TED-Sessions

TED-Vorträge sind online verfügbar und fassen ein aktuelles wissenschaftliches Thema in ca. 12 Minuten durch eine ausgewiesene Expertin bzw. einen Experten zusammen. In einer TED-Session schauen Studierende und Dozierende gemeinsam mehrere TED-Vorträge, die thematisch miteinander verbunden sind und zum Curriculum einer Lehrveranstaltung passen. In die Session werden Diskussionsmomente eingebaut.

Kontext

Es gibt sehr gut aufbereitete Vorträge kostenlos im Netz. Die TED-Talks sind dafür ein herausragendes Beispiel, es gibt jedoch auch viele beeindruckende Aufzeichnungen regulärer Konferenzen.

Doch wie wird ein Bezug zu den Learning Outcomes der Module von Studierenden hergestellt? Wie finden Studierende die passenden Videos zu einer Lehrveranstaltung? Und wie können sie miteinander in Austausch treten?

Problem

Es gibt zu viele Videos und Studierende können schnell „Lost in Cyberspace“ sein. Zudem findet eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Inhalten oft nur statt, wenn Studierende mit anderen in Austausch kommen.

Rahmenbedingungen

  • Qualität: Das Netz ist voll von hochwertigen Videos, die gut an die Lehrinhalte von Modulen anknüpfen. Doch es gibt auch viele schlechte Videos, die einem die Zeit rauben oder womöglich zu falschen mentalen Konzepten führen können.
  • Bezug: Der Bezug zu den Learning Outcomes eines Moduls sollte klar hergestellt werden. Eine kuratierte Auswahl von Videos ist sinnvoll.
  • Verknüpfung: Oft lassen sich mehrere Videos gut kombinieren, um verschiedene Perspektiven zu erhalten. Doch das Suchen nach verschiedenen Videos reißt die inhaltlichen Zusammenhänge auseinander. Besser wäre es, wenn Recherche und Nutzung der Videos getrennt sind.
  • Austausch: Es sollte die Möglichkeit geben, sich mit Kommilitonen und Kommilitoninnen sowie Dozierenden über die Inhalte auszutauschen. Neben offensichtlichen Anknüpfungspunkten sollten neue Querbezüge identifiziert werden.
  • Gemeinsam, synchron, fokussiert: Wie bei einer inversen Konferenz sollte es ein Ambiente geben, in dem sich fokussiert mit einem Thema auseinandergesetzt wird.

Lösung

Es werden regelmäßige TED-Sessions organisiert, in denen gemeinsam mehrere Vorträge zu einem Thema angeschaut werden und es eine anschließende Diskussion gibt. Dies sollte in gemütlicher Atmosphäre stattfinden, der Hörsaal wird zum Konferenzsaal.

Details

Ein TED-Tag oder ein TED-Abend kann aus mehreren Sessions bestehen. Jede Session umfasst mehrere Videos zu einem Thema. Das einzelne Video sollte eine Länge von 10-15 Minuten haben. Eine Session kann zwischen 3 und 4 Videos umfassen, danach sollte es einen Diskussionsblock geben.

Eine TED-Session kann in den Vorlesungsalltag als fester Bestandteil eingebaut werden. Auch TED-Abende sind möglich, d.h. die Session findet in informeller Rahmung nach den Vorlesungen statt und grenzt sich vom Studienalltag ab.

Das Thema für die TED-Session sollte vorher angekündigt werden. Es sollte als besonderes Event umgesetzt werden, ähnlich wie ein Campus-Kino. Mit vorbereiteten, inspirierenden Fragen können Denkanstöße gesetzt und gemeinsam mit den Studierenden Bezüge zu Modulen aus dem Curriculum hergestellt werden.

Stolpersteine

  • Das Kuratieren der Filme kann durch Dozierende, wissenschaftliche Mitarbeitende oder auch durch Studierende erfolgen. Wichtig ist dabei, dass in jedem Fall eine Qualitätsprüfung stattfindet. Das heißt, die Videos sollten zueinanderpassen, einen Bezug zu Lehre und Forschung haben und akademischen Standards folgen.
  • Es sollte eindeutig definiert werden, ob die TED-Sessions ein zusätzliches, informelles Angebot sind oder als Grundlage für Prüfungsleistungen herangezogen werden (z.B. das Schreiben von Zusammenfassungen oder Lernportfolios). Stellt die TED-Session eine offizielle, studienrelevante Veranstaltung dar, empfiehlt sich eine Durchführung zu üblichen Vorlesungszeiten, um Studierende mit familiären oder beruflichen Verpflichtungen nicht zu benachteiligen.
  • Wenn ein zu starker Unterschied zu regulären Lehrveranstaltungen besteht, kann eine TED-Session schnell als reine Freizeitveranstaltung und als wenig wissenschaftlich wahrgenommen werden. Dies könnte die Teilnahme und Bereitschaft zur Mitarbeit reduzieren. Hier muss eine gute Balance zwischen informeller Lehre und curricularer Relevanz geschaffen werden.
  • Es muss eine minimale Teilnehmerzahl erreicht werden. Wird die TED-Session als informelles Event angeboten, sollte sie aktiv beworben werden, beispielsweise indem engagierte Studierende direkt angesprochen und eingeladen werden.

Vorteile

  • Durch das gemeinsame Anschauen der Vorträge wird ein gemeinsames Erlebnis geschaffen und so die Lerncommunity gestärkt.
  • Ein informeller Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden wird gefördert.
  • Die kuratierten Playlists können auch unabhängig von dem Event genutzt werden. Es empfiehlt sich, die Playlists erst nach dem Event bereitzustellen, um so den Spannungsbogen zu erhöhen.
  • Es werden vielfältige Perspektiven auf ein Thema sehr kompakt vermittelt.
  • Die Studierenden tauschen sich untereinander aus und lernen das kritische Reflektieren über Vorträge.

Nachteile

  • Das Format kann sich schnell abnutzen.
  • Organisation und Durchführung erfordern einen hohen zeitlichen Aufwand, insbesondere die Recherche nach geeigneten Vorträgen.
  • Der Bezug zum Curriculum ist nicht immer offensichtlich.
  • Die besondere Atmosphäre der Veranstaltung ist von der wenig beeinflussbaren Teilnehmerzahl abhängig.
  • Wenn neben der dozierenden Person auch noch weitere wissenschaftliche Mitarbeitende an der TED-Session teilnehmen, erhöht sich sehr schnell der Aufwand an Personalressourcen.

Beispiele

Anhand einer Studie mit 60 Studierenden im Fach Englisch konnte Tryanti Abdulrahman zeigen, dass TED-Talks lernförderlich sind. Wie der Artikel „TED talks as listening teaching strategy in EAP classroom“  in The Asian ESP Journal 2018 (Vol. 14, Issue 6) beschreibt, wurden durch das Anschauen von TED-Talks sowohl die Motivation als auch das akademische Vokabular der Studierenden gesteigert.

Eine weitere Studie zur Nutzung von TED-Talks im Unterrichtskontext hat Mutia Sari Nursafira 2020 im Journal of English Language Studies (Vol. 2 No. 2) veröffentlicht. Der Journalartikel „TED Talks in EFL Context: An Alternative Way for Teaching and Improving Student’s Speaking Skills“ hebt hervor, dass TED Talks ein gutes Beispiel für den Einsatz von Technologie in der Lehre sind. Die dargestellte Studie bezieht sich auf den Sprachunterricht in der Schule und zeigt in diesem Kontext, dass Lehrpersonal sowie Schülerinnen und Schüler motivierter sind und inspiriert werden. Zudem erhalten sie einen interkulturellen Einblick.

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