Verbesserung der digitalen Arbeits- und Kommunikationsumgebung für Wissenschaftler:
13.06.2008 | KurzmeldungInitiative: Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen
Die Spitzenorganisationen der Wisssenschaft in der Bundesrepublik haben sich die Verbesserung der digitalen Arbeits- und Kommunikationsumgebung für Wissenschaftler zum Ziel gesetzt. Zwischen 2008 und 2012 wollen sie deshalb in der jetzt verabredeten Schwerpunktinitiative "Digitale Information" ihre Aktivitäten im Bereich der wissenschaftlichen Informationssysteme intensiver koordinieren und weiter ausbauen.
Dabei haben sie sich auf sechs gemeinsame Aktionsfelder verständigt:
(1) Nationale Lizenzierungen
Seit dem Jahr 2004 existiert das Modell der Nationallizenzen, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) initiiert wurde. Das Modell soll unter Einbeziehung der Allianz-Organisationen weiter entwickelt werden.
(2) Open Access
Open Access hat zum Ziel, das weltweite Wissen in digitaler Form ohne finanzielle, technische oder rechtliche Barrieren zugänglich zu machen. Die Allianz will den sogenannten "Grünen Weg" des Open Access durch den Ausbau institutioneller und disziplinärer digitaler Archive und Publikationsserver (sogenannte Repositorien) stärken. Ein weiteres wichtiges Ziel ist es, den "Goldenen Weg" des Open Access fördern. Dazu gehört die Weiterentwicklung von Geschäfts- und Fördermodellen und deren gemeinschaftlicher Finanzierung. In Modellprojekten soll auf eine Umschichtung der Subskriptionskosten auf Publikationskosten hingewirkt werden.
(3) Nationale Hosting-Strategie
Eine leistungsfähige Infrastruktur zum Speichern digitaler Volltexte wird aufgebaut, die den nachhaltigen Zugriff auf elektronische Veröffentlichungen und Daten sichern soll. Die dafür notwendigen neuen Strukturen sind nach Überzeugung der Allianz-Organisationen von ähnlich grundlegender Bedeutung wie der Aufbau elektronischer Datenbanksysteme in früheren Jahren.
(4) Forschungsprimärdaten
Alle Wissenschaftsorganisationen sehen einen dringenden Handlungsbedarf für die systematische Sicherung von im Forschungsprozess erzeugten Daten. Auch hier gilt es, in den jeweiligen Disziplinen angemessene Strukturen und Prozesse zu etablieren, um Forschungsprimärdaten zu sichern, zu archivieren und für eine Nachnutzung bereit zu stellen.
(5) Virtuelle Forschungsumgebungen
Erste Ansätze für vernetzte Forschungsumgebungen bieten die Helmholtz-Gemeinschaft mit den virtuellen Helmholtz-Instituten, die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit dem Förderprogramm "Themenorientierte Netzwerke" sowie die Max-Planck-Gesellschaft und die Leibniz-Gemeinschaft in den gemeinsamen eSciDoc-Entwicklungen. Diese Ansätze werden weiter verfolgt. Dazu werden - wo möglich - gemeinsame Projekte entwickelt.
(6) Rechtliche Rahmenbedingungen
Der Aufbau einer digitalen Forschungsumgebung wird derzeit vor allem durch zwei Faktoren gehemmt: durch das jüngst novellierte Urheberrecht sowie durch unterschiedlich hohe Mehrwertsteuersätze für Printpublikationen (7 Prozent) und für digitale Publikationen (19 Prozent). Die Allianz fordert den reduzierten Mehrwertsteuersatz auch für digitale Produkte. Bei einer zukünftigen Novellierung des Urheberrechts verfolgen die Allianz-Organisationen das Ziel eines "Grundrechts" für Autoren, ihre Ergebnisse im Sinne eines freien Zugangs der Wissenschaft zu Informationen im Open Access publizieren zu können.
Weitere Informationen:
Neben der "Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen" gibt es bereits einzelne Initiativen zum Thema vernetzte Forschungsumgebungen, beispielsweise das Förderprogramm "Themenorientierte Informationsnetze" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dievirtuellen Helmholtz-Instituteder Helmholtz-Gemeinschaft und daseSciDoc-Projekt der Max-Planck-Gesellschaft und dem Fachinformationsinformationszentrum Karlsruhe.
Quelle:
heise.de
Informationsdienst Wissenschaft (idw):
http://idw-online.de/pages/de/news265212