Orr, D., Lübcke, M., Schmidt, P., Ebner, M., Wannemacher, K., Ebner, M. & Dohmen, D. (2019)

Die vorliegende AHEAD-Studie des FiBS zusammen mit HIS-HE und weiteren Fachleuten, fasst die Einschätzungen von über 100 internationalen Experten und Expertinnen zu einer Trendanalyse zusammen und legt nahe, dass neue Studienmodelle deutlich an Bedeutung gewinnen werden ohne jedoch das bisherige Konzept vollständig abzulösen.

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Anforderungen an die Qualifikationen und Kompetenzen von Hochschulabsolvent/innen, sondern hat voraussichtlich auch Auswirkungen auf das Lern- und Studierverhalten von Studierendengruppen.

Zukünftig könnte es laut der AHEAD-Studie zur Hochschullandschaft 2030 vier unterschiedliche Lernmodelle in der Hochschullandschaft geben:

  • „Tamagotchi“ – das „klassische“ Modell des unmittelbaren Übergangs von der Schule an die Hochschulen,
  • „Jenga“ – ein verkürztes Erststudium, das im weiteren Lebensverlauf durch neue Lernblöcke erweitert wird,
  • „Transformer“ – das Konzept des späteren Übergangs an die Hochschule, z.B. nach einem Ausbildungsabschluss und Erwerbstätigkeit, sowie
  • „Lego“ – individuell kombinierbare Bildungsbausteine. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Lernenden unterschiedliche Module und Lerneinheiten bei unterschiedlichen Bildungsanbietern nachfragen und diese individuell zu einem Studienabschluss kombiniert und zusammengesetzt werden.

In den Modellen Jenga und Lego hätten laut der AHEAD-Studie die Hochschulen die Aufgabe, die bei anderen Anbietern in vorhergehenden Lerneinheiten erworbenen Kompetenzen zu zertifizieren und in einen ‚regulären‘ und vollwertigen Abschluss zu überführen. Dieses veränderte Studienverhalten hat zum einen Auswirkungen auf die Hochschulen und deren Angebote. Zum anderen ergeben sich erhebliche Auswirkungen auf die Steuerung und Finanzierung der Hochschulen, da das Studienverhalten und damit die Inanspruchnahme konkreter Hochschulleistungen, wie von Lehr- und Studienangeboten, variabler wird. Wenn daher die Hochschulen wie bisher fast ausschließlich pauschal finanziert werden, bildet das die tatsächliche Auslastung nicht ab und es kommt zu Unter- oder Überfinanzierung. Ein Ansatz, der in diese Richtung geht, ist das vom FiBS entwickelte Studienkontenmodell, durch das die Hochschulen auf Basis der jeweiligen ECTS-Punkte finanziert werden.

Während es eine Reihe von Trendstudien gibt, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die wirtschaftliche Entwicklung und die am Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen sowie aus der Binnenperspektive mit den Auswirkungen auf die Hochschulen befassen, verfolgt die AHEAD-Studie einen anderen Ansatz: Sie geht vom individuellen Lern- und Studierverhalten aus und leitet die sich daraus ergebenden Anforderungen auf die Hochschulen ab.

Ergänzend zum Hauptbericht der AHEAD-Studie legen FiBS, HIS-HE und die weiteren Experten vier Vertiefungsberichte u. a. zu den Themen Wissens- und Kompetenzanforderungen einer digitalen Gesellschaft, hochschuldidaktische Herausforderungen und technologische Voraussetzungen der Hochschulbildung vor.