Digitale Medien im sprachsensiblen Fachunterricht

Lehramtsstudierende im DaZ-Modul erweitern in Seminaren einerseits sprachbildungs- und digitalisierungsbezogene Kompetenzen und reflektieren die zeitgemäße Gestaltung von Unterricht. Andererseits erstellen sie digitalen Content für sprachsensible Unterrichtseinheiten. Ein Lehrforschungsprojekt begleitet die Seminare, um Erkenntnisse über einen gelingenden Einsatz digitaler Medien im sprachsensiblen Fachunterricht zu gewinnen.

Schülerinnen und Schüler verfügen über sehr unterschiedliche sprachliche Fähigkeiten. Um dieser sprachlichen Heterogenität gerecht zu werden und alle Lernenden bestmöglich zu unterstützen, bietet die Digitalisierung große Chancen: Sie kann dabei helfen, den Lernprozess zu individualisieren und sprachsensible Unterrichtsansätze zu realisieren. Darüber hinaus sind und werden für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch zunehmend digitalisierungsbezogene sprachliche Kompetenzen relevant, auf die sowohl die Lernenden als auch die Lehrkräfte vorbereitet werden müssen. Allerdings nutzen Studien zufolge Lehramtsstudierende – im Vergleich zu Studierenden anderer Fächer – digitale Medien am wenigsten und zeigen die geringste Motivation, diese in ihrem Studium einzusetzen. Mögliche Gründe hierfür sind, dass ihnen lernbezogene Vorerfahrungen aus ihrer eigenen Schulzeit fehlen und der Erwerb digitaler Medienkompetenz bisher nur in einzelnen Lehramtsfächern verpflichtend ist.

In verschiedenen Seminaren im Modul Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte, die das Thema digitale Medien im sprachsensiblen Fachunterricht in den Blick nehmen, erweitern Lehramtsstudierende ihre Kompetenzen in der Konzipierung digitalgestützten sprachsensiblen Fachunterrichts. Dabei lernen und reflektieren sie, wie sie sprachbildenden Unterricht zeitgemäß gestalten können. Hierfür durchlaufen sie unter anderem selbstgesteuert Lernmodule aus dem Universitätsverbund Digitales Lehren und Lernen (digiLL). Die Seminarleitungen bereiten die Studierenden darauf vor, eine sprachsensible Unterrichtsstunde zu entwerfen, in der sie sprachliche Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler mithilfe von digitalen Medien fördern.

(Angehende) Lehrkräfte können digitale Medien und Tools dabei einerseits als sprachliche Hilfen einsetzen, damit Schülerinnen und Schüler fachliche und sprachliche Lernziele erreichen. Andererseits dient ein didaktisch-methodisch reflektierter Einsatz von digitalen Medien im sprachsensiblen Unterricht dazu, digitalisierungsbezogene sprachliche Kompetenzen (wie das Verfassen digitaler Textsorten, das Lesen am Screen etc.) erfolgreich auszubauen.

In einem Seminar ist inzwischen ein Lernmodul (>>> https://digill.de/course/digitaler-content-in-der-mehrsprachlichen-bildung/)entstanden, in dem Interessierte erfahren, wie sich in der ersten Phase der Lehramtsausbildung sprachbildungs- und digitalisierungsbezogene Kompetenzen in einem Blended-Learning-Konzept gleichermaßen in den Fokus nehmen lassen. Weitere Lernmodule, in denen studentische Umsetzungsbeispiele vorgestellt werden, sind in Planung.

Zudem flankiert ein Lehrforschungsprojekt die Seminare, um Erkenntnisse über den Einsatz digitaler Medien im sprachsensiblen Fachunterricht zu erlangen: Im Rahmen des Lehrforschungsprojekts gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Mercator-Instituts folgenden Fragen nach: Welche Einstellungen haben die Studierenden gegenüber dem Einsatz digitaler Medien im Unterricht? Welche Erwartungen an ihre Selbstwirksamkeit haben sie mit Blick auf die Nutzung verschiedener digitaler Tools? Welche Kompetenzen entwickeln die Lehramtsstudierenden in diesem Bereich und welche Gelingensbedingungen für den Einsatz digitaler Medien im sprachsensiblen Fachunterricht lassen sich ermitteln? Dafür führen Forscherinnen und Forscher eine Fragebogenstudie sowie leitfadengestützte Interviews durch. Aus den Ergebnissen leiten sie Implikationen für die schulische und die universitäre Lehre ab. Einzelne Ideen der Studierenden, die in den Seminaren entstanden sind, sollen hierfür in der Praxis erprobt werden.

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Dr. Till Woerfel ist seit 2017 Post-Doc am Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache in der Abteilung Sprache und Bildungssystem. Er verantwortet dort den Arbeitsbereich Wissen! Was wirkt? und leitet das BMBF-Projekt „Einsatz
digitaler Schreibtools im Fachunterricht der Sekundarstufe“ (EdToolS). Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Deutsch als Fremdsprache der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde 2016 zum Einfluss von Sprachdominanz und sprachspezifischen Mustern bei bilingualen türkisch-deutschen und türkisch-französischen Kindern promoviert. Till Woerfel forscht zu Mehrsprachigkeit und sprachlicher Bildung und interessiert sich in diesem Zusammenhang für digitalisierungsbezogene Themen.