Förderung von Lernprozessen mittels eines Flipped-Classroom-Designs in universitären Großveranstaltungen
Unter Einsatz eines Flipped Classroom sollen sich Studierende Inhalte der Großveranstaltungen anhand von Lernvideos selbst erarbeiten, während in der Präsenzveranstaltung Aufgaben mit Hilfe von Audio-Response-Systemen diskutiert werden.
Eckdaten
Kann Lösungsansätze für folgende Problemstellungen der Lehre bieten:
- Passivität der Studierenden
- Heterogenes Vorwissen
- Geringe Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden
- Geringer Transfer in die Praxis
Eignet sich für folgende Virtualisierungsgrade:
- Integration
Nutzt folgende Medieneigenschaften zur Unterstützung des Lernprozesses:
Zunächst sollen sich die Studierenden im Rahmen des Flipped-Classroom-Ansatzes mittels konzeptioneller Lernvideos die statistischen Inhalte selbst erschließen. In der aus wöchentlichen Gruppenübungen inklusive Softwaretutorials bestehenden Präsenzveranstaltung werden überwiegend lernerzentrierte Aufgaben bearbeitet und diskutiert. Sie hat eine moderierend-strukturierende Funktion und wird durch Lernhelfer begleitet, sodass in diesen die Inhalte aus Selbstlernzeit als Voraussetzungswissen kontrolliert und gesichert werden. Zudem sind Audio-Response-Systeme mit Smartphones bzw. Clicker-Systeme in die Veranstaltungen integriert, mit welchen die Studierenden Wissensfragen live beantworten können, so dass auch der Dozent eine Rückmeldung bekommt, in welchem Ausmaß die Aufgaben richtig beantwortet werden konnten. Zudem werden regelmäßig E-Quizze bereitgestellt, die den Studierenden eine Einschätzung ermöglichen, ob sie für die Präsenzteilnahme bereit sind. Mit interaktiven Simulationstools (MM*Stat und GrASP) können sich die Studierenden durch Experimentieren und eigene Manipulationen die Funktionsweise statistischer Konzepte erschließen.
Der Flipped-Classroom bietet den heterogenen Studierendengruppen ein multimediales sowie zeitlich und örtlich individualisiertes Lernangebot. Somit können sie ihr Lernverhalten an die individuelle Aufmerksamkeitsspanne anpassen, was in herkömmlichen Vorlesungen nicht möglich ist. Den Studierenden wird durch das Konzept eine frühzeitigere und bessere Selbsteinschätzung ermöglicht. Durch die Rezeption der Videos, die Peer-Feedbacks aus den Gruppenarbeiten, dem Diskurs mit dem Dozenten und das E-Quiz werden eine bessere Klausurvorbereitung und langfristig abrufbare Wissensstrukturen erwartet. In einem Evaluierungsdesign wird gleichzeitig überprüft, ob das Design zu einer gleichmäßigeren Verteilung des Workloads als auch zu höheren Ausprägungen in Motivation und Lernerfolg führt.
Medieneigenschaften zur Unterstützung des Lernprozesses
Regelmäßige E-Tests, statistische Simulationen und Live-Voting während der Vorlesung
Verständnisprobleme werden anhand von E-Tests und Live-Votings ermittelt und in der Präsenzveranstaltung vom Dozenten und den Lernhelfern behandelt. Auch Videos können angepasst an die eigene kognitive Verarbeitungsgeschwindigkeit rezipiert werden
Fehlende Bindung an strikte Vorlesungszeiten bei der Rezeption der Lernvideos, Begleitbuch, E-Texte und elektronische Zusatzmaterialien führt zu eigenverantwortlicher und zeitlich flexibler Rezeption. Innerhalb und außerhalb der Veranstaltung stehen Gruppenarbeiten im Fokus, sodass Studierende ihren Lernfortschritt mittels sozialer Referenzrahmen steuern können. In jedem Lernvideo werden auch Lernziele festgelegt, deren Erreichung die Studierenden im Rahmen der Präsenzveranstaltung (Aufgabenbearbeitung, Live-Votings etc.) und mit Hilfe der E-Tests überprüfen
Lösungsansätze für Problemstellungen der Lehre
Für die folgenden Problemstellungen kann das Praxisbeispiel Lösungsansätze bieten:
- Passivität der Studierenden:
Die Studierenden sollen die Lernvideos vorab anschauen, um der Präsenzveranstaltung folgen zu können und um in der Präsenzveranstaltung gezielte Fragen zu stellen. Die Präsenzveranstaltung nutzt ausschließlich Gruppenarbeiten, Diskussionen und Coaching auf Basis der Lernvideos
- Heterogenes Vorwissen:
Durch die intensivere Betreuung in der Präsenzveranstaltung kann individueller auf die Bedürfnisse der Studierenden eingegangen werden. Durch die verschiedenen Feedbackmöglichkeiten im Laufe des Semesters werden Studierende eher auf einen Wissensrückstand hingewiesen und haben dadurch Gegensteuerungsmöglichkeiten
- Geringe Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden:
Durch die regelmäßigen E-Tests, die Peer-Feedbacks aus den Gruppenarbeiten, den intensiveren Austausch mit den Lernhelfern und die durch die Lernvideos erforderliche frühzeitigere Auseinandersetzung mit den Inhalten erhalten die Studierenden formative Rückmeldungen über ihren eigenen Kenntnisstand
- Geringer Transfer in die Praxis:
Neben den praktischen Erfahrungen aus der Konzeptimplementation werden durch ein begleitendes Evaluierungsdesign belastbare Befunde über die Wirkungsweise des Flipped-Classrooms auf die Lernaktivität sowie die Motivation und den Lernerfolg der Studierenden generiert. Zudem werden Implementationsprobleme erhoben, welche in den folgenden Semestern abgebaut werden können
Virtualisierungsgrad
Der Virtualisierungsgrad beschreibt das Verhältnis von analogen und digitalen Elementen in einem Lehr-/Lernszenario. Das Praxisbeispiel unterstützt die folgenden Virtualisierungsgrade:
- Integration
Ressourcen
Weitere Informationen zum Praxisbeispiel
Kontakt
Sie möchten mehr über das Praxisbeispiel erfahren? Hier können Sie Kontakt zu den Autorinnen und Autoren aufnehmen:
Jun.-Prof. Manuel Förster
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jakob-Welder-Weg 9
D- 55099 Mainz
Mail: manuel.foerster[at]uni-mainz.de
Home: https://www.wipaed.uni-mainz.de/lehrstuhlteam/jun-prof-dr-manuel-foerster/
Prof. Dr. Florian Heiß
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstraße 1
D- 40225 Düsseldorf
Mail: florian.heiss[at]hhu.de
Home: http://www.statec.hhu.de/unser-team/lehrstuhlinhaber/prof-dr-florian-heiss.html
Dr. Sigbert Klinke
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6
D- 10099 Berlin
Mail: sigbert[at]wiwi.hu-berlin.de
Home: https://www.wiwi.hu-berlin.de/de/administration/fakultaetsverwaltung/Staff/3012