Bischof, L. & von Stuckrad, T. (2013)

Das Arbeitspapier des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) nimmt den Auftrieb, den der Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre durch die aktuelle Debatte um MOOCs erhalten hat, zum Anlass, Chancen und Risiken der Digitalisierung in der akademischen Lehre in Deutschland zu diskutieren.

Die einleitende Bestandsaufnahme im 1. Kapitel stellt dar, dass der Einsatz digitaler Medien zwar nicht neu ist, mit MOOCs jedoch eine neue Reichweite und Sichtbarkeit erhält. Dabei werden sowohl cMOOCs als auch xMOOCs betrachtet, auch unter der Perspektive offener Bildungsressourcen. Unter der Überschrift „Digitalisierung als Revolution?“ wird insbesondere die Skalierbarkeit digitaler Bildungsangebote hervorgehoben: Sie können zugleich sehr große Gruppen adressieren wie auch für einzelne Lernende oder kleine Gruppen angepasst werden, z.B. durch Übungs- und Betreuungsangebote.

Das 2. Kapitel befasst sich mit der Analyse von treibenden Kräften, den Pull- und Pushfaktoren, die das Lernen mit digitalen Medien bzw. MOOCs unterstützen oder behindern. In den Blick genommen werden die Bereiche Technologie, Gesellschaft und Bildung; genannt werden dabei z.B. Faktoren wie die veränderten Lerngewohnheiten der digital Natives, die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens, die Verfügbarkeit von Technologien sowie Effizienzgewinne oder Potenziale für das Hochschulmarketing. Ein eigener Abschnitt geht auf die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem us-amerikanischen Bildungssystem ein und nennt dabei z.B. die steigenden Studiengebühren in den USA im Vergleich zur weitestgehend kostenfreien Hochschulbildung in Deutschland als Faktor, der in den USA einen höheren Handlungsdruck und höhere Anpassungsfähigkeit verursacht.

Zwei weitere Abschnitte des Arbeitspapiers befassen sich mit Potenzialen (3. Kapitel) sowie Problemen und Risiken (4. Kapitel) der Digitalisierung der Lehre. Als Potenziale werden u.a. ein neu entstehender gesellschaftlicher Diskurs über Funktion und Formate akademischer Lehre, die Entwicklung eines Reputationssystems Lehre sowie eines Peer-Reviews in der Lehre angeführt. Mögliche Probleme werden beispielsweise in neuen Anforderungen (etwa bezüglich Betrugskontrolle), aber auch in neu entstehenden Ängsten (z.B. in Bezug auf den Datenschutz) gesehen.

Das abschließende 5. Kapitel, Wie deutsche Hochschulen die Chancen der Digitalisierung nutzen können, nennt als Handlungsfelder die Bereiche Zugang zu Bildung, Effizienz der Lehre, Qualität der Lehre, Weiterbildung, Recruiting und Hochschulmarketing. Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Chancen der Digitalisierung von den deutschen Hochschulen noch wenig genutzt würden. Dabei werden zwar auch Potenziale für die gesellschaftliche und kulturelle Dimension von Bildung gesehen, jedoch steht die hochschulstrategische Perspektive im Vordergrund.