Die DFG lädt zur Antragsstellung für das Schwerpunktprogramm „Computational Literary Studies“ ein

06.07.2018 | Ausschreibung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Einrichtung des Schwerpunktprogramms „Computational Literary Studies“ beschlossen. Das Programm zielt darauf ab, die digitale Erforschung von Literatur weiter voranzubringen und steht vor allem Forschenden aus der Literaturwissenschaft (Germanistik, Romanistik u.a.), der Computerphilologie und der Informatik offen. Vorgesehen sind bis zu zwei Förderperioden, die jeweils drei Jahre dauern. Insgesamt 10 bis 15 Einzelprojekte sollen unter dem Dach des neuen Programms gefördert werden. Anträge für die erste dreijährige Förderperiode können bis spätestens 7. November 2018 gestellt werden.

Der Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im März 2018 die Einrichtung des Schwerpunktprogramms „Computational Literary Studies“ (SPP 2207) beschlossen. Als Laufzeit sind sechs Jahre vorgesehen. Die DFG lädt hiermit ein zur Antragstellung für die erste dreijährige Förderperiode.

Mit „Computational Literary Studies“ bezeichnet man die quantitative und formale qualitative Analyse literarischer Texte. Das Schwerpunktprogramm zielt darauf, die weitere Entwicklung solcher datenzentrierten Forschungsansätze in den Literaturwissenschaften zu fördern. Folgende Forschungsschwerpunkte stehen im Fokus:

  • Innovative Verfahren für die computationelle Analyse literarischer Texte entwickeln oder
  • bereits existierende Algorithmen in innovativen Workflows zusammenführen, um neue Erkenntnisse über Entwicklungsprozesse, Strukturen oder andere literarische oder kulturelle Phänomene zu generieren,
  • die Forschung zu bereits bestehenden Algorithmen erweitern, Wege zur Anpassung von Parametern finden sowie das Verständnis ihrer Interaktion mit literarischen Texten verbessern,
  • literaturwissenschaftlich relevante Konzepte formal modellieren und literarische Texte entsprechend annotieren,
  • Theorie- und Begriffsbildung weiterentwickeln, zum Beispiel die Integration von Ergebnissen quantitativ-empirischer Forschung in den qualitativ-hermeneutischen Forschungsprozess erproben und reflektieren.

Im Zentrum des Schwerpunktprogramms sollen literarische Texte, prototypisch verstanden als fiktionale und ästhetisch markierte Texte wie Romane, Dramen oder Gedichte, in einem weiten Sinn stehen: ohne Einschränkung in Hinsicht auf die geografische, kulturelle oder zeitliche Dimension der untersuchten Literaturen sowie auf deren Kanonizität. Gegenstand der Untersuchung kann daher nicht nur Hochliteratur sein, sondern auch Schemaliteratur und andere Formen der populären Literatur. Literarische Texte in diesem Sinne sind bislang erheblich seltener quantitativ erforscht worden als nicht literarische Texte und stellen für computationelle Verfahren unter anderem aufgrund ihres fiktionalen und vielschichtigen Charakters eine Herausforderung dar.

Aus den Eigenheiten des Untersuchungsgegenstands und dem Forschungsstand des emergenten Feldes ergeben sich eine Reihe von Problemfeldern, die in den Projekten adressiert werden können: die Notwendigkeit der Domänenadaption von Werkzeugen zur Textanalyse; das Verhältnis von Norm und Abweichung; die Bestimmung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen literarischen und nicht literarischen Texten; Schwierigkeiten, einen Konsens bei der Annotation literaturwissenschaftlich relevanter Texteigenschaften zu finden; der Mangel an interpretatorischer Transparenz moderner formaler Modelle; die Notwendigkeit des Aufbaus von Referenzkorpora und anderes mehr.

Dieses Programm lässt sich nur durch eine eng vernetzte interdisziplinäre Forschung bewältigen, an der Forscherinnen und Forscher aus den Literaturwissenschaften, den Digital Humanities, der Korpuslinguistik, der Computerlinguistik und der Informatik beteiligt sind. Möglich sind daher auch Tandems von Vertreterinnen und Vertretern der Literaturwissenschaft und einer der anderen genannten Disziplinen, um gemeinsam an einer Aufgabenstellung zu arbeiten.

Nicht geeignet für das Schwerpunktprogramm sind Projekte, in denen die Digitalisierung von Texten im Mittelpunkt steht oder einen großen Teil des Projekts ausmacht. Projekte zur Kommunikation über Literatur sollten auch die Beziehung zu den literarischen Texten selbst untersuchen.

 Anträge für die erste dreijährige Förderperiode können bis spätestens 7. November 2018 gestellt werden.

Weitere Details können der kompletten Ausschreibung entnommen werden.

Gepostet von: embak
Kategorie: Ausschreibung