Prüfungsformen

Prüfungen mit Medieneinsatz werden auch als E-Assessment bezeichnet. Bei der Leistungsbeurteilung können Informationen über den Leistungsstand der Lernenden auf verschiedene Weise eingeholt werden. Beispielsweise kann die aktive Teilnahme am Unterricht, die Durchführung von Projekten, das Verfassen von Hausarbeiten oder das Abschneiden in Tests bzw. in Klausuren zur Beurteilung von Lernprozessen dienen.

Comicfigur bei Prüfungen

Der englische Begriff "Assessment" stammt vom lateinischen Verb "assidere" ab, welches "daneben sitzen" bedeutet. Idealerweise besteht beim Assessment also eine enge Verbindung zwischen Lehrenden und Lernenden, so dass eine detaillierte Einschätzung des Wissens- und Kenntnisstands möglich ist. Im Hochschulalltag sind solche individuellen Betreuungs- und Bewertungssituationen jedoch nur selten realisierbar. Auch E-Assessments bieten kein Patentrezept bei der Vielzahl von Prüfungssituationen aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen. Allerdings können computergestützte wie webbasierte Anwendungen die klassische Leistungsüberprüfung organisatorisch erleichtern und um neue Methoden und Szenarien bereichern.

Zur Vorbereitung von E-Assessments sind deshalb sorgfältige Vorklärungen hinsichtlich der Zielsetzung, der Inhalte, der Zielgruppe, den Prüfungskriterien und der Reliabilität des Assessments notwendig.

Formen des Assessment

Eine grundlegende Unterscheidung besteht zwischen formativer, summativer und diagnostischer Beurteilung sowie zwischen einer Selbstkontrolle des Lernfortschritts und der Beurteilung durch die Lehrenden. Während die Notengebung am Ende des Semesters ein abschließendes, summatives Assessment durch die Lehrenden erfordert, haben Rückmeldungen durch Lehrende, Tutoren oder auch Kommilitonen im Kursverlauf formativen Charakter und dienen der Lernunterstützung. Soll die Autonomie der Lernenden gefördert und direktes Feedback zur Lernunterstützung eingesetzt werden, können während des Veranstaltungsverlaufs Methoden des Selbstassessment zum Einsatz kommen. Das diagnostische Assessment dient der Einstufung in bestimmte Kurse oder auch der Eignungsüberprüfung und ist zeitlich dem eigentlichen Lehr- / Lernprozess vorgeschaltet (vgl. Abb.).

Aus didaktischer Perspektive sollten Assessmentaufgaben authentisch, relevant und vielseitig gestaltet werden. Idealerweise sollte das Assessment die Lernenden in eine realistische Situation versetzen, die es erfordert, verschiedene Wissensarten zu integrieren, wie kognitives Verständnis, technische Fertigkeiten, emotionale oder soziale Kompetenzen sowie die Anwendung des erworbenen Wissens in einem neuen Kontext (Transferlernen). Für die Transparenz des Assessment und die von den Studierenden wahrgenommene Objektivität und Fairness ist es zudem wichtig, ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln, was für eine erfolgreiche Bewältigung der Aufgabe notwendig ist und nach welchen Standards verschiedene Leistungsniveaus definiert werden.

Wenn Assessment nicht sorgfältig geplant, gestaltet und umgesetzt wird, besteht die Gefahr, dass die computergestützte Leistungsüberprüfung auf das Anklicken von Multiple Choice Fragen reduziert wird. Die Möglichkeiten des E-Assessment sind jedoch weit vielfältiger als automatisches Feedback und umfassen beispielsweise E-Portfolios, virtuelle Teamprüfungen, kollaborative Aufgaben, Simulationen und Rollenspiele. Dabei sind unterschiedliche Formen des Assessment geeignet, jeweils spezifische kognitive wie soziale Fähigkeiten zu prüfen (vgl. Tab. 1).

 

Lernziel E-Assessment-Methode
Faktenwissen E-Test (mit automatisch auswertbaren Aufgaben, meist Multiple Choice)
Begriffliche Zusammenhänge Erstellen von Mindmaps
Historische Daten Erstellen von Online-Zeitleisten, z.B. mit Xtimeline
Selbstkontrolle des Lernfortschritts Online-Quiz
Reflexion der Lernstrategie E-Portfolio, Lerntagebuch
Teamfähigkeiten Online-Projektgruppen, Kollaboration per Wiki, Peer-Assessment
Konzeptionelles Verständnis Interaktive Module (Simulation, virtuelles Labor, Webquest)
Problemlösefähigkeiten Online-Rollenspiel, Fallstudien, problembasierte Szenarien
Kommunikation, Rhetorik Diskussionsforen, Weblogs, Online-Vorträge
Kreativität, technische Kompetenz Produktion von Podcasts, Videos, Skripts etc.

Tabelle 1: Formen des E-Assessment

 

E-Assessment bietet Gelegenheiten für eine Selbstüberprüfung der Lernenden, das Potential transparent gestalteter Leistungskriterien, Optionen für die Berücksichtigung verschiedener Wissensarten und nicht zuletzt das Versprechen auf Zeitersparnis bei der Korrektur. Im Folgenden werden folgende Assessment-Szenarien genauer im einheitlichen Pattern-Format vorgestellt: Webquest, Videoprüfung, Hausarbeit, E-Klausur, Peer-Assessment und E-Portfolio.

Beispiele

  • Die Universität Gießen bietet Studierenden der Medizin mit k-MED die Möglichkeit in Onlinekursen mit Hilfe von Videos, Grafiken und Animationen selbstständig verschiedene medizinische Gebiete zu erarbeiten. Sie haben außerdem die Möglichkeit ihren Lernfortschritt zu überprüfen, entweder mittels Übungsaufgaben oder ausgedehnter Examenssimulationen.
  • Das Verbundprojekt LaMedica stellt eine umfassende Lernplattform dar, die einer virtuellen Uniklinik nachempfunden ist und multimedial aufbereitete Bücher, Fallsimulationen, online-Vorlesungen, aber auch virtuelle Prüfungen umfasst.

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Letzte Änderung: 11.09.2015

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