Draußen mit WLAN

Zusätzliche Lernbereiche entstehen, wenn die Außenflächen des Campus Sitzgelegenheiten für Gruppen bieten und das WLAN stark genug ist, um draußen Laptops zu nutzen. Während papierbasiertes Arbeiten mit Flipcharts oder Klebezetteln draußen recht schwierig ist, können digitale Geräte problemlos eingesetzt werden. Auch haptische Materialien, z.B. Legosteine, können draußen genutzt und später abfotografiert werden. Durch die Digitalisierung der erarbeiteten Inhalte lassen sich diese problemlos wieder mit ins Gebäude nehmen.

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Abb. 1: Sitzgelegenheiten im Außenbereich der University of Virginia (Foto: Christian Kohls)

Kontext

In der Regel bietet der Campus einer Hochschule auch Außenflächen, auf denen Studierende sich aufhalten können. Diese Flächen können nicht nur für Pausen, Entspannung und informelle Gespräche, sondern auch im Rahmen von Lehrveranstaltungen genutzt werden. Dies gilt insbesondere, wenn es sich um kleinere Lerngruppen handelt oder eine größere Kohorte in bestimmten Arbeitsphasen in kleinere Gruppen aufgeteilt wird. Während die Gruppen draußen arbeiten, können Arbeitsaufträge und Ergebnispräsentationen in klassischen Lernräumen innerhalb des Gebäudes stattfinden.

Problem

Studierende wie Dozierende zieht es bei gutem Wetter nach draußen. Doch ohne ausreichende Sitzmöglichkeiten für Arbeitsgruppen und ohne eine stabile Internetverbindung sind die Außenbereiche des Campus nicht für hybride Lehr- und Lernszenarien geeignet. Studierende können draußen nicht auf digitale Lernmaterialien und -medien zugreifen und haben meist keine optimalen Arbeitsbedingungen für das gemeinsame Erarbeiten von Resultaten.

Rahmenbedingungen

  • Projektorientierung: Curricula, die einen großen Anteil projektorientierter Lehre enthalten, profitieren davon, wenn vielseitige Möglichkeiten für selbstorganisierte Gruppenarbeit geboten werden.
  • Breakout-Sitzungen: Durch die Nutzung digitaler Konferenzsoftware sind Studierende inzwischen daran gewöhnt, häufig in kleineren Gruppen Ergebnisse zu erarbeiten, da das Aufteilen einer Großgruppe in Kleingruppen in der Online-Lernumgebung auf Knopfdruck funktioniert. Auf dem Campus ist dies meist nicht so einfach, da nur begrenzt Gruppenräume zur Verfügung stehen.
  • Sich treffen: Gruppenarbeitsplätze im Freien zeichnen sich durch Offenheit aus. Andere Studierende können die Lernaktivitäten sehen, spontan zu Gruppen dazustoßen und sich leichter vernetzen, da man sich gegenseitig sieht.
  • Mobilität: Studierende sind für mobiles Arbeiten ausgestattet. Durch mobile Endgeräte können Materialien und Medien leichter an Orten außerhalb geschlossener Räume zugänglich gemacht werden.
  • Natur inspiriert: Kreativität wird durch natürliche Umgebungen angeregt und der Aufenthalt an der frischen Luft ist gesundheitsförderlich. Das Arbeiten in einer offenen Umgebung auf dem Außengelände führt zudem zu einer informelleren Atmosphäre. Man fühlt sich draußen wohl, wenn das Wetter schön ist. Warum sich also in Innenräumen aufhalten?

Lösung

Außenbereiche des Campus sollten durch Sitzgelegenheiten für große und kleine Gruppen so gestaltet werden, dass Studierende selbstorganisiert oder im Rahmen von Lehrveranstaltungen dort gemeinsam arbeiten und lernen können. Durch flexibel verstellbare Außenmöbel, Sitzbänke, Picknicktische, Lerninseln und Lernecken im Freien lässt sich das Lernraumangebot erweitern. Dabei sollte sichergestellt werden, dass der WLAN-Empfang zuverlässig und flächendeckend auf dem Campusgelände funktioniert. Wenn eine durchgehende WLAN-Versorgung auf den Außenflächen des Campus nicht möglich ist, sollten Flächen mit gutem Empfang gekennzeichnet werden. 

Details

Lernbalkon HS Ruhr West
Abb. 2: Hybrider Lernraum kann auch auf Balkonen entstehen, wie hier auf dem Campus Mülheim der Hochschule Ruhr West (Foto: Christian Kohls)

Das Arbeiten auf dem Außengelände des Campus kann z.B. in Lernpavillons, auf Grünflächen und Plätzen, verteilt über verschiedene bauliche Ebenen, auf Dachterrassen oder Balkonen stattfinden. Sitz- und Lernmöglichkeiten sollten klar als solche erkennbar und einladend gestaltet werden. Studierende sollen das Gefühl haben, dass das Verweilen auf den Außenflächen des Campus nicht nur erlaubt, sondern erwünscht ist. „Lernraum“-Schilder machen manchmal das scheinbar Offensichtliche erst sichtbar.

Lernorte im Freien bieten meist keine Möglichkeit, Präsentationsfolien zu projizieren, bzw. Tafelmedien oder Whiteboards zu nutzen. In kleineren Gruppen können die Teilnehmenden jedoch mit ihren mobilen Endgeräten auf Materialien zugreifen und ihre draußen, z.B. auf Notizblöcken oder Arbeitsbögen, erarbeiteten Arbeitsergebnisse mit dem Smartphone aufnehmen und später in einem Innenraum für alle projizieren.

