Lesetipp

11.11.2010 |

Lee, M. J. W. & McLoughlin, C. (2011). Web 2.0-Based E-Learning: Applying Social Informatics for Tertiary Teaching. Hershey, New York: Information Science Reference.


Web 2.0-Werkzeuge und webbasierte Lernumgebungen werden in der Hochschullehre immer wichtiger. Der Einsatz von Social Media-Tools zum Wissensaustausch bzw. zur Zusammenarbeit unter Studierenden ist längst in aller Munde. Mit den Veränderungen von Lernumgebungen werden die Lernenden zugleich vor große Herausforderungen gestellt. Sie übernehmen eine immer aktivere Rolle in ihrem eigenen Lernprozess, müssen diesen selbst steuern, eigenverantwortlich relevante Informationen auswählen und diese bewerten. Um die Studierenden hierbei zu unterstützen, sind entsprechende pädagogische und technologische Kompetenzen der Lehrpersonen sowie angepasste Strukturen der Hochschule als Institution dringend notwendig.

Das Buch "Web 2.0-Based E-Learning: Applying Social Informatics for Tertiary Teaching" von Lee und McLoughlin thematisiert wichtige Aspekte, Herangehensweisen, Herausforderungen und Perspektiven rund um das Thema "Lernen mit Web 2.0". In drei übergeordneten Abschnitten wird der Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart bis hin zur Zukunft von Social Media-Technologien in der Lehre gespannt. Autoren aus verschiedenen Ländern legen in 21 Kapiteln theoretische Grundlagen des webbasierten Lehrens und Lernens an Hochschulen, berichten über praktische Erfahrungen und schildern Zukunftsperspektiven der Lehre mit Web 2.0.

Der erste Abschnitt, Section 1, beschreibt die allgemeine Entwicklung und Geschichte von Social Software, ihren Stellenwert in der heutigen Informationsgesellschaft, die Auswirkungen von Web 2.0-Tools auf unterschiedliche Lehr-/Lernkontexte sowie das Verhältnis zwischen Lehre und Pädagogik. Kapitel 3 schlägt beispielsweise den Ansatz der Pädagogik 2.0 vor, der eine Partizipation in Netzwerk-Communities, die Personalisierung der Lernerfahrungen und die Produktivität der Lernenden durch aktive Wissenskonstruktion miteinander verbindet. Als Beispiele für lernerzentrierte Modelle präsentieren die Autoren von Kapitel 5 sogenannte PLEs (personal learning environments) und DLEs (distributed learning environments). Hierbei sollen die Studierenden Fähigkeiten entwickeln, um ihre Lernumgebungen eigenverantwortlich zu gestalten und zu organisieren.

Section 2 baut auf den theoretischen Grundlagen des vorangegangenen Abschnitts auf und vereint unterschiedliche Berichte aus der Praxis. Die Autoren und Autorinnen präsentieren in Fallstudien und Praxisbeispielen innovative Anwendungsszenarien zum Einsatz von Web 2.0 im Hochschulbereich: von kursbezogenen Blogs, über Wikis, Chatangebote, Online-Communities, Social Networks bis hin zum Einsatz von Podcasts und E-Assessments werden verschiedene Tools, ihre Chancen und Probleme bei der Anwendung und Einführung an Hochschulen beschrieben. Im Mittelpunkt der Praxisbeispiele steht u.a. die Rolle der Studierenden als Konsumenten und Produzenten innerhalb des Lernprozesses, der Umgang mit Informationen und Wissen (von der Ideensammlung über die Wissenskonstruktion bis zur Überprüfung von Inhalten), das Einbinden neuer Lernansätze in pädagogische Strukturen und der Begriff der "digital natives".

Schließlich eröffnet der dritte Abschnitt, Section 3, den Lesern mögliche Zukunftsperspektiven und Richtungen beim Einsatz webbasierter Szenarien. Darüber hinaus wird in Kapitel 19 darauf hingewiesen, dass Lehrende und Angestellte im Hochschulbereich mit dem Einsatz von Web 2.0-Technologien ausreichend vertraut gemacht und bei der Entwicklung von Fähigkeiten zur Online-Lehre unterstützt werden müssen. In Kapitel 20 wird den Lesern als mögliche Zukunftsvision das sogenannte "Web 3.0" vorgeschlagen und über eventuell damit verbundene Auswirkungen auf den Lehr-/Lernprozess spekuliert.

Das vom Verlag großzügig auf das Jahr 2011 vordatierte Buch liefert einen umfassenden Überblick über Strömungen, Ansätze und Best-Practice-Beispiele bei der Arbeit mit Web 2.0-Technologien in der Lehre, wobei ein Schwerpunkt auf der Hochschullehre liegt. Dabei werden auch die verschiedenen Bedürfnisse und Sichtweisen der Lehrenden, Studierenden sowie der Institution Hochschule nicht außer Acht gelassen. Das Abstecken der theoretischen Grundlagen und die hieran anschließenden internationalen Erfahrungsberichte aus einzelnen Hochschulen liefern ein mehrschichtiges Meinungsbild und bilden den aktuellen (technischen) Stand der Dinge auf diesem Themengebiet sehr vielseitig ab. Ein Manko bleibt trotz allem: der Verkaufspreis des rund 500 Seiten dicken Buchs liegt momentan bei stolzen 138,99 €.

Hinweise auf weitere interessante Bücher, Artikel und Studien zum Thema E-Learning finden Sie in unseren e-teaching.org-Lesetipps.


Gepostet von: mschmidt
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