Bericht GML² 2006

Der Workshop „Grundfragen multimedialen Lehrens und Lernens“ – kurz GML² – fand vom 14.-15. März 06 zum vierten Mal in Folge statt. Stefanie Panke hat für Sie Interessantes in einem Bericht zusammengefasst.

Veranstaltungsort war die Universität Potsdam. Statt der ursprünglich geplanten drei Tage wurde das Programm auf zwei Tage gekürzt. Leider fanden nur wenige Teilnehmer den Weg nach Griebnitzsee: Die Ränge des Hörsaals 3 im Hasso-Plattner-Institut wollten sich nicht recht füllen. An beiden Konferenztagen waren zwischen 30 und 40 Teilnehmer anwesend. Dem Auditorium wurde ein bunter Strauss an E-Learning Erfahrungsberichten und Konzepten geboten. Exemplarisch sollen hier einige Beiträge hervorgehoben werden.

Am ersten Workshoptag überzeugte neben der Keynote von Dr. Martin Wessner zum Thema Tooldesign vor allem der Vortrag von Kai Sostmann. Er berichtete über das Projekt ELWIS MED an der Berliner Charité. In einem Blended Learning Szenario werden Studierenden multimedial aufbereitete fallbasierte Lernmaterialien zum Thema Kinderheilkunde bereitgestellt. Bei der Bearbeitung werden sie tutoriell begleitet. Die über eine Lernplattform zentral abrufbaren Informationen ergänzen den Unterricht am Krankenbett. Auf Grund der kurzen Liegezeiten und dem Schweregrad der Erkrankungen, ist es oft problematisch, grundlegende Untersuchungskompetenzen im stationären Alltag zu vermitteln. Im Campus Fall Player können die angehenden Mediziner ihre Diagnoseverfahren verfeinern und lernen, auf wichtige Details zu achten. Die begleitende Vorlesung wird aufgezeichnet und in verschiedenen Formaten angeboten (MP3, Enhanced Podcast & Flash SWF). Während der Präsenzveranstaltung werden Wissenstests und Stimmungsbilder per TED (Tele-Dialog System) erhoben.

Am zweiten Tag unterhielt Prof. Dr. Debora Weber-Wulff die Teilnehmer mit ihrem lebendigen Vortrag zu lerntheoretischen Hintergründen und konkreten Beispielen aus der Praxis. Sie selbst verfolgt in ihren E-Learning Kursen weder streng behavioristische noch rein konstruktivistische Ideen. Vielmehr geht es ihr darum, sich je nach Zielsetzung bei unterschiedlichen Theoriemodellen Anregungen zu holen. Neben einem Plädoyer für die Lernplattform Moodle, mit der unter anderem die eVideo Fortbildungskurse der FHTW umgesetzt werden, gab Frau Weber-Wulff ihren Zuhörern die Anregung, dass man soziale Probleme nicht technisch lösen könne.

Auf reges Interesse stieß ein Vortrag von Jochen Koubek zu einem Peer Review Verfahren, um studentische Übungen zu bewerten und Rückmeldungen zu geben. Dazu wurde an der Humboldt-Universität ein Gutachtersystem entwickelt, bei dem bearbeitete Übungsaufgaben von den Lernenden wechselseitig beurteilt werden. Jedem Studenten werden dabei die zufällig ausgewählten Arbeiten von Kommilitonen anonymisiert zur Begutachtung vorgelegt.

Michael Weigends Vortrag stand unter dem Motto „Spiel und Spaß“: Er präsentierte die von ihm entwickelte Python Visual Sandbox, eine Umgebung für Lernspiele rund um die Programmiersprache Python. In einem Quiz müssen Spieler entscheiden, welche der ihnen präsentierten Animationen am besten eine bestimmte Programmroutine erklärt. In Puzzles setzen die Spieler unter Zeitdruck eine Funktionsdefinition zusammen. Während der spielerische Ansatz und die animierte Umsetzung insgesamt Anerkennung fanden, schieden sich bei der Zeitbegrenzung die Geister. Diese könne insbesondere Anfänger abschrecken und widerspreche einer genderneutralen Gestaltung: Mädchen und Frauen lernten eher kooperativ und nicht wettbewerbsorientiert, so die Kritik. Dagegen wurde der Zeitdruck von anderen als realitätsnah gewertet.

Dr. Brigitte Grohte und Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos stellten den Ansatz der CeDIS vor, Massenveranstaltungen durch den Einsatz der Lernplattform Blackboard zu ergänzen. Am Beispiel des Fachgebiets Statistik zeigten die Vortragenden auf, wie ein Anreicherungskonzept praktisch umgesetzt werden kann. Hierbei kommt nicht nur Blackboard sondern auch das mit dem Medida Prix prämierte  Statistiklabor zum Einsatz.

Insgesamt wurde den Anwesenden ein anregendes Programm geboten, das allerdings stellenweise von einer stärkeren Fokussierung und zeitlichen Straffung profitiert hätte.