Neu: Studie „Digitales Prüfen und Bewerten“ des Hochschulforums Digitalisierung

16.03.2015 | Lesetipp

Eine vom Hochschulform Digitalisierung in Auftrag gegebene Studie bietet einen aufschlussreichen und systematisierten Überblick über die Vielfalt von digital vermittelten Prüfungsformaten, die an Hochschulen bereits jetzt zum Einsatz kommen.

„Digitales Prüfen“ als logische Konsequenz der Bologna-Reform

Mit dem Thema „Digitales Prüfen” verbinden seit Jahren nicht nur E-Learning-affine Personengruppen an Hochschulen große Hoffnungen. Denn mit der Bologna-Reform ist das Prüfungsaufkommen enorm gestiegen – und damit entsteht nicht nur für die Studierenden viel Arbeit, sondern auch für die Lehrenden. Zugleich sind mit der Umsetzung von E-Assessments jedoch auch einige Herausforderungen verbunden, die sowohl die Technik und die Organisation betreffen, als auch den komplexen Bereich der Rechtssicherheit und nicht zuletzt die Frage, welche Inhalte sich mit E-Prüfungen sinnvoll prüfen lassen.

Die Autoren fanden über 150 Praxisbeispiele

Nun gibt die soeben erschienene Studie Digitales Prüfen und Bewerten in einer Bestandsaufnahme einen strukturierten Überblick über den Stand der Dinge und die Vielfalt der (teil-)digitalisierten Prüfungsformate, die derzeit bereits an Hochschulen zum Einsatz kommen. Dazu wurden 169 Praxisbeispiele aus Deutschland (105) und auf internationaler Ebene (64) gesammelt und systematisch betrachtet. Die Studie wurde von der Themengruppe „Innovationen in Lern- und Prüfungsformen” des Hochschulforum Digitaliserung (HFD) und dem CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) in Auftrag gegeben und vom MMB-Institut durchgeführt.

Zunächst geht es um einen Überblick

Im 1. Berichtsteil (Kap. 1-3) werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme vorgestellt. Dabei werden in Kapitel 1 die zurzeit praktizierten und inzwischen zumindest ansatzweise etablierten digitalen Prüfungsverfahren drei Phasen des Lernprozesses zugeordnet: „Diagnostische E-Assessments” werden zu Beginn des Lernens durchgeführt, „formative E-Assessments” finden im Verlauf des Lernprozesses statt, und mit „summativen E-Assessments” wird der Lernerfolg ermittelt. Kursorisch betrachtet werden außerdem „beratende Assessments” vor Studienbeginn sowie qualitätssichernde Assessments nach einer Lehrveranstaltung. Die Praxisbeispiele wurden insgesamt 17 verschiedenen Prüfungsformaten zugeordnet. Kapitel 2 stellt zusätzlich aktuelle Trends und Entwicklungen vor, die das Portfolio digitaler Prüfungen erweitern, z.B. die Prüfung großer Teilnehmerzahlen im Rahmen von MOOCs. Schließlich werden zur Klassifizierung der gefundenen Verfahren in Kapitel 3 zwölf Kriterien vorgestellt, von „Ziel der Prüfung” über „Art der geprüften Lernleistung” bis zu „Rechtlicher Rahmen und Datensicherheit”.

Jede Prüfungsform hat ihre Vor- und auch Nachteile

Der 2. Berichtsteil (Kap. 4 und 5) befasst sich mit den Stärken und Schwächen  der ermittelten (teil)digitalisierter Prüfungsszenarien. Dazu werden in Kapitel 4 die zuvor dargestellten Prüfungsformate zu sieben Szenarien zusammengefasst: (1) „Self Assessment”, (2) „Feedback”, (3) „Safety”, (4) „Flexible”, (5) „Massive”, (6) „Motivation” und (7) „Adaptive”. Die Vor- und Nachteile dieser Szenarien werden jeweils anhand der zwölf in Kap. 3 beschriebenen Kriterien genauer untersucht. Abschließend wird in Kapitel 5 ausgelotet, wie die Chancen der vorgestellten Verfahren zur Akzeptanz in Hochschulen eingeschätzt werden. Dies hängt u.a. von den Rahmenbedingungen ab: So sind manche digitalen Verfahren, die den Anspruch juristischer Unanfechtbarkeit erheben, ebenso aufwändig wie ihr analoges Pendant.

Prüfen mit sozialem Austausch didaktisch innovativer?

Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass digitale Prüfungsformen bereits heute zu einer Bereicherung didaktischer Formate geführt haben - und auch in einem Land mit einer so hoch-regulierten Prüfungskultur wie Deutschland keineswegs so selten sind, wie man vermuten mag. Allerdings ist die Umsetzung rechtssicherer Prüfungen weiterhin aufwändig. Hohes didaktisches Innovationspotenzial wird dagegen in eher spielerischen Formen des informellen Social Learning gesehen. Für alle, die sich weitergehend informieren wollen, sind außerdem das aktuelle Literaturverzeichnis sowie die weiterführenden Links zu den Praxisbeispielen hilfreich.

Download der Studie

Die Studie steht auf der Seite des Hochschulforums Digitalisierung zum Download bereit. Dort finden Sie auch weiterführende Informationen über die Arbeit des HFD.

Weitere aktuelle Studien im Bereich E-Learning und E-Teaching werden vorgestellt unter: http://www.e-teaching.org/materialien/studien/index_html.

Auch zum Thema „digitales Prüfen” können Sie sich auf e-teaching.org informieren, z.B. auf den Seiten des Themenspecials E-Assessment sowie in der Rubrik Lehrszenarien, in der verschiedene digitale Prüfungsformen als Pattern beschrieben sind.

Gepostet von: mschmidt
Kategorie: Lesetipp