Audio-Podcasts

Um traditionelle Vorlesungsformen neu zu gestalten und eine Alternative zu einfachen Präsenzveranstaltungen zu schaffen, werden in der Hochschullehre audiobasierte Vorlesungspodcasts eingesetzt. Unterschieden werden kann hierbei zwischen der reinen Audioaufzeichnung (Audiopodcast) und der erweiterten Audioaufzeichnung (Enhanced Audiopodcast), beispielsweise einer von auditiven Kommentaren begleiteten Folienpräsentation (Slidecast). Die Abgrenzung der verschiedenen Formen ist dabei fließend.

Rahmenbedingungen

  • Dozent/innen müssen über ausreichend technische Kenntnisse und geeignete Hard- und Software verfügen, um audiobasierte Vorlesungspodcasts zu erstellen.
  • Es müssen ausreichend Serverkapazitäten zur Verfügung stehen, um die Vorlesungspodcasts für die Studierenden online zugänglich zu machen. Alternativ kann hier auch auf externe Dienstleister zurückgegriffen werden, über deren Repositorien Vorlesungspodcasts bereitgestellt werden.
  • Die Studierenden müssen über ein technisches Endgerät mit Internetzugang und die passende Software zum Abspielen der Podcasts verfügen.

    Lösung

    Durch die Aufzeichnung der Vorlesungsinhalte ergeben sich verschiedene Möglichkeiten der Gestaltung von Vorlesungen. Zum einen erhalten die Studierenden so die Möglichkeit, die Vorlesungsinhalte beliebig oft, in individueller Reihenfolge sowie im eigenen Lerntempo anzuhören und sich das dargestellte Wissen unabhängig von Vorlesungszeiten und Hörsälen anzueignen. Dank eines Abonnements wird ihnen ein regelmäßiger, flexibler und einfacher Zugriff auf die digitalen Vorlesungsmaterialien garantiert. Zum anderen ermöglicht der Einsatz audiobasierter Podcasts den Dozierenden, ihre Vorlesungen neu zu gestalten. Podcasts können hierbei zur Vorbereitung und Wissensvermittlung eingesetzt werden - die Präsenztermine/-vorlesungen stehen anschließend für Diskussion, Reflexion und Vertiefung der Wissensinhalte zur Verfügung.

     

    Details

    Die audiobasierten Vorlesungspodcasts werden den Studierenden online über die Universitätsseiten oder über externe Repositorien zur Verfügung gestellt und können über das Internet abonniert, heruntergeladen und abgespielt werden. Hierbei steht es den Dozierenden offen, ob die Vorlesungspodcasts für alle Studierenden oder nur für ausgewählte Gruppen (z. B. einzelne Kurse, Vorlesungen, Seminare etc.) zugänglich gemacht werden.

     

    Bei audiobasierten Vorlesungspodcasts lassen sich zwei grundlegende Varianten unterscheiden: zum einen der Audiopodcast, bestehend aus einer reinen Audiodatei und zum anderen der erweiterte Audiopodcast (Enhanced Audiopodcast), bestehend aus einer Audiodatei und zusätzlichen Materialien. Die wohl am häufigsten genutzte Form des Enhanced Audiopodcasts ist dabei der Slidecast, bei dem eine Reihe von Folien mit der auditiven Aufzeichnung einer Vorlesung synchronisiert und gemeinsam abgespielt wird. Bei allen audiobasierten Vorlesungspodcasts kann es sich um Vorlesungsmitschnitte oder um extra zu Lehrzwecken erstellte Beiträge handeln.

     

    Im Folgenden werden die zwei Grundformen des audiobasierten Podcasts – Audiopodcasts und Enhanced Audiopodcasts (insbesondere der Slidecast, als dessen gängigste Form) – ausführlicher beschrieben.

    Audiopodcasts

    Reine Audiopodcasts bestehen aus einer Audiodatei, vorzugsweise im MP3 -Format. Audiopodcasts können über das Internet bereitgestellt und beispielsweise in Weblogs eingebunden werden. Über RSS- Feeds können die Studierenden die einzelnen Audiodateien abonnieren. Werkzeuge
    Zum Erstellen eines Audiopodcasts wird sowohl spezielle Hard- als auch Software benötigt. Zum Mitschneiden von Vorlesungen bzw. zur Aufnahme von Audiobeiträgen werden Mikrofone eingesetzt. Am besten geeignet zur Produktion eines Audiopodcasts sind Programme, mit denen Beiträge aufgenommen und bearbeitet werden können. Hierfür eignen sich z.B. die Programme Quicktime und GarageBand4 (Bestandteile Mac OS X) oder der Open-Source- Audiorecorder und -editor Audacity. Die fertigen Audiodateien werden anschließend z.B. auf iTunes U veröffentlicht, einem von Universitäten häufig genutzten Repositorium.

