Virtueller Campusrundgang

Ein virtueller 360°-Rundgang ermöglicht das Erkunden von Gebäuden, Campusfluren und Lernräumen auf einem digitalen Endgerät. Studierende navigieren sich durch Modelle der physischen Lernräume und können diese aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Sie können sich außerdem eine Gesamtübersicht über den Campus verschaffen, Gebäude erkunden und Labore, Maschinen, Werkzeuge, Materialien sowie weitere Ausstattung einzelner Räume kennenlernen.

Kontext

Hochschulen haben viele interessante Räume, deren Zugänglichkeit unterschiedlich geregelt ist. Für ihre Orientierung auf dem Campus und die Kenntnis von Nutzungsmöglichkeiten der verschiedenen Räume sollten Studierende sich jederzeit einen Überblick verschaffen können. Dies sollte auch möglich sein, wenn Studierende nicht vor Ort sind oder einzelne Räume nicht frei zugänglich bzw. aktuell belegt sind.

Problem

Studierende verfügen häufig nicht über hinreichende Möglichkeiten, sich einen Überblick über das Raumangebot und die Ausstattung von Lernräumen an ihrer Hochschule zu verschaffen. Sowohl einzelne Studierende als auch studentische Arbeitsgruppen wissen daher oft nicht, welcher Raum für ihren Bedarf am passendsten ist, sodass spezifische Nutzungsmöglichkeiten von Lernräumen, Projekträumen oder fachspezifischen Räumen unberücksichtigt bleiben.

Rahmenbedingungen

  • Explorieren ermöglichen: Studierende möchten den Campus erkunden und interessante Räume entdecken. Dazu sollten sie die Möglichkeit haben, ohne andere zu stören oder vor vielen verschlossenen Türen zu stehen.
  • Neugierde wecken: Manchmal muss die Neugierde auf den Campus auch geweckt werden, indem Studierende z. B. Impressionen von verfügbaren Lernräumen erhalten. Wenn der Campus als ein attraktiver Aufenthalts- und Lernort wahrgenommen wird, können sich vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Lernenden ergeben.
  • Den Aufenthalt vorbereiten: Um den jeweils passenden Lernraum zu finden, müssen Studierende sich zunächst einen guten Überblick verschaffen können. Auch für die optimale Nutzung von Geräten und Materialien sollten Studierende die Gelegenheit haben, sich mit dem Aufbau und der Ausstattung von z. B. Projekträumen oder fachspezifischen Räumen in Ruhe auseinanderzusetzen. Dabei sollten sie die einzelnen Räume allerdings nicht zu lange blockieren.
  • Räume mit besonderen Anforderungen: Es gibt Räume, die nur in Begleitung von spezifisch geschultem Personal genutzt werden dürfen, z. B. weil sich darin gefährliche Stoffe oder wertvolle Objekte befinden. Die Nutzungsmöglichkeiten solcher besonderen Räume sind entsprechend begrenzt.
  • Hochschulkommunikation: Spannende und besondere Räume haben nicht nur eine hohe Anziehungskraft auf Studierende, sondern können auch für die externe Hochschulkommunikation genutzt werden. Für Studieninteressierte kann die räumliche Ausstattung einer Hochschule oder eines Fachbereichs ein relevantes Entscheidungskriterium sein. Gängige Formate wie Beschreibungen und Fotos auf den Hochschulwebseiten, Imagebroschüren oder auch Tage der offenen Tür bieten allerdings in der Regel nur eingeschränkte Einblicke in das Raumangebot einer Hochschule. 

Lösung

Ein virtueller auf einer Webseite gestalteter 360°-Rundgang über den Campus kann umfassende Einblicke in die Räumlichkeiten einer Hochschule bieten. Dafür wird kein vollständiges 3D-Modell der betreffenden Hochschule erstellt, sondern es werden 360°-Aufnahmen von den für den Rundgang relevanten Räumen angefertigt und diese miteinander verknüpft. Ergänzend können vielfältige Detailaufnahmen und nach Bedarf auch 360°-Videos eingebunden werden. Auf diese Weise haben sowohl die Studierenden der jeweiligen Hochschule als auch Studieninteressierte und externe Gäste die Möglichkeit, sich einen Überblick über den Campus und interessante Lernräume zu verschaffen.

Details

Das Erstellen von virtuellen Rundgängen ist dank 360°-Kameras und spezieller Autorensoftware inzwischen technisch leicht möglich. Bevor Aufnahmen erstellt werden, sollten die betreffenden Räume allerdings angemessen vorbereitet werden. Räume, die für bestimmte Lernaktivitäten vorgesehen sind, sollten dieses Bild auch im Rahmen des virtuellen Rundgangs vermitteln. In einem Labor könnte beispielsweise ein Versuchsaufbau vorbereitet sein oder in einem Kreativraum könnten Arbeitsmaterialien ausgebreitet auf einem großen Arbeitstisch liegen.

