COLAC-Modell

Collaborative Academic Paper Writing

16.08.2006

Im Rahmen des über das Internet in englischer Sprache durchgeführten Kurses "eHistLing² (englische Sprachgeschichte) wurde ein Konzept entwickelt, um die Studierenden beim Schreiben von Referaten in kollaborativen Lerngruppen anzuleiten und zu unterstützen. Das "COLAC"-Modell orientiert sich, vereinfacht gesagt, am Ablauf eines wissenschaftlichen Symposiums: Das von einer "Autorengruppe" eingereichte Referat wird einem Peer-Review-Verfahren unterzogen, aufgrund der Hinweise der "Rezensentengruppe" von der "Autorengruppe" überarbeitet und dann durch die "Rezensentengruppe" in Kurzfassung vor dem Plenum referiert, das die Langfassung bereits kennt. Verantwortlich für den Inhalt zeichnet die "Autorengruppe".

2006 konnte das Modell erstmalig mit räumlich getrennten Gruppen aus Basel und Zürich durchgeführt werden. Die Präsentation und Diskussion der Referate wurde dabei als Videokonferenz realisiert.

Ziele und Inhalte

Das für den praktischen Lehrbetrieb in der Anglistik (Linguistik) entwickelte Modell ist für beliebige Fächer geeignet, vor allem in den Geisteswissenschaften. Es kann in Lehrveranstaltungen jeder Art (traditionell und virtuell) eingebunden werden, in denen in Kleingruppen solche Referate geschrieben und vorgetragen werden, die über die reine Zusammenfassung der Forschungsliteratur hinaus gehen. Einzige Voraussetzung ist das Vorhandensein einer elektronischen Kommunikationsplattform, vorzugsweise eines Foren -Systems.

Didaktisches Konzept

Das Abfassen von Referaten - als Vorstufe zum wissenschaftlichen Publizieren - gilt heute als eigenständige akademische Schlüsselqualifikation. Im Studium werden meist nur formale Aspekte des Schreibens vermittelt; eine weitergehende Einweisung scheitert schon am Betreuungsaufwand. Neben dieser Überlegung spricht auch der Wandel zu lernerzentrierten Unterrichtsformen für das Modell einer Lerngemeinschaft, die über die Arbeitsgruppen üblicher Art hinausgeht und einen hohen Grad an Interaktion, Verantwortlichkeit und Kommunikationsfähigkeit voraussetzt. Im "COLAC"-Modell findet nicht nur eine intensive Auseinandersetzung mit inhaltlichen Fragen, sondern auch ein gruppendynamischer Prozess statt - durchaus auch mit Konfliktpotential (unterschiedliche Interessen- und Motivationslage der "Autorengruppe", "Rezensentengruppe" und Kursleitung). Dabei werden internetbasierte Kommunikationsmöglichkeiten extensiv genutzt, auch im Sinne einer Protokollierung, Evaluierung und einheitlichen Versionsverwaltung. Neben der Beschäftigung mit der inhaltlichen Seite der Referate vertieft das Modell wichtige Schlüsselqualifikationen wie Kommunikationskultur im digitalen Medium und Sozialkompetenz bei der Gruppenarbeit.


Abb. 1: COLAC - Modelldarstellung


Abb. 2: Realisierung von COLAC im Kurs eHistLing


Das "COLAC"-Modell orientiert sich am konstruktivistischen Lernparadigma. Es basiert weder auf festgesetzten Instruktionen, noch liefert es prototypische Lösungsansätze. Über die zentralen Prozesse des Schreibens, der Rezension und der Präsentation soll Wissen im Modell individuell reflektiert und verfestigt werden. Das Modell bedient sich im Aufbau und während der Durchführung der Elemente des kooperativen Lernens, wie sie etwa von Johnson/Johnson/Holubec (Cooperative Learning in the Classroom, 2002) aufgestellt wurden (positive Interdependenz, individuelle Verantwortlichkeit, unterstützende Interaktion).

Weitere Informationen zu "COLAC" und dessen Einbindung in die Lehre finden Sie in einer Powerpoint-Präsentation von A.H. Jucker und G. Schiltz.

Im Bereich Lehrszenarien erhalten Sie weitere Informationen zur Sozialform " Gruppenarbeit " sowie zur Moderation von Online-Gruppen. Unter anderem finden Sie hier auch eine Checkliste sowie vertiefende Artikel zum kooperativen E-Learning.

Curriculare Verankerung

Das "COLAC"-Modell ist integraler Bestandteil von Lehrveranstaltungen (Basel: Proseminar 2 SWS, 3 ECTS; Zürich: Pflichtveranstaltung zum Mittelenglischen). Die entstandenen Referate (und die Dokumentation ihrer Entstehung) sind in diesem Rahmen vollwertige Studienleistungen.

Technik

Zugang

Gegenwärtig ist das "COLAC"-Modell im LMS Moodle implementiert. Der Zugang zum aktuellen Kurs erfordert eine Anmeldung und einen "enrolment key", der beim Veranstalter angefordert werden muss. Das Kursmaterial von "eHistLing" ist frei zugänglich über http://www.ehistling-pub.meotod.de. Zugang zu den Diskussionsforen aus einem früheren Kurs (aus der Sicht des Kursleiters und eines Teilnehmers) sind verfügbar über http://www.ehistling.meotod.de, wofür eine Zugangskennung angefordert werden muss .

Benötigte Software

Voraussetzung für die Durchführung des Modells ist das Vorhandensein einer elektronischen Kommunikationsplattform, vorzugsweise eines Forensystems, und einer kompatiblen Textverarbeitung bei allen Beteiligten. Zur Ansicht der Beispiele wird ein aktueller Browser mit einem Plug-In zum Lesen von PDF -Dateien (z.B. Acrobat Reader) benötigt.


Zielgruppe

Grundstudium (Proseminar): Das Modell ist geeignet für Lehrformen und Studienphasen, in denen das Einreichen von Referaten (als Vorstufe zum wissenschaftlichen Publizieren) gefordert und geübt wird.

Ergebnisse

Formative Evaluierungen der Lehrveranstaltungen finden laufend statt.

Zum Projekt

Website

http://www.ehistling-pub.meotod.de/

Ansprechpartner/in

Dr. phil. Guillaume Schiltz
Englisches Seminar
Universität Basel
Nadelberg 6
CH-4051 Basel

E-Mail: Guillaume.Schiltz@unibas.ch

Förderung

Gefördert von der Universität Basel aus dem "Innovationspreis E-Learning" 2003 (CHF 34.000), von der Universität Zürich aus der "Initiative Interaktives Lernen" 2005-06 (CHF 25.000) und vom Swiss Virtual Campus aus dem "Konsolidierungsprogramm Interaktives Lernen" 2006-07 (CHF 150.000).

Finalist des MedidaPrix 2006 (unter den zehn besten Einreichungen).

Beteiligungen und Kooperationen

Kooperation mit den Englischen Seminaren der Universitäten Zürich und Lausanne.

Kategorisierung

Lehrfunktion

  • Wissenserarbeitung
  • Üben u. Anwenden
  • Wissenstransfer
  • Diskussion u. Austausch
  • Feedback u. Lernerfolgskontrolle

Medieneinsatz

  • PDF
  • Newsgroup
  • Shared Workspace
  • Videokonferenz
  • E-Mail

Fachbereich

  • Sonstiges

Lehrszenarien

  • Praktikum
  • Projekt
  • Seminar
  • Betreuung

Kategorie

  • Lehr-/Lernszenario