Digitale Beschilderung

Eine digitale Beschilderung stellt Informationen auf großen oder kleinen Displays bereit, um tagesaktuell Studierende und Campusbesucher zu informieren und bei der Orientierung auf dem Campus zu unterstützen.

Kontext

Räume auf dem Campus werden flexibel genutzt: Im Laufe einer Woche sind Räume für verschiedene Veranstaltungen gebucht, Lehrveranstaltungen finden dabei aber nicht zwangsläufig im Wochentakt immer im selben Raum statt und jedes Semester kann sich zudem die Raumbelegung ändern. Dieser Flexibilität steht eine Orientierungslosigkeit der Studierenden, insbesondere zu Semesterbeginn und bei kurzfristigen Änderungen (z.B. Ausfall von Veranstaltungen oder Raumwechsel), gegenüber. Eine Beschilderung kann Studierenden die Belegung eines Raumes anzeigen, Wege weisen sowie kurzfristig über Campusaktivitäten und Angebote informieren.

Problem

Raumbeschilderungen, Wegweiser und Aushänge sind etablierte Kommunikationswerkzeuge auf dem Campus. Durch die zunehmende Dynamik und Flexibilität der Raumnutzung ist jedoch die Aktualisierung der Beschilderung sehr aufwändig und nicht tagesaktuell möglich. Somit fehlen Studierenden wichtige Informationen über aktuelle Raumbelegungen und Aktivitäten auf dem Campus.

Rahmenbedingungen

  • Informationsbedarf: Studierende und Dozierende müssen wissen, wo eine Veranstaltung stattfindet und es muss transparent sein, was gerade in den Räumlichkeiten der Hochschule geschieht. Studierende und Dozierende möchten wissen, wann ein Raum belegt ist oder ihnen für Lehre und Lernen zur Verfügung steht.
  • Hochschulkommunikation: Campusangehörige erhalten fortlaufend Informationen auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen. Die wichtigsten Informationen sollten tagesaktuell und besonders eindringlich sichtbar sein. Eilmeldungen, Campusmarketing und Ankündigungen sollen alle Campusangehörigen und Gäste erreichen. Bekanntmachungen, Botschaften, Aushänge und aktuelle Raumbelegungen müssen daher für alle gut sichtbar und verständlich sein.
  • Dynamik: Veranstaltungsangebote und Aktivitäten auf dem Campus sind hochdynamisch. Es gibt zwar Semesterpläne und Stundenpläne, doch häufig werden Veranstaltungen verschoben oder umorganisiert. Zudem gibt es zahlreiche Räume, in denen es eine stetig wechselnde Aktivität gibt. So können Makerspaces und Makergaragen, Gruppenarbeitsräume oder Lernboxen von verschiedenen Teams zu unterschiedlichen Zeiten belegt werden. Auch in der Mensa wechselt täglich das Essensangebot. Wichtige Bekanntmachungen müssen zentral und schnell verfügbar sein. Zudem muss sichergestellt werden, dass keine veralteten und falschen Aushänge mehr im Einsatz sind. Das bedeutet auch, dass Informationen häufig an verschiedenen Orten, z.B. in unterschiedlichen Gebäuden, aktualisiert werden müssen.
  • Orientierung: Campusangehörige und Gäste müssen sich schnell auf dem Campus zurechtfinden. Sie sollten bei der Suche nach Räumen und Veranstaltungen unterstützt werden. Ein offener Campus zeichnet sich durch zahlreiche Aktivitäten aus, z.B. kleine Veranstaltungen im Foyer, Ausstellungen von Projektergebnissen und besonderen Projekten in Lernräumen. Andere Campusangehörige und Gäste sollten eine Möglichkeit erhalten, schnell zu erfahren und zu verstehen, welche Aktivitäten gerade in den Räumen und auf den Fluren des Campus stattfinden.
  • Ansprechend und einladend: Informationssysteme sollten ansprechend gestaltet sein. Für besondere Veranstaltungen sollten die Bekanntmachungen einladend sein und neugierig machen. Aktuelle Informationen und bewusst ausgewählte Denkanstöße, etwa Hinweise auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, sollten Aufmerksamkeit erhalten. Neben den reinen Informationen können Bilder und andere Medientypen die Botschaft besser vermitteln als reiner Text.

Lösung

Digitale Beschilderung nutzt große und kleine Displays, um Informationen im physischen Raum sichtbar zu machen. Die dargestellten Informationen werden in einem digitalen System zentral gepflegt und auf verschiedenen Displays angezeigt. Die Displays können nacheinander unterschiedliche Informationen anzeigen, z.B. zur Raumnutzung oder zu wichtigen Campusveranstaltungen. Große Displays können sich an häufig frequentierten Orten – etwa der Eingangshalle, Mensa oder in Lernsälen – befinden, kleinere Displays ersetzen Türschilder an den Räumen.

