Bericht Medienpädagogischer Kongress 2011: Keine Bildung ohne Medien

Die Veranstaltung richtete sich an alle, die sich mit medienpädagogischen Fragen und mit der Förderung von Medienkompetenz auseinandersetzen. Insbesondere wurde der Dialog über die zentralen Aufgaben und die zu ergreifenden Maßnahmen mit Verantwortlichen in Bildungspolitik und Bildungsadministration gesucht. Die Ergebnisse von 13 AGs sind in der Tagungsdokumentation (pdf) zu finden. Eine der 13 AGs, initiiert und moderiert von Alexander Florian und Silvia Sippel, befasste sich explizit mit Medienbildung in der Hochschule. Die beiden berichteten im Interview mit e-teaching.org über die Vorarbeiten zu der AG Medienbildung in der Hochschule, die Vorgehensweise während des Kongresses und die erzielten Ergebnisse: Zentrales Anliegen der Hochschulpolitik sollte eine Stärkung des didaktisch sinnvollen Einsatzes digitaler Medien in der Lehre sein.

Dementsprechend lauten die drei bildungspolitischen Forderungen der AG:

  • Aufnahme der akademischen Medienkompetenz in die Zielvereinbarung zwischen Hochschulen und Bildungsministerien der Länder. Zur Realisierung ist – über eine zentrale Einrichtung an den einzelnen Hochschulen hinaus – eine medien- und hochschuldidaktische akademische Funktionsstelle pro 3.000 Studierende notwendig.
  • Wir fordern, dass sich die große Bedeutung von Lehre für Prozesse der Medienbildung auf allen Ebenen der Hochschule widerspiegelt: Bei Berufungen muss die didaktische Qualifikation ebenbürtig mit der Einwerbung von Drittmitteln und wissenschaftlicher Reputation sein. Bei der Vergabe finanzieller wie zeitlicher Ressourcen muss ein hohes Engagement in der Lehre anerkannt werden. Zusätzlich soll für hochschul- und mediendidaktische Weiterqualifizierung Anreize und Unterstützung geboten werden, z.B. durch eine Reduktion des Lehrdeputats und des Verwaltungsaufwandes. 
  • Wie fordern die hochschulübergreifende Bereitstellung einer Lern- und Wissenschaftsinfrastruktur, die den freien Zugang zu und die kostenfreie Nutzung von Lehr- und Lernmaterialen sowie Wissensprozessen und -produkten ermöglichen.

Nach dem Kongress, der sich selbst zum Ziel gesetzt hatte, einen bildungspolitischen Impuls zu setzen, bleibt zu fragen, ob ihm dies gelungen ist. Bereits während des Kongresses formulierten etliche TeilnehmerInnen Unmut über die Organisation und die mangelnde Beteiligung an der Diskussion und der Ausformulierung der Forderungen. Die Veranstalter sahen dies deutlich anders (vgl. dazu die Antwort der OrganisatorInnen). Aus Sicht der Veranstalter ist es zumindest gelungen, in verschiedenen Handlungsfeldern konkrete Situationsanalysen und Forderungen zu formulieren. Aber auch von ihnen wird gesehen, dass es notwendig ist, die bisher disparaten AG-Forderungen zu bündeln und Umsetzungsvorschläge zu präzisieren, wenn diese bildungspolitisch doch noch wirksam werden sollen.

Dass dies nicht bereits auf dem Kongress weiter getrieben werden konnte, ist eine vergebene Chance, denn wann wird sich wieder die Gelegenheit ergeben, so viele Unterstützer zu mobilisieren? Das geplante Folgetreffen am 22. Juli in der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Ludwigshafen, wird diesen Charakter nicht haben können. Dennoch bleibt zu hoffen, dass die Initiative langen Atem beweist und die Forderungen der AGs nicht ungehört versanden.