Präsenzvorlesung per Tablet – mehr als ein Ersatz für Tafel- oder PPT-Vortrag

19.04.2018: Heterogenität von Studierenden, etwa in Bezug auf Vorwissen oder Lernstrategien, zeigt sich in Anfängerveranstaltungen oft besonders deutlich. In diesem Erfahrungsbericht wird ein Ansatz vorgestellt, der Studierende dabei unterstützt, eine Vorlesung konzentriert mitzuverfolgen und strukturierte Mitschriften zu machen. Dazu wird das Potenzial moderner Tablets mit den Vorteilen von klassischem handschriftlichem An- und Mitschreiben verbunden.

Die Heterogenität von Studierenden betrifft nicht nur die fachliche Vorbildung, sondern auch Aspekte wie die verfügbaren Lernstrategien, Fertigkeiten, Motivation und Selbstdisziplin oder - gerade zu Beginn eines Studiums - auch die Fähigkeit, einer 90-minütigen Vorlesung konzentriert zu folgen. So ist es in der Mathematik, aber auch in anderen technischen Vorlesungen, üblich, die Entwicklung der Inhalte durch "Dauertafelanschrieb" zu verdeutlichen, eine Methode, die gerade Studienanfänger/innen oft überfordert. Viele konzentrieren sich sich dann darauf mitzuschreiben, denken aber nicht mehr mit und können sich entsprechend an aktivierenden Übungen nicht mehr beteiligen. Auch ein konsequentes Komplettieren unvollständiger Mitschriften und das eigenständige Nacharbeiten fehlen oft noch.

Vor diesem Hintergrund stellt Prof. Dr. Eva Decker (HAW Offenburg) in ihrem Erfahrungsbericht einen Ansatz vor, den sie seit dem Wintersemester 2015/16 bereits mit über 600 Studierenden in unterschiedlichen Veranstaltungen erprobt hat. Dabei werden die Vorteile des klassischen handschriftlichen An- und Mitschreibens mit dem Potenzial moderner Tablets verbunden. Ein vorbereitetes "Mitmach-Skript" kann sowohl für Präsentation der Lehrenden genutzt werden als auch zum Mitschreiben, entweder auf dem Tablet oder auf einem Papierausdruck. Damit wird nicht nur eine strukturiertere Verschriftlichung der Lehrergebnisse gefördert, zugleich lassen sich auch aktivierende Zwischenübungen effizienter durchführen, wie auch erste Evaluationen zeigen.

Über die Autorin

Eva Decker ist Professorin für Mathematik, Angewandte Informatik und Didaktik der Mathematik an der Hochschule Offenburg. Nach dem Studium der Diplom-Mathematik und der Promotion an der Universität Karlsruhe arbeitete sie in verschiedenen Positionen der Softwareentwicklung bei der SAP SE. An der Hochschule Offenburg entwickelt sie als MINT-Professorin im Qualitätspakt Lehre Projekt „MINT College TIEFE - Talente Individuell und Erfolgreich Fördern und Entwickeln“ (BMBF Förderkennzeichen 01PL16016) digital gestützte Lehr-Lern-Szenarien für Studieneingangsphase und Grundstudium.