügung stellen.

Es gibt einige Inititativen mit dem Ziel, so viele Bücher und Artikel wie möglich als Open Content im Netz verfügbar zu machen. Drei bekannte Initiativen sind das Projekt Gutenberg, Google Scholar und Books sowie Open Libray. Das "Million Book Project" ist ein Projekt der Carnegie Mellon University, der Zhejiang-Universität, dem Indian Institute of Science und der Bibliothek von Alexandrien, das mehr als 1,2 Millionen Bücher digitalisiert hat, die online über die Webseite der Universal Library verfügbar sind. Ein Projekt der EU und ein Unterprojekt der European Library ist die Gründung einer European digital library mit dem Namen Europeana, in der dann auch z.B. die Sammlungen von Museen in digitaler Form zugänglich gemacht werden sollen.

Beispiel:

  • TOBIAS-lib ist der Online-Publikationsservice der Universität Tübingen. Dort sind sämtliche Online-Publikationen der Hochschule auffindbar.
  • Die Universitätsbibliothek der LMU München stellt Universitätsangehörigen und Externen einen Server für wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Verfügung. Hier können Publikationen in digitaler Form abgelegt und als open content der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.
  • Subito ist der Dokumentenlieferdienst der wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland.
  • Die elektronische Zeitschriftenbibliothek der UB Regensburg ist ein kooperatives Netzwerk von 427 Bibliotheken und bietet Zugriff auf ca. 15.000 wissenschaftliche Fachzeitschriften.

Eine neue Möglichkeit, die mit der Digitalisierung von Materialien einher geht, ist die Einrichtung von elektronischen Semesterapparaten. Aufsätze aus Büchern, die zur Literaturliste eines Seminars gehören, werden eingescannt und im Netz zur Verfügung gestellt. Links zu Artikeln elektronischer Zeitschriften werden online aufgelistet oder es werden gleich die dahinter liegenden PDF -Dateien online zur Verfügung gestellt. Damit sollen Engpässe und das Heißlaufen des Kopierers im Lesesaal vermieden werden. Die Materialien können entweder von einer Lernplattform verlinkt oder gleich in der Lernplattform z. B. innerhalb eines Kursbereiches zur Verfügung gestellt werden.

Die Orientierung an Lernoutputs, die im Rahmen der Reformierung des Studiensystems wichtiger wird, erfordert es, dass die entstandenen Lernprodukte (digital) gesammelt und gespeichert werden. Die Archivierung von Lernprodukten wie Projekt-, Studien- und Abschlussarbeiten oder auch Portfolios der Studierenden kann dabei zu einem neuen Aufgabengebiet der Hochschulbibliotheken werden.

An einigen Hochschulen wird schon mit netzbasierten Sammelmappen, sogenannten E-Portfolios, gearbeitet. E-Portfolios werden im E-Learning eingesetzt und bieten Studierenden die Möglichkeit, verschiedene digitale Medien und Services in ihre individuelle Sammelmappe zu integrieren. Mehr zum Thema E-Portfolios erfahren Sie im Bereich Didaktisches Design.

Digitalisierung historischer Materialien

Vermehrt machen sich die Bibliotheken an die Digitalisierung von historischen Altbeständen. Alte Drucke, Handschriften und Ähnliches werden eingescannt und digital veröffentlicht. Einige Bibliotheken stellen den Nutzern Scanner oder Scandienste zur Verfügung.

  • Die Uni Bibliothek Göttingen verfügt über ein Digitalisierungszentrum, in dem konventionelles Bibliotheksgut für die Online-Nutzung aufbereitet wird.
  • Im Rahmen der digitalen Bibliothek UrMEL (University Multimedia Electronic Library), einer Einrichtung der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB) und dem Universitätsrechenzentrum (URZ) werden Spezialapplikationen zur digitalen und multimedialen Aufbereitung und wissenschaftlichen Erschließung wertvoller Bestände aus Archiven und Handschriftensammlungen erstellt und unter dem Namen Collections@UrMEL als Service angeboten.
  • Die Intitiative MATEO (MAnnheimer TExte Online)/Altes Buch der Uni Bibliothek Mannheim publiziert Primärquellen der Frühen Neuzeit im Faksimileabbild und/oder als maschinenlesbaren Volltext. 

News & Services mit Web 2.0

Insgesamt unterscheidet sich die Serviceorientierung der Universitätsbibliotheken extrem. Insbesondere Web 2.0 -Technologien wie Weblogs und Wikis bieten gute Möglichkeiten, die Kommunikation mit den Nutzern und die Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Während sich Weblogs und Wikis dazu eignen, Neuigkeiten zu präsentieren, bleibt mit RSS-Feeds der Nutzer immer auf dem neuesten Stand. Eingesetzt werden RSS-Feeds u. a. dazu, um auf neue Medien im Bestand der Bibliothek aufmerksam zu machen, wie beispielsweise an der Universitätsbibliothek der LMU München. Einige Bibliotheken binden inzwischen auch Social-Bookmarking-Dienste in ihre Online-Kataloge ein.

