Die studentische Perspektive im Fokus der Forschung

10.11.2009 |

Was wissen wir abgesehen von standardisierter Lehrevaluation und informellen Gesprächen über die Perspektive der Studierenden? Was zeichnet ihren Medienalltag aus? Was denken sie über E-Learning?In loser Folge erscheinen im Notizblog Ausschnitte internationaler Forschungsergebnisse, Studien, Vorträge und Publikationen, die die Studierendenperspektive in den Mittelpunkt stellen.


Kirkwood & Price (2005)von der Open University (UK) befasst sich mit dem didaktischen Design von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) in der Hochschullehre, mit dem Ziel, das Lernerlebnis der Studierenden zu verbessern. Annahme ist, dass ein besseres Verständnis der studentischen Mediennutzung auch in einer Verbesserung des Instruktionsdesigns resultiert. Als Datenbasis werden Umfragedaten aus 5 Jahren Lehrevaluation an der Open University herangezogen (1996-2002), insbesondere jahrgangsweise per Post versandte Fragebögen, aber auch kleinere, zum Teil qualitiative Studien zu einzelnen Kursen bzw. Kursmaterialien. Insgesamt fließen 80.000 Datensätze in die Analyse ein. Es werden insbesondere drei Fragestellungen beleuchtet:
  1. Zugang zu ICT sowie Nutzungsintensität im Alltag der Studierenden
  2. Nutzungsweise und Nutzungsformen (Anwendungen zur Dokumentenverarbeitung, Kommunikation, Informationsbeschaffung)
  3. Motivation, Einstellungen und Präferenzen
„The conclusion is that, although ICTs can enable new forms of teaching and learning to take place, they cannot ensure that effective and appropriate learning outcomes are achieved. It is not technologies, but educational purposes and pedagogy, that must provide the lead, with students understanding not only how to work with ICTs, but why it is of benefit for them to do so.“ (p.257)

Conole et al. (2008)berichten Ergebnisse des JISC Projekts „Student Experiences of Technologies“, kurz LXP. Die Studie aus dem Jahr 2006 bezieht Studierende unterschiedlicher Disziplinen und Hochschulstandorte innerhalb Großbritanniens mit ein. Im Zentrum der Untersuchung stehen zwei Fragestellungen: Wie nutzen und erfahren Lernende E-Learning und in welcher Weise trägt E-Learning zum Lernalltag bei? Die Autoren kombinieren Umfragedaten mit ausführlichen Einzelfallstudien, im Einzelnen werden Online-Fragebögen, Interviews und Voicemail-Nachrichten als sogenannte „Audiologs“ eingesetzt. Die Autoren gliedern ihre Befunde in vier Themenbereiche:
  1. Informationssuche und –verarbeitung:„Students used the web extensively to extend their understanding of concepts and supllement course material. Search engines and information sites such as Wikipedia were frequently mentioned. Several reported that searching with Google was their first action when trying to get information for an assignment.“ (p. 514)
  2. Kommunikation:„Many students reported using mobile phones frequently to phone and text each other, to discuss issues related to their learning, and particularly for assignment queries. They also used MSN Messenger and other instant messaging software especiallz for international communications. They expressed positive feelings about the communication technologies they used, though some found the frequent interruptions which arose as a consequence of this constant communication disruptive to study“ (p.516)
  3. Aufgabenbearbeitung:„A high proportion of reported ICT-usage was in connection with assessed work. […] All were positive about the benefits of PowerPoint and Word and some wondered how they had ever managed without these tools.“ (p.517)
  4. Lernumgebung:„Critical factors with respect to students’ perceptions of the value of their institutional VLE [Virtual Learning Environment] appear to centre on whether the VLE was well designed, relevant to their needs and appropriately embedded into the culture of the course. The findings hint that students are beginning to move beyond VLEs as a central resource and that they use the VLE only when it meets specific, individual needs.“ (p.518)

Weitere Informationen bietet der JISCOnline-Report.
 
Liotsios, Demetriadis & Pombortsis (2007)von der Aristotle University in Thessaloniki beschäftigen sich mit der Fragestellung, was Studierende über die Einführung von E-Learning in ein traditionell organisiertes Präsenzsetting denken. Das Autorentrio untersucht dem Paradigma der Aktionsforschung folgend zwei Blended Learning Seminare, die im Wintersemester 2004 und 2005 durchgeführt wurden. Die Untersuchung soll den Studierenden Praxiserfahrung mit E-Learning vermitteln, Meinungen und Einstellungen gegenüber E-Learning dokumentieren und diese zur Qualität der E-Learning-Aktivitäten in Beziehung setzen. Die Studierenden erwiesen sich als innovationsoffen und schätzten die Vielseitigkeit der Online-Lernaktivitäten. Ablehnung resultierte in organisatorischen und technischen Problemen. Keine Akzeptanz fanden geschlossene Multiple Choice Testumgebungen als Mittel der Leistungsbewertung.

Die Autoren ziehen ein interessantes Fazit:„In conclusion, the key to a succesful implementation of e-learning activities to tranditional course, therefore, would appear tob e the provision of tools that enable teachers to customise the LMS environment tot he interests and the needs oft he learner rather than having to work with a centrally imposed and managed learning platform.“ (p. 83)

Zu guter Letzt: Die Ringvorlesung von Prof. Dr. Uwe Bellmann informiert über die Weiterentwicklung von E-Learning-Angeboten durch studentische Evaluationen. Die E-Learning-Angebote am Hochschulsprachenzentrum der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig werden seit fünf Jahren regelmäßig evaluiert. Der Vortrag erläutert, was sich durch die Evaluationen konkret verändert hat.http://connect.iwm-kmrc.de/p86664823/

Gepostet von: mschmidt
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