Details

Die Steuerung der Inhalte kann über ein zentrales System erfolgen. So wird sichergestellt, dass die dargestellten Informationen kohärent und stets aktuell sind. Allerdings gibt es häufig an Hochschulen mehrere unabhängige Informationssysteme, z.B. digitale schwarze Bretter, Informations- und Marketingmaterialien, Stunden- und Prüfungspläne oder Speiseangebote der Mensa. Dieses Informationsangebot kommt oft aus verschiedenen Quellen. Daher muss geplant werden, welche Informationen auf den verschiedenen Displays angezeigt werden.

Einsatzmöglichkeiten für die digitale Beschilderung sind u.a.:

  • Wichtige Mitteilungen an Studierende, Dozierende, Mitarbeitende und Gäste in Echtzeit
  • Tagesaktuelle Termine, Veranstaltungen, Raumbelegungen und Fristen
  • Darstellung von Leitlinien der Hochschulen, besonderen Lernangeboten, Lernräumen oder Veranstaltungsformen
  • Inspiration für Studierende, z.B. durch Denkanstöße oder Projektergebnisse anderer Studierender
  • Bewerbung von Angeboten der Fachschaft oder zentralen Einrichtungen der Hochschule
  • Rückblicke auf wichtige Sportereignisse, Abschlussfeiern oder Tagungen
  • Lokale Informationen, z.B. Wetterdaten oder Aktionen auf dem Campus
  • Speiseangebot der Mensa
  • Wegweiser bei Veranstaltungen, Lagepläne des Campus
  • Ticketsysteme und Wartenummern bei Studierendenservices
  • Digitale schwarze Bretter mit Bekanntmachungen (z.B. hochschulweit, studiengangs- oder fachbereichsbezogen)
  • Informationen zu einzelnen Räumen, insbesondere Veranstaltungsbelegung und Buchungsstatus

Dabei muss zudem festgelegt werden, welche Gruppen von Campusangehörigen Zugriff auf die Inhaltsgestaltung der einzelnen Informationsdisplays haben, damit es nicht unübersichtlich wird oder gegebenenfalls unerwünschte Inhalte angezeigt werden. Es kann auch digitale Wände oder Displays geben, auf denen über Social-Media-Kanäle alle Campusangehörigen Informationen bekanntgeben können. Dies erfordert jedoch eine Moderation der Inhalte.

Für sehr große Darstellungen können auch mehrere Displays zusammengeschaltet werden. Zu berücksichtigen sind ferner unterschiedliche Displayformate, so gibt es etwa digitale Stehlen, die im Hochkant-Format Informationen anzeigen. Für Informationen, die sich eher selten ändern – z.B. Raumbelegungspläne – sollte E-Ink (elektronische Tinte wie bei einem E-Book-Reader oder elektronischen Preisschildern im Supermarkt) in Erwägung gezogen werden, da die Anzeige besonders energiesparend ist.

Stolpersteine

  • Die Zuständigkeit für Wartung und Pflege der Informationen muss klar geregelt werden, da viele verschiedene Gruppen Informationen bereitstellen müssen: Studierendensekretariate, Prüfungsbüros, Dozierende, Hochschulleitung, Studierendengruppen und viele mehr.
  • Dieselben Daten und Informationen sollten auf verschiedenen Displays unterschiedlich dargestellt werden können. So kann z.B. die Information über eine Raumbelegung in einer Übersicht auf einem großen Display erscheinen und gleichzeitig als Einzelinformation auf einem digitalen Türschild.
  • Bei der digitalen Beschilderung sollten existierende Informationssysteme einbezogen werden. Wenn es ein Raumbuchungssystem gibt, dann ist es sinnvoll, die Raumbelegung direkt neben dem jeweiligen Raum und / oder an einer digitalen Übersichtstafel darzustellen.
  • Aufgrund der vielen Informationssysteme auf dem Campus kann es dazu kommen, dass auch verschiedene Systeme für die digitale Beschilderung eingesetzt werden. Dies kann zu inkohärenten Informationen führen und teils doppelten Aufwand bedeuten, wenn z.B. Daten in mehrere Systeme eingetragen werden müssen. Hier ist zu erwägen, die verschiedenen Systeme durch Schnittstellen miteinander zu verbinden.
  • Ebenso wie Papierausdrucke ist die digitale Beschilderung nicht barrierefrei. Die Digitalisierung der Daten ermöglicht aber zumindest grundsätzlich eine Bereitstellung der Informationen über unterstützende Systeme – etwa indem Informationen zur Raumbelegung nicht nur optisch, sondern auch auditiv wiedergegeben werden können.