  • Markus Trapp von der Stabsstelle Social Media der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg beschreibt in einem Artikel im Bibliotheksjournal o-bib die Implementation der Social-Media-Strategie als Change Management-Prozess.
  • Im Podcast-Interview erläutert Anne Christensen das Web 2.0-Projekts Beluga der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg.
  • Die Universitätsbibliothek der LMU München nutzt einen Weblog um über Neuigkeiten, Dienstleistungen oder auch neu erworbene Medien zu informieren.
  • Der Text "Weblogs nutzen und erstellen" heraus gegeben vom Berufsverband Information Bibliothek e.V. von den Autoren E. Stabenau und J. Plieninger zeigt viele Beispiele, für welche Dienste Weblogs in Bibliotheken genutzt werden können
  • Das UB-Wiki der Universitätsbibliothek Rostock stellt Fachinformationen und Projekte dar.
  • Der Katalog der Universitätsbibliothek Karlsruhe erlaubt Nutzern ein RSS-Abo auf Suchanfragen einzurichten. Hier das Beispiel einer Suchanfrage nach dem Begriff E-Learning.
  • Der Katalog der Universitätsbibliothek Köln erlaubt das Anlegen einer Merkliste sowie eine Übertragung der Merkliste in den Bookmarking Dienst BibSonomy.
  • Der Dienst LibraryThing erlaubt Nutzern ihren eigenen Buchkatalog anzulegen. Dabei können Nutzer die Informationen aus Bibliotheken und anderen Datenbanken einbinden. Das System erlaubt es, Materialien mit Tags und Bewertungen zu versehen sowie Buchlisten in einem Blog zu veröffentlichen.
  • Die Stadtbibliothek Nordenham nutzt MyLibraryThing als Online Katalog. Nutzer können RSS-Feeds zu Suchabfragen und Neuerwerbungen abonnieren, registrierten Nutzern wird es erlaubt, Kommentare zu Büchern zu hinterlassen und über eigene Schlagworte (Tags) eine Beschreibung der Titel vorzunehmen.
  • Alle digitalen Hochschulschriften der Ludwig-Maximilian Universität werden automatisch in die Social-Bookmarking-Plattform Connotea eingepflegt. Bei jedem Dokument besteht die Möglichkeit über eine Schnittstelle direkt auf Connotea zuzugreifen und sich bereits vergebene Schlagworte (Tags) anzeigen zu lassen oder diese zu ergänzen.
  • Die Universitätsbibliothek Mannheim bietet in ihrem Online-Katalog Nutzern die Möglichkeit, zu jedem Titel eine Rezension zu verfassen und das Medium mit Sternen von 5 für sehr empfehlenswert bis 1 für nicht empfehlenswert zu bewerten. Die Rezensionen müssen den Rezensionsrichtlinien entsprechen. Die Initiative ist Teil eines von der DFG geförderten Projekts zum Thema Weblogs als Steuerungsinstrument für Hochschulbibliotheken.
  • Der Dienst „InfoDesk“ soll bewährte Serviceleistungen an Bibliotheken ergänzen. Dazu werden Geschäftsgänge und Kooperationsmodelle entwickelt, die allen Anforderungen genügen. Infodesk wird vom MWK Baden-Württemberg gefördert. Der E-Mail-Anfrage- und Weiterleitungsdienst soll von allen Bibliotheken kooperativ genutzt werden.

Weitere Infos:

  • Im Wiki Netbib gibt es eine Seite zum Thema Katalog 2.0. Dort findet man eine Übersicht an Bibliothekskatalogen, die Web 2.0 Funktionen und Werkzeuge integriert haben.

Informationskompetenz: Einführung und Weiterbildung

Die Vermittlung von Informationskompetenz ist eine weitere Aufgabe der Bibliotheken. Hierzu zählt die Vermittlung effizienter Recherche- und Navigationsstrategien, Wege des Publizierens und Aufklärung über urheberrechtliche Fragen. Als Vermittler von Informationskompetenz sind Bibliotheken damit interessante Partner für Schulen. Auch was die Einführung in den Bibliotheksbestand und dieAuskunft betrifft, bieten digitale Medien neue Möglichkeiten, die Nutzer zu bedienen.

  • Ein virtueller Rundgang erleichtert Nutzern der UB Bielefeld die Orientierung.
  • Spielend will die Figur „ Letterheinz “ Besucher an die Nutzung der Bibliothek der TU Harburg heranführen.
  • Das Online-Tutorial Bib@InfoLit ist ein Gemeinschaftsprojekt der Unis Lüneburg und Hildesheim und führt Student/innen in die Möglichkeiten der Universitätsbibliotheken ein.
  • LOTSE (Library Online Tour and Self Paced Education) ist ein von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster entwickelter Dienst, der Studierende, Dozierende und Bibliothekar/-innen in die Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens einführen soll. Die Datenbank enthält kleine Videos mit Tipps und Tricks sowie Literaturhinweise zu Themen Internetrecherche, Plagiate und Zitieren.

Mehr zum Thema Recherche-Kompetenz erfahren Sie im Bereich Didaktisches Design.

Weitere Infos:

Letzte Änderung: 15.01.2016