Weishaupt (2009)

Publikationsformen, die via Internet frei zugänglich sind, werden - so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT/ Fachhochschule Gelsenkirchen) - zurzeit erheblich durch etablierte Strukturen des Wissenschaftssystems blockiert. Was die Studie auch feststellt: Aus der Erscheinungsform einer Zeitschrift - ob gedruckt, elektronisch oder beides - und ihrem Vertriebsmodell, kommerziell oder entgeltfrei, können keine Rückschlüsse auf ihre Qualität gezogen werden. Die Wissenschaftler empfehlen vielmehr, dass bisher praktizierte Qualitätskontrollen für wissenschaftliche Zeitschriften kritisch hinterfragt und den Möglichkeiten der neuen Medien angepasst werden.

Dass Open-Access-Zeitschriften sich nur schwer etablieren können, liegt nach Aussage der Wissenschaftler am fehlenden "Impact Factor". Dieser misst die Resonanz eines Artikels im (englischsprachigen) "Web of Science". Nach Einschätzung der Autorin Karin Weishaupt müssen quantitative Verfahren zur Messung der Qualität umfassender gestaltet und an die neuen elektronischen Möglichkeiten angepasst werden. Als Qualitäten von Open-Access-Zeitschriften sieht sie zum Beispiel die Möglichkeit an Links auf Literaturquellen, Primärdaten, multimediale und interaktive Elemente oder Suchfunktionen einzubinden.
Ein interessantes Ergebnis liefert die Studie in Bezug auf Qualitätssicherung über Begutachtungsverfahren: Während insgesamt nur etwa 20 Prozent der wissenschaftlichen Zeitschriften ein Begutachtungsverfahren praktizieren, sind es bei den Open-Access-Zeitschriften mehr als die Hälfte. Statt der herkömmlichen blinden Verfahren, die zeitaufwändig, oft subjektiv und ohne offene wissenschaftliche Kommunikation stattfinden, schlägt Weishaupt allerdings offene Begutachtungsverfahren vor: Damit werde insbesondere die Veröffentlichung der Erstfassung eines Textes erheblich beschleunigt.