    Beispiel

    • Im RUBcast-Portal der Ruhr Universität Bochum finden Studierende die Mitschnitte von Vorlesungen aus dem Sommersemester 2008 als Audiodateien. Die Dateien können im MP3-Format heruntergeladen und als RSS-Feed abonniert werden.

    2. Enhanced Audiopodcasts

    Ein Enhanced Audiopodcast setzt sich im Allgemeinen aus einer Audiodatei und zusätzlichen, digital aufbereiteten Materialien zusammen und ermöglicht einen interaktiven Zugriff auf die Inhalte. Neben dem Einbinden verschiedener Links, Grafiken, Animationen und Bilder kann der reine Audiopodcast z.B. mit ppt-Folien erweitert werden. Dabei handelt es sich um die in der Praxis gängigste Form des Enhanced Podcasts, den Slidecast. Der Slidecast wird häufig als Übergangsform zum Videopodcast gesehen, da hierbei eine Folienpräsentation mit den passenden Audiokommentaren synchronisiert wird. Der Übergang von einer Folie zur Nächsten läuft jedoch nicht automatisiert ab, sondern es wird „von Hand“ weitergeblättert.

    Werkzeuge

    Das Erstellen eines Slidecasts umfasst die Synchronisierung einer Folienpräsentation (meist einer ppt-Präsentation) mit einer auditiven Aufzeichnung. Hierzu müssen das Präsentationsmaterial im Vorfeld entsprechend aufbereitet, Grafiken, Animationen und Links eingebunden und die auditiven Kommentare aufgezeichnet werden. Anschließend werden die verschiedenen Medien encodiert und synchronisiert.

    In Microsoft Office PowerPoint besteht z. B. die Möglichkeit, Sounds direkt in ppt-Folien einzubinden. Anschließend muss die Folienpräsentation mit einem speziellen Programm (wie z.B. dem Articulate Presenter) in das Flash-Format umgewandelt werden. Die fertigen Folienpräsentationen können dann z.B. über SlideShare veröffentlicht werden.

    Beispiele

    • In einem E-Teacher-Portrait auf den Seiten der VHBW berichtet Dr. Thomas Jechle im Slidecast-Format über seine Erfahrungen in der tele-akademie der HS Furtwangen.
    • Studierenden der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik an der FH Osnabrück stehen Vorlesungsaufzeichnungen in Form von Zusammenschnitten der entsprechenden Veranstaltung als Enhanced Audiopodcasts zur Verfügung.

      Stolpersteine

      • Durch ungünstige räumliche Verhältnisse bzw. eine mangelhafte technische Ausrüstung kann es zu einer schlechten Tonqualität kommen. Testaufnahmen im Vorfeld einer Vorlesung in den jeweiligen Räumlichkeiten können (besonders bei wichtigen und einmaligen Veranstaltungen) Überraschungen beim späteren Anhören der Aufnahmen verhindern.
      • Bei Live-Mitschnitten von Vorlesungen kann, je nach verwendeten Mikrofonen, der Bewegungsspielraum des Dozierenden stark eingeschränkt sein. Eine praktische Lösung stellt hier der Einsatz von Funkmikrofonen dar.

        Vorteile

        • Audiobasierte Vorlesungspodcasts sind technisch relativ einfach, schnell und günstig mit der entsprechenden Soft- und Hardware zu realisieren, egal ob es sich um einen Vorlesungsmitschnitt oder um einen extra zu diesem Zweck aufgenommenen Beitrag handelt. Live-Mitschnitte einer Vorlesung können bearbeitet, erweitert und mit zusätzlichem Material ergänzt werden.
        • Mit audiobasierten Podcasts können Studierende im eigenen Lerntempo aufeinander aufbauende Vorlesungsinhalte gezielt vor- und nachbearbeiten und für Prüfungen wiederholen.

        Vorteile von Audiopodcasts:

        • Die Studierenden können die auditiven Podcasts über mobile Endgeräte sehr flexibel nutzen (beim Joggen, beim Auto fahren, auf Reisen, ...).