Vorteile

  • Aktuelle und kohärente Informationen werden allen Personen auf dem Campus bereitgestellt.
  • Es gibt eine zentrale Steuerung der Hochschulkommunikation auf dem Campus.
  • Sowohl der Papierverbrauch als auch der Aufwand bei der Aktualisierung von Beschilderungen werden reduziert.
  • Durch die wechselnde Anzeige unterschiedlicher Informationen auf wenigen Displays wird insgesamt weniger Fläche auf dem Campus mit Aushängen belegt, der Campus wirkt insgesamt aufgeräumter.
  • Visuelle Medien können die Aufmerksamkeit erhöhen und die Attraktivität der dargestellten Informationen steigern. Durch bewegte Bilder und nacheinander dargestellte Infoseiten können mehr Informationen auf wenig Fläche attraktiv dargestellt werden.
  • Die Hochschulkommunikation wird durch erhöhte Sichtbarkeit und Relevanz durch situationsbezogene und tagesaktuelle Informationen verbessert.
  • Im Rahmen der Nutzung für das Campusmarketing wird die Identifikation mit der eigenen Hochschule durch Darstellung von Leitbildern, Zukunftszielen, Erfolgen, besonderen Tagungen, Aktivitäten und Denkanstößen gesteigert.

Nachteile

  • Digitale Beschilderung führt zu hohem Stromverbrauch und Geräteeinsatz. Digitale Displays sind nicht zwingend nachhaltiger als einfache Papierdrucke.
  • Die Systeme müssen gewartet und gepflegt werden. Häufig fallen für die digitale Infrastruktur jährliche Lizenzgebühren an.
  • Die Informationslandschaft an Hochschulen ist sehr heterogen. Die Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen und einheitlich zu präsentieren, kann ein zeitaufwändiger und ressourcenintensiver Prozess sein.
  • Es muss klar geregelt sein, wie Informationen eingestellt werden. Veraltete Informationen auf einem digitalen Display haben aufgrund der hohen Sichtbarkeit eine negativere Wirkung als ein veralteter Aushang oder ein Plakat. Zudem lassen sich Papieraushänge auch von jedem schnell entfernen.

Beispiele

Eine digitale Beschilderung, um die Belegung eines Raumes anzuzeigen, lässt sich je nach Bedarf unterschiedlich umsetzen. Abbildung 1 zeigt die digitale Beschilderung an einem Raum auf dem Bildungscampus Heilbronn. Die Beschilderung ist direkt neben der Eingangstür, etwas unterhalb der durchschnittlichen Kopfhöhe angebracht und kann bequem im Vorbeigehen gelesen werden. Eine seitlich angebrachte, farbige Leuchtanzeige verdeutlicht zudem, ob der Raum gerade belegt ist.

Digitale Raumbeschilderung auf dem Bildungscampus Heilbronn
Abb. 1: Digitale Raumbeschilderung auf dem Bildungscampus Heilbronn (Fotos: Christian Kohls)

Abbildung 2 zeigt größere Displays an den Eingängen zu Hörsälen der FH Bielefeld. Die Displays sind oberhalb der Eingangstüren an der Wand angebracht und können so auch aus größerer Entfernung und von vielen Personen gleichzeitig gesehen werden. Die aktuelle Raumbelegung wird in großer Schrift angezeigt, nachfolgende Belegungen werden seitlich und etwas kleiner dargestellt aufgelistet.

Digitale Beschilderung an der FH Bielefeld
Abb. 2: Digitale Beschilderung zur Raumbelegung von Hörsälen an der FH Bielefeld (Foto: Christian Kohls)

Digitale Displays können nicht nur an der Wand angebracht werden, sondern lassen sich auch als Stele an unterschiedlichsten Orten auf dem Campus aufstellen. Abbildung 3 (links u. mittig) zeigt Informationsdisplays mit E-Ink an der TH Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), die bei der Orientierung auf dem Campus helfen und die Richtung zu Veranstaltungsräumen weisen. Das Display links ist dabei im Hochkantformat seitlich an einer Säule angebracht, das Display rechts freistehend als Stele. Auf dem Foto rechts ist eine Informationsstele auf dem Campus Gummersbach der TH Köln zu sehen.

Digitale Stelen
Abb. 3: Digitale Beschilderung an der TH OWL (links u. mittig) sowie an der TH Köln (Fotos: Christian Kohls)

Große Displays bieten die Möglichkeit, Bildelemente und Informationstexte gleichzeitig anzuzeigen und dabei sowohl eine gute Sichtbarkeit als auch gute Lesbarkeit aus größerer Entfernung zu gewährleisten. Dadurch eignen sie sich beispielsweise gut für großzügiger gestaltete Verkehrsflächen.

Display im Flurbereich an der TH Köln
Abb. 4: Große Displays über einer Sitzgruppe auf dem Bildungscampus Heilbronn (links) und im Flurbereich des Campus Gummersbach der TH Köln (Fotos: Christian Kohls)