Neues E-Book: Das E-Learning-Handbuch für LehrerInnen

30.11.2009 |

Eine Publikation des EU-Projekts TACCLE

Das Akronym TACCLE steht für „Teachers' Aids on Creating Content for Learning Environments”, ein von der EU gefördertes Projekt zur Lehrerfortbildung aus der Förderlinie „Lifelong Learning“:„The TACCLE project is designed by teachers for teachers and caters for those with only basic computer skills and limited technical support.“
Das Projekt wird koordiniert durch das belgische Institut GO!. WeiterePartner sind die italienische Berufsbildungseinrichtung Training 2000,die österreichische Agentur via-media, die italienische UniversitätUrbino, die spanische Bildungsberatungsstelle „Junta de Andalucia“sowie die walisische Initiative Pontydysgu. Assoziierter Partner istdie FH Südschweiz. Neben Workshops zur Lehrerfortbildung und einerWebseite zur Dokumentation ist als Ergebnis des Projekts einmehrsprachiges Handbuch erschienen. Stefanie Panke hat die deutscheFassung für e-teaching.org gelesen.

„Das E-Learning-Handbuch für LehrerInnen“ gliedert sich in fünf Abschnitte: Erste Schritte, E-Learning Pädagogik, Lernumgebungen, Gestaltung digitaler Lernobjekte sowie Netzwerke und Communities. Gedacht für den Einsatz von E-Learning in Schulen und Weiterbildungseinrichtungen ist das Handbuch dennoch eine empfehlenswerte Einstiegslektüre für E-Learning-Akteure an Hochschulen. Die klare Lernzielorientierung und praktische Übungen am Ende jedes Kapitels machen es zu einer wertvollen Grundlage für die Konzeption von Schulungen und Workshops.

Für anwendungsorientierte Fortbildungen eigen sich insbesondere die Kapitel zwei bis zwölf. Einer tabellarischen Aufstellung und Kurzvorstellung nützlicher Tools folgt eine Tour d’Horizon durch das Web 2.0, von Weblogs über Podcasting und Videosharing bis Folksonomies. Auch erfahrene E-Teacher können hier noch Entdeckungen machen, ich habe beispielsweise die Anwendung Voicethreads sogleich ausprobiert. Ein weiteres Highlight bildet das Kapitel zu Assessment in Abschnitt zwei („Pädagogik des E-Learnings“)“, das eine abgewogene Bewertung automatisierter Assessment-Prozeduren mit einer kritischen Diskussion von Zielen, Chancen und Herausforderungen der Leistungsüberprüfung verbindet. Abschnitt drei präsentiert eine knappe Vorstellung technischer Eigenschaften von Lernmanagementsystemen neben einer Einführung in das Konzept der Personal Learning Environments (PLEs) – ein Indiz, dass formale, institutionalisierte und informelle Lernwelten von den Autoren als gleichberechtigt wahrgenommen werden. Das Kapitel zu PLEs schließt mit der interessanten Aufgabe, ein Bild der eigenen Informationsressourcen und Lerngewohnheiten zu zeichnen und so die persönliche Lernumgebung abzubilden. Abschnitt vier („Gestaltung von Digital Learning Objects“) bietet eine Einführung in die standardisierte und austauschbare Ablage von Lernobjekten. Hier überzeugte mich vor allem die informative Zusammenstellung verschiedener Authoring-Systeme.

Einzig der letze Abschnitt („Netzwerke und Communities“) verlässt die konkrete und pragmatische Dokumentation. Für eine fundierte Reflexion ist die Darstellung jedoch zu knapp und in weiten Teilen ungenau. Auch sprachliche Unzulänglichkeiten, die in der praxisorientierten Beschreibung weniger störend sind, machen die Lektüre medientheoretischer Exkurse nicht vergnüglicher – ein Beispiel:„Medialisierte Räume entstanden durch die Erfindung der Druckpresse, obwohl manche Menschen behaupten, dass selbst vor dieser Zeit Gemälde und andere Kunstwerke eine Form des medialisierten Raums darstellten. Unabhängig davon, welche persönliche Meinung Sie dazu haben, lässt sich mit Sicherheit sagen, dass die Bedeutung und das Wachstum des medialisierten Raums durch Printprodukte dramatisch zugenommen haben“(S.111).

Ein bedenkenswerter Aspekt taucht eigentlich nur als Randnotiz im Vorwort des Buches auf. So schreiben die Autoren:„Als wir die Subvention von der Europäischen Kommission beantragten, vermuteten wir, dass der Schwerpunkt dieses Handbuchs auf dem Einsatz von Learning Management Systemen liegen würde, die die Organisation und Verwaltung von Lernprogrammen für SchülerInnen sowie die Organisation von Lernmaterialien unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt schien dies die bedeutendste Technologie für die Erstellung und Verwaltung von Inhalten zu sein. Seither haben wir jedoch eine explosionsartige Verwendung der Social-Networking-Applikationen wie z. B. Weblogs und Wikis als Teil dessen, was als Web 2.0 bezeichnet wurde, miterlebt.“

Welche Aspekte des E-Learning im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, ist gewissen Moden unterworfen. In Forschung und Praxis sind E-Learning-Aktivisten meist mehr um Innovation als um kritischen Rückblick bedacht. Doch folgt die reflektierte Erkenntnis erst zeitversetzt zum Praxisgeschehen. Ob also Web 2.0 Anwendungen die Landschaft der Lernmanagementsysteme übernehmen oder um persönliche, individuelle Lernumgebungen ergänzen und ob ihr Einsatz auf Dauer ein zentrales E-Learning-Thema bleibt, wird sich in Zukunft zeigen. 

Nach einer Registrierung steht das E-Book auf der Webseite des Projekts TACCLE zum Download verfügbar:

http://www.taccle.eu/component/option,com_docman/task,cat_view/gid,7/Itemid,46/lang,en/

Gepostet von: mschmidt
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