          Vorteile von Enhanced Audiopodcasts:

              • Komplexe Zusammenhänge wie Formeln oder Theorien können anhand von Schaubildern, Grafiken oder visuellen Demonstrationen verständlicher dargestellt werden. Dabei ist das synchrone Abspielen des Audiobeitrags mit einer Folienpräsentation (z.B. ppt-Präsentation) möglich, so dass die Folien von den Studierenden nicht mehr selbst dem passenden Audiokommentar zugeordnet werden müssen.
              • Speziell bei Slidecasts kann die Kommentar-Funktion von PowerPoint gut dargestellt werden und zu einem besseren Verständnis der Folien beitragen.
              • Auf dem Repositorium SlideShare werden weitere zu der Thematik des jeweiligen Slidecasts passende Präsentationen angezeigt, sodass die Studierenden die Vorlesungsinhalte mit Hilfe weiteren Präsentationen vertiefen können.

                    Nachteile

                    • Ein auditiver Vorlesungspodcast kann eine Präsenzveranstaltung nicht vollständig ersetzen und muss daher immer ausreichend betreut werden. In den Präsenzveranstaltungen sollten Vorlesungsinhalte gemeinsam nachbearbeitet und diskutiert werden, um ein Verstehen des Gelernten zu garantieren. 
                    • Nicht jeder Inhalt kann durch auditive Podcasts vermittelt werden. Beispielsweise eignen sie sich weniger für Vorlesungen mit praktischen Anschauungselementen, wie physikalischen Versuchen, biologischen oder medizinischen Präparaten etc., da diese bei der auditiven Aufzeichnung verloren gehen. Hier stellen Video-Podcasts eine geeignete Alternative dar.
                    • Es gibt keine Möglichkeit der direkten Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden. Für Nachfragen müssen daher andere Plattformen geschaffen werden (z. B. Foren, Präsenzveranstaltungen, Videokonferenzen etc.).
                    • Werden die Podcasts nicht über eine geschlossene Plattform zur Verfügung gestellt, muss auf die Einhaltung des Urheberrechts besonders geachtet werden.

                    Nachteile von Audiopodcasts:

                        • Bei einer mobilen Nutzung der Vorlesungspodcasts ist nicht immer die volle Konzentration der Studierenden garantiert. Durch auftretende Umwelteinflüsse kann die Aufmerksamkeit z. T. (erheblich) beeinträchtigt werden. Zudem fehlt den Studierenden hierbei die Möglichkeit, sich Notizen zu machen.
                        • Die Synchronisation mit vorlesungsbegleitenden Folien (die den Studierenden ebenfalls zur Verfügung gestellt werden sollten) muss von den Studierenden selbst geleistet werden. Diese eigenständige Synchronisation durch die Studierenden birgt die Gefahr von Fehlern und Missverständnissen. Zudem werden durch die ständige Folienzuordnung kognitive Ressourcen gebunden und die Studierenden können sich nicht vollständig auf die Vorlesung konzentrieren.

                            Nachteile von Enhanced Audiopodcasts:

                            • Enhanced Audiopodcasts können aufgrund des visuellen Aspektes nicht so flexibel genutzt werden wie reine Audiopodcasts (z.B. können Enhanced Audiopodcasts nicht während des Autofahrens abgespielt werden).

                            Weitere Informationen

                            • Informationen zu allgemeinen Vor- und Nachteilen, Gestaltungsmöglichkeiten, technischen Aspekten und Einsatzbereichen von Podcasts in der Hochschullehre finden Sie in den Portalbereichen Didaktisches Design und Medientechnik.
                            • In den e-teaching.org- Mediendatenbanken finden Sie zahlreiche Links zu Podcast-Verzeichnissen, Veranstaltungsmitschnitten und wissenschaftlichen Plattformen.
                            • Weitere Grundlagen zu diesem Thema bietet der e-teaching.org- Langtext von Schmidt, T., Ketterl, M. & Morisse, K. (2007): Podcasts: Neue Chancen für die universitäre Bildung.
                            • In einem Blogeintrag von Mandy Schiefner und Matthias Rohs (2010) finden Sie eine Liste mit Evaluationsstudien zu " Einsatz und Evaluation von Podcasts und Vorlesungsaufzeichnungen an Hochschulen ".
                              Letzte Änderung: 20.07.2015