Modularisierung

Die Modularisierung stellt einen Aspekt der Studienreform von Bologna dar. Unter Modularisierung wird die Gliederung der Lehrinhalte eines Studiengangs in Einheiten (Module) mit definiertem Inhalt verstanden.

Die Kultusministerkonferenz definiert Modularisierung als "Zusammenfassung von Stoffgebieten zu thematisch und zeitlich abgerundeten, in sich abgeschlossenen und mit Leistungspunkten versehenen abprüfbaren Einheiten" (KMK, 22.10.2004).

Damit Module hochschulübergreifend auf nationaler und internationaler Ebene anrechenbar sind, ist es wichtig, dass sie vergleichbar sind. Dazu müssen inhaltliche und formale Kriterien festgelegt werden, die die Gleichwertigkeit sichern. Diese ergibt sich laut Definition der Kultusministerkonferenz "(...), wenn sie einander in Inhalt, Umfang und Anforderungen im Wesentlichen entsprechen. Dabei ist kein schematischer Vergleich, sondern eine Gesamtbetrachtung und -bewertung vorzunehmen" (KMK, 22.10.2004).

Module können sich aus verschiedenen Lehr- und Lernformen (wie z.B. Vorlesungen, Übungen, Praktika u.a.) zusammensetzen. Ein Modul kann Inhalte eines einzelnen Semesters oder eines Studienjahres umfassen, sich aber auch über mehrere Semester erstrecken. Die Untergliederung in Studienmodule bietet die Möglichkeit, entweder einzelne Module der Präsenzlehre mit E-Learning Elementen anzureichern oder einzelne Module rein webbasiert anzubieten. Allerdings birgt die Aufgliederung von Studieninhalten in einzelne Segmente auch die Gefahr, dass die Bezüge zwischen den Modulen vernachlässigt werden.

Beschreibung
Module sind einschließlich des Arbeitsaufwands und der zu vergebenden Leistungspunkte
zu beschreiben. Die Beschreibung eines Moduls sollte mindestens folgende Punkte enthalten (KMK, 22.10.2004):

a) Inhalte und Qualifikationsziele des Moduls
b) Lehrformen
c) Voraussetzungen für die Teilnahme
d) Verwendbarkeit des Moduls
e) Voraussetzungen für die Vergabe von Leistungspunkten
f) Leistungspunkte und Noten
g) Häufigkeit des Angebots von Modulen
h) Arbeitsaufwand
i) Dauer der Module

Standardisierung
Modularisierung heißt auch Standardisierung. Modulhandbücher, die für jeden Studiengang Voraussetzungen, Inhalte und Kompetenzziele festhalten, können die Organisation und Verwaltung der Module unterstützen. Studiengangverantwortliche, die die sinnvolle Gliederung des Curriculums überprüfen, können zur Qualitätssicherung beitragen. Wichtig ist allerdings, dass unter den Standardisierungsbestrebungen nicht die Qualität leidet.

Die Erfassung und Verwaltung von Modulbeschreibungen kann in webbasierten Systemen organisiert werden. Die einfachste Lösung stellen HTML -Formulare dar. Eine bessere Organisation und Verwaltung erlauben Moduldatenbanken. Diese können sowohl die Eingabe der Daten als auch den Austausch von Daten unterstützen, zum Beispiel als Schnittstelle zur lokalen Verwaltung und dem Prüfungsamt.

Die Verfügbarkeit von lokalen Modulkatalogen ist Voraussetzung für die Verleihung des ECTS -Labels, eines Qualitätsstandards auf europäischer Ebene in Zusammenhang mit dem Socrates-Programm. Außerdem fördern gemeinsame Moduldatenbanken die Kooperation von Hochschulen und den Austausch von Studierenden auf nationaler und internationaler Ebene. Noch verfügen erst wenige Hochschulen über hochschulübergreifende Datenbanken, wo Module zentral abgelegt und abgerufen werden können. Die Modulbeschreibung muss neben formalen Kriterien auch technische Kriterien, die die verwendeten Standards betreffen, festlegen.

Mehr zu Metadaten & Standards finden Sie im Portal.

Im Zusammenhang mit der Modularisierung wird auch die Möglichkeit der Vermarktung einzelner Module diskutiert. Im Portal finden Sie Informationen zu Geschäftsmodellen der Content Vermarktung.


Beispiele:

  • Einen Einblick in die Oldenburger Moduldatenbank, ein Verbundprojekt von vier norddeutschen Hochschulen, erhalten Sie auf der Seite des Projekts. Das Softwarepaket modulb-01 steht zum Download zur Verfügung.
  • Ihren Studierenden ermöglicht die FH Mainz mit Hilfe eines Modulkatalogs die Modulwahl im Netz.
  • MoPPS ist das Modul Planungs-System der FH Osnabrück. Auf der Seite finden Sie auch das Handbuch zum Planungs-System.
  • Interessante Einblicke gibt das Moduldatenbank-Projekt (ZMDB) der HTW Saarland.
  • Die TU Chemnitz hat zur Unterstützung von Lehrenden einen eBologna Curriculum Designer entworfen. Professoren können damit selbst am Computer die Module erstellen und bearbeiten. In der Eingabemaske wird der Inhalt, das Qualifikationsziel, die Lernformen, der Arbeitsaufwand und der Bearbeitungsstatus angegeben. Die Basis des Systems stellt eine zentrale Datenbank dar, in der die Module aller Studiengänge abgelegt sind.


Aufwand

Ein modulares Studiensystem stellt die Studienorganisation und die Lehrenden vor viele Herausforderungen (vgl. Petzina 2005):

  • Mehr Prüfungsleistungen:
    Die Modularisierung führt zu einer größeren Differenzierung im Prüfungswesen. Jedes Modul wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Dies erfordert eine Reorganisation der Prüfungsabwicklung. Die Prüfungsverwaltung kann durch vermehrten EDV-Einsatz automatisiert werden.
  • Mehr Kooperation:
    Durch die Möglichkeit gemeinsame Module fachübergreifend anzubieten, muss mehr Zeit in die Kooperation investiert werden.
  • Mehr Beratungsleistungen gegenüber den Studierenden, aber auch den Lehrenden
    (Modulwahl, Studienschwerpunkte, Anerkennung von Modulen anderer Studiengänge u.v.a.) .

Beispiele für Lernmodule:
  • Im Rahmen des Projektes Linkolon entwickelt die Uni Essen multimediale Lernmodule zur Einführung in verschiedene Bereiche der Sprachwissenschaft. Die einzelnen Module stehen im Internet kostenlos zur Verfügung. Sie können unter anderem zur Ergänzung von Lehrveranstaltungen im Grundstudium Sprachwissenschaft eingesetzt werden.
  • Das 2004 entstandene VIROR in verschiedenen Fachbereichen Lernmodule zum Selbststudium entwickelt.

Weitere Informationen:
Letzte Änderung: 08.04.2015