Rezension Arnold, Kilian, Thillosen & Zimmer (2011)

Rezension zu: Patricia Arnold, Lars Kilian, Anne Thillosen & Gerhard Zimmer (2., erweiterte, aktualisierte und vollständig überarbeitete Auflage, 2011): Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.

Nach starker Überarbeitung erschien in 2. Auflage im Sommer 2011 das Handbuch E-Learning. In 12 Kapiteln und auf über 450 Seiten werden die zentralen Handlungsfelder bei der Entwicklung virtueller Lehr-/Lernangebote behandelt. Mit dem Buch wollen die Verfasser/-innen – Patricia Arnold, Professorin für Sozialinformatik an der Hochschule München, Lars Kilian, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich E-Learning an der TU Kaiserslautern, Dr. Anne Thillosen, Co-Leiterin des Informationsportals e-teaching.org am Institut für Wissensmedien in Tübingen und Prof. Gerhard Zimmer, Prof. em. der Helmut Schmidt-Universität Hamburg – anwendungsorientiert und aus didaktischer Perspektive Unterstützung beim Aufbau virtueller Bildungsangebote bis hin zu kompletten Bildungsgängen bieten. Alle beteiligten Autorinnen und Autoren sind seit Jahren im Bereich E-Learning sowohl wissenschaftlich als auch praktisch unterwegs und verfügen über einen umfangreichen Erfahrungsschatz, der in das Buch miteingeflossen ist. Explizit ausgeklammert bleiben technische Detailinformationen und tiefergehende Informationen zu betriebswirtschaftlichen Aspekten, wenn auch die Bedeutung von Technik und Kosten durchaus behandelt wird.

Insbesondere Einsteiger/-innen in das Themenfeld E-Learning finden in dem Band einen guten Überblick zu grundlegenden Aspekten, die bei der Einführung von Lehr-/Lernmedien eine Rolle spielen. Die meisten Inhalte werden in Bezug auf den Hochschulraum dargestellt. Insbesondere was die Entwicklungsgeschichte angeht, hätte man hier vielleicht einen größeren Bogen schlagen können. Nur in Kapitel 12.6 zum Thema E-Learning-Implementierung wird explizit auf die Einführung von E-Learning in Unternehmen eingegangen.

Der Spagat zwischen theoretischem Hintergrundwissen und Praxishinweisen gelingt dem Handbuch allerdings nicht wirklich. Es ist zu vermuten, dass die einen Leser konkrete Handlungshinweise und die anderen tiefergehende Theorie vermissen werden. So fällt u.a. der Ausflug in die Lernpsychologie zu kurz aus, um wirklich als Leser davon profitieren zu können. Vielleicht ist es der Themenvielfalt geschuldet, dass die Abhandlungen oft nur die Oberfläche eines Themas streifen. Die wenigen konkreten Handlungshinweise, die man in einem "Handbuch" erwarten mag, gehen zum Teil ebenso wie technische Details im Fließtext unter. Die wenigen integrierten Tabellen wie in Kapitel 5 zu Merkmalen und Vorteilen verschiedener medialer Präsentationsformen oder in Kapitel 9 zu Phasen der Evaluation empfindet man da als willkommene Unterbrechung des Leseflusses.

Positiv hervorzuheben ist, dass die Verfasser/-innen großen Wert darauf legen, dass die Didaktik und die menschliche Interaktion im E-Learning nicht zu kurz kommen. Es wird Lehrende freuen, zu lesen, dass überall, "wo die bildungstechnologischen Innovationen als Medium – und nicht als Ersatz von Menschen – im pädagogischen Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden dienen, sie […] unbestritten zur Verbesserung der Qualität […] des Lehrens und zu einem motivierten und erfolgreichen Lernen bei[tragen]" (S. 27). Auch wenn es um E-Learning geht, scheuen sich die Autoren nicht, an entsprechenden Stellen die Vorteile der Präsenzlehre zu betonen, wie mit dem Satz: "Diese unmittelbare Lebendigkeit der Diskurse in Präsenzstudiengängen kann prinzipiell durch kein multimediales und interaktives Studienangebot ersetzt werden" (S. 33).

Fazit: Das E-Learning-Handbuch bietet Einsteigern einen umfassenden Überblick wichtiger E-Learning-Themen, wobei die Autoren didaktischen Aspekten immer die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zukommen lassen. Wer sich allerdings bereits im Themenfeld auskennt oder tiefer in didaktische, technische, organisatorische Themenbereiche einsteigen oder mehr über die dahinter liegenden Theorien erfahren möchte, kommt nicht darum herum, andere Literatur hinzuzuziehen.

Letzte Änderung: 08.04.2015