Durch Zonierung verschiedener Bereiche können einzelne Lerngruppen in Ruhe und ungestört arbeiten. Sitzgelegenheiten für Gruppen sollten auch draußen ergonomisch sein, d.h. Sitz- und Tischhöhe sollten für gesunde und bequeme Arbeitsbedingungen sorgen. Wie generell in allen Bereichen auf dem Campus ist auch auf dem Außengelände möglichst ein barrierefreier Zugang zu Sitzgruppen herzustellen.

Bänke und Mauern schaffen informelle Austauschplätze. Dabei können einige Studierende sitzen, während andere stehen. Wenn mit dem Laptop gearbeitet wird, dann sollten alle Studierenden sitzen können. Zudem sollten ausreichend schattige Plätze vorhanden sein, damit die Sonne nicht auf dem Display reflektiert. Überdachte Außenflächen bieten Sonnen- und Regenschutz. 

Stolpersteine

  • Draußen lernen und arbeiten funktioniert nur bei gutem Wetter. Daher sollte das Arbeiten im Freien nur eine Option sein. Zusätzlich sollten Ausweichräume oder, wenn der Wechsel in mehrere kleine Innenräume nicht möglich ist, alternative didaktische Ablaufpläne vorhanden sein.
  • Durch laute Geräusche im Freien (Verkehr, Bauarbeiten, andere Gruppen) kann das Lernerlebnis beeinträchtigt werden. Daher sollte es auch auf den Außenflächen Bereiche geben, die ruhiger sind, z.B. durch Bäume oder Hecken abgetrennte Bereiche. 

Vorteile

  • Durch die WLAN-Abdeckung der Außenbereiche kann auch Draußen auf Lerninhalte und digitale Werkzeuge zugegriffen werden.
  • Es erfolgt eine bessere Nutzung der Campusfläche. Durch die Öffnung der Außenfläche als Lernort lassen sich zusätzliche Lernbereiche für Gruppen schaffen.
  • Außenflächen können vielseitig gestaltet und flexibel genutzt werden.
  • Durch die Bereitstellung von WLAN und Sitzbereichen auf Flächen außerhalb der Hochschulgebäude können Studierende überall auf dem Campus arbeiten und nahtlos auf digitale Lernressourcen zugreifen.
  • Durch Fotoaufnahmen können Arbeitsergebnisse, die draußen entstanden sind, leicht an andere Orte oder Lernräume innerhalb des Hochschulgebäudes mitgenommen werden.
  • Die Außenbereiche und damit der gesamte Campus gewinnen an Attraktivität.
  • Es entstehen fließende Übergänge zwischen Lernen, Entspannen und sich untereinander Vernetzen. Auf freier Fläche steigt die Chance, dass sich Studierende und Dozierende, sowie Angehörige verschiedener Fachdisziplinen einander begegnen. 

Nachteile

  • Während das Geschehen draußen inspirieren kann, besteht auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Ablenkungen unterschiedlicher Art.
  • Wenn für eine Lehrveranstaltung zunächst ein großer Raum, z.B. ein Hörsaal, belegt wird, dann bleiben wertvolle Lernflächen im Innenraum blockiert und ungenutzt.
  • Die Durchführung von Lehrveranstaltungen auf den Außenflächen ist stark wetterabhängig. Das feste Einplanen von Arbeitszeiten im Freien ist nur im Sommer möglich und auch dann nur, wenn es verfügbare überdachte Bereiche gibt.
  • Durch Lernaktivitäten kann der informelle und offene Charakter von Außenflächen verloren gehen – aus Freizeitflächen werden dann Arbeitsflächen.
  • Einladende Außenbereiche können außerhalb des Vorlesungsbetriebs durch ungebetene Gäste für Partys und andere hochschulfremde Aktivitäten zweckentfremdet werden.

Beispiele

Die Bergische Universität Wuppertal bietet ihren Studierenden einen Outdoor-Lehr- und Lernraum (Abb. 3). Ein großes Schild macht die Funktion der Außenfläche sofort sichtbar.

Outdoor-Lernraum Uni Wuppertal
Abb. 3: Outdoor-Lehr- und Lernraum an der Bergischen Universität Wuppertal (Foto: Christian Kohls)

Auf dem Außengelände der PH Karlsruhe sind an verschiedenen Stellen durch Hecken eingefasste Sitzgelegenheiten angelegt worden. Die Hecken bieten zu den Seiten einen Sichtschutz, Bäume schaffen zusätzlich Schatten.

Sitzgelegenheiten auf dem Campus der PH Karlsruhe
Abb. 4: Sitzgelegenheiten auf dem Außengelände des Campus der PH Karlsruhe (Foto: Christian Kohls)

Lernaktivitäten können auch auf Dachterrassen oder, wie auf dem Campus Mülheim der Hochschule Ruhr West, auf Balkonen stattfinden (Abb. 2 und Abb. 5). Tische und flexible Stühle ermöglichen die Arbeit in Kleingruppen.

Lernbalkon der HS Ruhr-West
Abb. 5: Lernbalkon auf dem Campus Mülheim der Hochschule Ruhr West (Foto: Christian Kohls)

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