Eine 360°-Kamera kann Panoramafotos und -videos aufzeichnen. Durch spezielle Sensoren kann auch die Raumtiefe erfasst werden, so dass das Zusammensetzen mehrerer Aufnahmen von verschiedenen Positionen aus vereinfacht wird. Beim Bearbeiten der Aufnahmen und Zusammensetzen der einzelnen Aufnahmen können Hotspots festgelegt werden. Ein Hotspot ist eine interaktive Markierung innerhalb der aktuell dargestellten Kameraperspektive. In der späteren Nutzung des virtuellen Rundgangs können durch das Anklicken des markierten Bildschirmbereichs die Position und die Perspektive gewechselt werden. Hotspots können auch eingesetzt werden, um zusätzliche Informationen einzublenden. Zum Beispiel kann die Detailansicht eines Experimentalaufbaus, einer Maschinensteuerung, eines Moderationskoffers oder eines Posters in einem Lernraum dargestellt werden. Außerdem können den Nutzenden auf diese Weise weitere Interaktionen ermöglicht werden, wie beispielsweise das Öffnen einer Tür, das Drehen einer Kamera oder das Abspielen eines Videos. 

Stolpersteine

  • Die Realisierung eines virtuellen Campusrundgangs erfordert eine sorgfältige Planung und kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Unter Umständen bietet es sich an, studentische Projekte und/oder studentische Hilfskräfte in die Erstellung dieses Angebots einzubinden.
  • Bei der Aufnahme von Fotos und Videos ist darauf zu achten, dass die erforderlichen Genehmigungen eingeholt werden. Insbesondere sollten keine Studierenden oder andere unbeteiligte Personen aufgenommen werden, ohne dass deren schriftliche Zustimmung vorliegt.
  • Nach der Bearbeitung des virtuellen Rundgangs mit einer Autorensoftware erfolgt die Speicherung der betreffenden Dateien zumeist über Cloud-Lösungen außerhalb der Hochschule. Dafür ist vorab zu klären, ob es Datenschutzrichtlinien gibt, die es zu beachten gilt. 

Vorteile

  • Im Unterschied zu einem Video oder einer Fotostrecke ermöglicht ein virtueller Rundgang, die gezielte Navigation durch diejenigen Bereiche des Campus, die für die betreffende Person von besonderem Interesse sind.
  • Studierende können sich einen umfassenden Überblick über das Raumangebot ihrer Hochschule, insbesondere über interessante Lernräume und deren Ausstattung, verschaffen.
  • Virtuelle Rundgänge unterstützen die grundlegende Orientierung auf dem Campus.
  • Das Angebot kann für die externe Hochschulkommunikation eingesetzt werden.
  • Ein virtueller Campusrundgang kann auch für Lehrprojekte, wie die Erstellung eines hybriden Ausstellungsrundgangs genutzt und mit diesen kombiniert werden.

Nachteile

  • Die Produktion eines virtuellen Campusrundgangs ist sehr aufwändig.
  • Aufnahmen veralten schnell, wenn sich die Raumkonfiguration ändert.
  • Das Angebot ist passiv und erlaubt meist keine Formen der Interaktion innerhalb der Räume.

Werkzeuge

Für die Erstellung eines virtuellen Campusrundgangs werden insbesondere benötgt:

  • 360°-Kamera
  • Autorensoftware (z. B. PanoramaStudio, Matterport, RoundMe oder iStaging)

Beispiele

Die Hochschule Schmalkalden bietet einen mit Matterport erstellten virtuellen Rundgang durch ihre Räumlichkeiten. Ausgewählte Räume und Labore können im Detail besichtigt werden, zentrale Einrichtungen und Anlaufstellen der Hochschule werden im Rundgang besonders hervorgehoben. Die Räume können zudem auch mit einem VR-Headset in virtueller Realität begangen werden.

Der virtuelle Rundgang der Hochschule Landshut beginnt hoch über dem Campusgelände und bietet aus 50 Metern Höhe einen Gesamtüberblick über alle Gebäude. Die Lage wichtiger Gebäude, Räume und Einrichtungen ist in der Ansicht kenntlich gemacht. Fachspezifische Räume, wie Labore, ein Creative Lab, aber auch Foyer, Bibliothek oder Audimax können einzeln angesteuert und besichtigt werden.

Die Universität Oulu in Finnland bietet allen Hochschulangehörigen mehrere offene Kollaborations- und Arbeitsumgebungen an. Eine große, vielfältig ausgestaltete Lernlandschaft befindet sich auf dem Campus Linnanmaa und kann online im Rahmen einer virtuellen Tour erkundet werden.

Auch die Lernlandschaft der Bibliothek auf dem Bildungscampus Heilbronn kann in einem virtuellen Rundgang begangen werden. Weitere 360°-Rundgänge durch ihre Bibliotheken bieten u. a. die Hochschule Reutlingen, die Hochschule Bochum oder die Hochschule Wismar.

Verknüpfte Patterns