Problemorientiertes Praktisches Lernen

Studierendengruppen definieren eigene Mini-Forschungsprojekte. Forschendes Lernen mit Fokussen auf 1. Selbstbestimmung, 2. Verantwortung, 3. Teamarbeit und -entwicklung, 4. Umgang mit Rückschlägen.

Eckdaten

Kann Lösungsansätze für folgende Problemstellungen der Lehre bieten:

  • Geringe Lernmotivation
  • Geringe Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden
  • Geringer Transfer in die Praxis
  • Geringe Kompetenzorientierung in Prüfungs- und Bewertungsformen

Eignet sich für folgende Virtualisierungsgrade:

  • Anreicherung
  • Integration

Nutzt folgende Medieneigenschaften zur Unterstützung des Lernprozesses:

Interaktivität: 5 (trifft vollkommen zu)
Adaptivität: 5 (trifft vollkommen zu)
Synchronizität: 5 (trifft vollkommen zu)
Selbststeuerung: 5 (trifft vollkommen zu)

Das klassische 7-Schritte-Schema des POL wird auf 9 Schritte, die Praxiskomponenten und Ergebnisbewertung einschließen, erweitert. Im Rahmen einer Themenvorgabe (z.B. „Blutkreislauf“) und eines Methodenspektrums (z.B. „Blutdruckmessung nach Riva-Rocci“) erarbeiten und üben interdisziplinäre Kleingruppen (Stärke 5-6) die theoretischen Grundlagen (Schritt 1) und praktischen Fähigkeiten (2, erster Präsenztermin). In den folgenden 3 Wochen definieren die Kleingruppen eigenverantwortlich mögliche Probleme (3), führen ein Brainstorming (4) aus, um Forschungsfrage und Hypothese aufzustellen (5), auf deren Basis sich ihre eigenen Lernziele, experimentellen Methoden und Auswertungsskizzen synthetisieren (6). Letztere werden vor der selbstverantwortlichen Durchführung (7, ca. 4 Wochen) vom Tutor genehmigt. Während dieser Zeit nutzen die Kleingruppen die zur Verfügung gestellten elektronischen Messwertaufnehmer, um Ihre EKG-Kurven – und je nach Wunsch auch andere Biowerte – zu erheben. Diese werden im Anschluss auf den Geräten selbst, oder auf eigenen PCs, weiter analysiert und ausgewertet. Alle dafür notwendigen Kenntnisse erarbeiten sich die Studierenden im Laufe dieses sechsten Schrittes eigenverantwortlich. Messung und Protokoll sind strukturiert wie eine wissenschaftliche Kommunikation (8) und werden zur Abnahme eingereicht. Anschließend erstellt die Gruppe Abschlusspräsentationen und Synthesen, die auf dem zweiten Präsenztermin (9) vorgestellt und von Hochschullehrern bewertet werden. Vier Lernprinzipien werden vereint: Situiertes Lernen an authentischen Problemen, Lernen in multiplen Kontexten, Lernen unter multiplen Perspektiven und Lernen in einem sozialen Kontext.
Mit der Themenvorgabe „Blutkreislauf“ werden u.a. folgende Ziele erreicht:

  • Fachlich: Studierende legen die Theorie der zu Grunde liegenden Physiologie und Anatomie fehlerfrei dar, sie erklären die zugehörigen Regelkreise und führen die vermittelten Diagnoseschritte selbstständig durch.
  • Zwischenfachlich: Studierende bilden technische Regelkreise auf medizinische Verhältnisse ab, kommunizieren zielgerichtet mit Personen verschiedener Fachrichtungen und leiten andere Personen in der Durchführung der Handhabungsschritte fehlerfrei an.
  • Überfachlich: Studierende können kooperativ und selbstbestimmt in einer Gruppe arbeiten, wenden Grundlagen des Zeitmanagement erfolgreich an und können experimentelle Daten anschaulich aufbereiten.

Medieneigenschaften zur Unterstützung des Lernprozesses

Interaktivität: 5 (trifft vollkommen zu)

Elektronische Messaufnehmer (z.B. EKG-Monitore)müssen bedient, Datenanalysen programmiert und Daten visualisiert werden.

Adaptivität: 5 (trifft vollkommen zu)

Nicht nur das digitale Setting, sondern das ganze Projekt passt sich den Lernenden an, da sie es selbst ersonnen haben.

Synchronizität: 5 (trifft vollkommen zu)

Mitglieder der Kleingruppen können die komplexen Messaufgaben nicht nur synchron, sondern ggf. arbeitsteilig abarbeiten.

Selbststeuerung: 5 (trifft vollkommen zu)

Das ganze semesterbegleitende Projekt ist studierendenseitig definiert worden, inkl. der Messaufgaben und des Zeitmanagements.

Lösungsansätze für Problemstellungen der Lehre

Für die folgenden Problemstellungen kann das Praxisbeispiel Lösungsansätze bieten:

  • Geringe Lernmotivation:
    Studierende arbeiten an ihrem eigenen, selbstdefinierten Projekt.
  • Geringe Selbstregulationsfähigkeit der Studierenden:
    Studierendengruppen, die diese Herausforderung nicht schaffen, können niederschwellig individuellen Beistand anfordern.
  • Geringer Transfer in die Praxis:
    Die Projekte sind als Praktikum definiert und stammen aus der Praxis - daher ist der Praxistransfer immanent.
  • Geringe Kompetenzorientierung in Prüfungs- und Bewertungsformen:
    Die hier erworbenen praktischen Fertigkeiten wurden in einem Pilotprojekt identisch im Rahmen einer Klausur praktisch geprüft.

Virtualisierungsgrad

Der Virtualisierungsgrad beschreibt das Verhältnis zwischen Präsenz- und virtuellen Phasen. Das Praxisbeispiel unterstützt die folgenden Virtualisierungsgrade:

  • Anreicherung
  • Integration

Ressourcen

Soft- und Hardware

  • Vernier Labquest (verschiedene Versionen), EKG-Sensoren

Weitere Informationen zum Praxisbeispiel

Kontakt

Sie möchten mehr über das Praxisbeispiel erfahren? Hier können Sie Kontakt zu den Autorinnen und Autoren aufnehmen:

apl.-Prof. Dr.rer.nat. Dipl.-Ing. Martin Baumann
Pauwelsstraße 20
D - 52074 Aachen
Mail: baumann[at]ame.rwth-aachen.de

Dr.-Ing. Andreas Ritter
Pauwelsstraße 30
D - 52074 Aachen
Mail: aritter[at]ukaachen.de